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Uniper-Aktie: Warum Nerven wie Drahtseile nötig sind!

Jens Lion / 26.07.22 / 12:09

Die Aktie des Energieversorgers Uniper (WKN: UNSE01) kennt nach wie vor nur eine Richtung, und es ist nicht die, die Anleger für gewöhnlich mögen. Wo kann der Titel einen Boden bilden? Und was müssen Investoren nach dem Rettungspaket wissen?

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Uniper erzeugt Strom aus Kohle und Gas und zählt zu den drei größten Gashändlern in Deutschland. Der Düsseldorfer Konzern ist 2016 durch Abspaltung aus dem Essener Energiekonzern E.ON entstanden. Seit März 2020 gehört das Unternehmen mehrheitlich dem finnischen Energiekonzern Fortum.

Tägliche Millionenverluste

Uniper rennt eindeutig gegen die Zeit. Der Konzern ist in der Vergangenheit Lieferverpflichtungen für Energie und Gas eingegangen, die unter anderem Gazprom bedienen sollte. Das Modell klang stinklangweilig: Gas kaufen, teurer verkaufen – fertig!

Jetzt kommt das Gas aber nicht oder nur in begrenztem Umfang. Und Uniper muss trotzdem seine Lieferverpflichtungen erfüllen. Dafür muss das Unternehmen Höchstpreise am Markt zahlen, erhält selbst aber nur die „alten“ Preise.

Um den Kollaps zu verhindern, beteiligte sich der Bund mit 30% am Energieriesen. Das müsste doch die Rettung sein? Oder?

Clever strukturiert – für den Bund

Aus Sicht eines Steuerzahlers gefällt mir das Design des Rettungspakets, da zunächst einmal sehr wenig für die Aktien gezahlt wird. Doch viel relevanter ist der zweite Teil für Anleger, die Wandelanleihen!

Je länger die derzeitige Situation dauert, desto mehr Mittel wird Uniper benötigen. Diese werden vom Bund als Wandeldarlehen zur Verfügung gestellt. Dieses ist nachfolgend mit Abschlag auf den gehandelten Aktienkurs in neue Uniper-Aktien wandelbar, und zwar mit 25-50% Discount je nach der Höhe der Inanspruchnahme. Unter vier Milliarden € sind es 25%, danach steigt der Abschlag linear auf 50% an, bis das Maximalvolumen von 7,4 Milliarden € erreicht ist.

Ein Rechenbeispiel

Stand heute notiert die Aktie von Uniper auf einem Niveau von 6,20 €. Der theoretische Wandlungspreis würde also 4,65 € je Aktie betragen, wenn Uniper morgen eine Milliarde in Anspruch nimmt. Der Bund muss nicht wandeln, aber er kann und wird, falls es wirtschaftlich Sinn macht (also die Aktie höher notiert).

In diesem Beispiel würden satte 215 Millionen neue Aktien entstehen. Passiert das, wird die Aktie nachgeben, denn die Verwässerung senkt eindeutig den Unternehmenswert je Anteil weiter ab. Das Kapital wird zudem nicht investiert, sondern schlicht zur Verlustkompensation verbrannt.

Noch heftiger wird das Spiel, je häufiger es passiert. Denn die nächste Milliarde wird wieder mit einem Wandlungspreis inklusive 25% Abschlag versehen. Ist die Aktie weiter gefallen, wird die Verwässerung nur umso größer und die Aktie fällt weiter. Obendrauf steigt dann auch noch der prozentuale Abschlag weiter an, sobald die vier Milliarden € Inanspruchnahme überschritten wird. Der Fachbegriff für ein solches Instrument lautet treffenderweise „Todesspirale“.

Wie viele Aktien wird es geben?

Marktteilnehmer sind sich einig, dass das grundlegende Business von Uniper werthaltig ist. Doch löst sich die Situation nicht sehr zeitnah auf, könnte sich die Aktienzahl des Unternehmens im Rahmen der Wandeldarlehen locker verzehnfachen. Anleger sollten die alten Höchststände der Aktie also schleunigst aus ihrem Blickfeld verbannen. Je mehr Aktien es geben wird, desto weniger realistisch ist eine Wertaufholung. Die Aktie eignet sich meiner Meinung nach nur für Anleger, die auf eine zügige und endgültige Lösung der Gas-Krise spekulieren wollen.

Die Aktie wird zu einer Art Option und hat meiner Meinung nach keinen Boden! Aufgrund der oben beschriebenen Todesspirale sollten sich Anleger sowohl fundamental als auch technisch auf keine bestehenden Relationen verlassen. Wer Recht hat, aber zu früh kauft, wird trotzdem massive Verluste erleiden, da die Verwässerung gigantisch werden kann. Gibt es denn Alternativen für Anleger?

Fortum macht mehr Sinn, aber...

Der finnische Stromkonzern Fortum ist Mehrheitseigentümer von Uniper. Auch der kann seine Beteiligung praktisch abschreiben, hat aber einen Vorteil: Er kann einen Teil der Wandelanleihen, die dem Bund zustehen, übernehmen und so in den Besitz der für Uniper-Aktionäre so schädlichen Papiere kommen. So kann das Unternehmen seinen Anteil beibehalten und wird nicht verwässert. Anleger sollten sich aber tief einarbeiten und auch hier fest anschnallen. Für mich ist das Papier noch zu teuer.

Fazit: Aktie zurzeit ein reiner Zock

Uniper ist an diesem Punkt ein reiner Zock, wie schnell sich die Gasversorgung mit Russland stabilisiert (und der Markt dies in der Form „glaubt“, dass die Preise wieder auf die alten Niveaus fallen). Ich glaube zudem, dass ein Großteil der Anleger die Systematik der Todesspirale nicht verstanden hat.

Deshalb gilt: Finger weg! Es gibt Aktien, die ebenfalls stark von einer Entspannung der Krise profitieren können, aber bedeutend weniger Risiko aufweisen.

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