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VW: Was Anleger vor den Q3-Zahlen wissen müssen

Simon Ruić / 30.10.23 / 11:42

Die Aktie von Volkswagen (WKN: 766403) startet mit einem Sprung zurück über die 100-€-Marke in die Woche, nachdem Einzelheiten über den Umbau der Software-Sparte durchgesickert sind. Wie sollten sich Anleger vor den am Donnerstag anstehenden Quartalszahlen positionieren?

stock.adobe.com/AA+W

ℹ️ Volkswagen vorgestellt

Die Volkswagen AG mit Sitz in Wolfsburg ist ein weltweit führender Hersteller von Automobilen und Nutzfahrzeugen mit einem Portfolio von zehn Auto-Marken, darunter Audi, Skoda, Seat und Bentley. Abseits des Autogeschäfts bietet Volkswagen auch Services im Bereich Finanzdienstleistungen an. Die aktuelle Marktkapitalisierung liegt bei knapp 52 Milliarden €.

Kurserholung zum Wochenstart

Die Stimmung bei VW-Aktionären ist gedrückt. Nachdem der Konzern vor einer Woche eine Gewinnwarnung vorweggeschickt hat, fragen Anleger sich, welche bösen Überraschungen ihnen am kommenden Donnerstag noch blühen könnten, wenn der Autobauer seinen Q3-Finanzbericht vorlegen wird.

Am heutigen Montag legt der DAX-Titel jedoch um +0,75% zu und klettert damit wieder über die psychologisch wichtige 100-€-Marke. Dass das Papier mit Schwung in die „Zahlenwoche“ startet, dürfte mit einem Freitagnachmittag veröffentlichten Manager-Magazin-Bericht zusammenhängen.

Manager-Magazin: Software-Sparte plant 2.000 Entlassungen

Demnach will VW im Rahmen eines Restrukturierungsplans rund 2.000 Stellen bei seiner angeschlagenen Software-Sparte Cariad streichen. Der Vorstand hätte den Plan in einer Sitzung am vergangenen Mittwoch gebilligt, berichtet das Medium unter Berufung auf Insider in höchster Führungsebene.

Der Konzern hat den Bericht bislang nicht bestätigt, ließ jedoch über einen Sprecher mitteilen, dass sich die Transformationsplanung, an der Cariad-CEO Peter Bosch seit Sommer arbeitet, in der Endphase befinde.

Der frühere Bentley-Produktionschef Bosch ist Anfang des Jahres zum Leiter bei Cariad ernannt worden, um die Einheit wieder auf Kurs zu bringen. Die unter dem ehemaligen VW-Konzernchef Herbert Diess gegründete Software-Sparte hat ihr Budget überschritten und ihre Ziele nicht erreicht. Das hat mitunter zu hohen Mehrkosten geführt, da die Markteinführung von neuen Modellen verzögert werden musste.

Dudenhöffer sieht Europas Branchengrößen in der Klemme

Bei Volkswagen wurden unter der Ägide von Ex-CEO Diess wichtige Weichenstellungen bei den Themen E-Mobilität und Software viel zu spät vorgenommen. Das macht auch das Fazit von Branchenexperten Ferdinand Dudenhöffer deutlich, das die Nachrichtenagentur DPA am Sonntag veröffentlichte.

Chinesische Hersteller seien den deutschen Branchengrößen demnach um Jahre voraus – insbesondere auf den Gebieten autonomes Fahren und Sprachsteuerung. VW und Co. sollten daher mit den Emporkömmlingen aus dem Reich der Mitte enger zusammenarbeiten, um nicht noch mehr wertvolle Zeit zu verlieren, so Dudenhöffer.

Zudem wäre in Europa ein Wandel im Ansehen der chinesischen Marken erkennbar. „Wenn sie Innovationen haben, eine gute Qualität haben, Dinge haben, die andere nicht haben, dann werden die Leute das kaufen“, sagte der Wirtschaftswissenschaftler.

EU-Zollsatz weit unter dem internationalen Vergleich

Aus meiner Sicht sind die Aussagen von Dudenhöffer eine Spur zu alarmistisch. So bezeichnete der 72-Jährige das Vorgehen der EU-Kommission gegen chinesische Marktmanipulation als „das Schlimmste, was man machen kann“. Die chinesische Gegenreaktion auf neue Einfuhrzölle könne der deutschen Autoindustrie „gleich zwei oder dreimal“ schaden, warnte er.

Ich glaube nicht, dass die europäischen Big-Player nennenswerte Vergeltungsmaßnahmen aus Peking zu befürchten haben. Schließlich liegt der europäische Standardsatz auf Autoimporte derzeit noch bei aus chinesischer Sicht vorteilhaften 10%, während EU-Hersteller 15-25% an Zöllen zahlen, um Fahrzeuge nach China zu exportieren.

Über eine moderate Anpassung der EU-Satzes wird sich in Peking also niemand ernsthaft beschweren können – zumal Europa im internationalen Vergleich noch viel Aufholpotenzial hat, etwa gegenüber dem US-Importzoll von 27,5%.

Schützenhilfe vom Ex-EZB-Chef

Man darf daher guter Dinge sein, dass die EU-Politik die Wettbewerbsfähigkeit der eigenen Autoindustrie stärken wird und neue Wachstumsimpulse bevorstehen. Ich habe großes Vertrauen in den bei der EU-Kommission für die Maßnahmen verantwortlichen Mario Draghi. Es würde mich nicht überraschen, wenn sich der ehemalige italienische Ministerpräsident und EZB-Chef als geschickter Stratege und Mittler in der Sache entpuppt.

Da die VW-Aktie seit 18 Monaten in einem Abwärtskanal gefangen ist, dürfte der anstehende makroökonomische Rückenwind nun eine Erholung einleiten. Was aus Investorensicht ebenfalls für den DAX-Titel spricht, ist die derzeit äußerst attraktive Dividendenrendite von über 9%.

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