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TUI-Aktie -9%: Das hat Anlegern gar nicht geschmeckt

Simon Ruić / 14.12.22 / 10:43

Die TUI-Aktie (WKN: TUAG00) ist nach Handelsstart am Mittwoch in der Spitze um mehr als -9% auf 1,56 € abgestürzt. Der Touristikkonzern hat am Morgen zwar solide Jahres- und Schlussquartalszahlen vorgelegt; die Ankündigungen vom Vorabend haben Anlegern jedoch gehörig die Suppe versalzen.

TUI mit Doppelsitz in Berlin und Hannover ist der führende europäische Tourismuskonzern mit Reisebüros und -veranstaltern, Incoming-Agenturen, Hotels, Fluggesellschaften und Kreuzfahrtschiffen. Das Unternehmen beschäftigt rund 70.000 Mitarbeiter und führt etwa 27 Millionen Kunden. An der Börse hat der Touristik-Riese derzeit einen Wert von 2,8 Milliarden €.

TUI konzernweit wieder profitabel

Dank eines deutlich stabilisierten Tourismusgeschäfts nach der Corona-Krise steht TUI vor der Rückkehr in die schwarzen Zahlen. Im Rahmen seines am heutigen Mittwochmorgen veröffentlichten Berichts für das Geschäftsjahr 2021/22 (per Ende September) meldete das Unternehmen unter dem Strich einen Verlust von 277 Millionen € – nur noch rund ein Zehntel des Fehlbetrags, den die Hannoveraner im Vorjahr ausgewiesen haben.

Vor Steuern und Zinsen sowie weiteren Faktoren bereinigt (EBIT) verdiente der Tourismusriese in den 12 Monaten den Angaben nach 409 Millionen €. 2020/21 hatte der Konzern auf dieser Basis noch über 2 Milliarden € an Verlusten eingefahren. Der Umsatz verbesserte sich gegenüber dem Vorjahr ebenfalls dramatisch von 4,7 auf 16,5 Milliarden €.

Der Trend eines sich normalisierenden Buchungsumfelds hat sich für TUI auch im vierten Quartal fortgesetzt. So lag die Gästeanzahl zwischen Juli und September bei 93% des Niveaus des Vergleichsquartals im Vorkrisenjahr 2018/19. Erstmals seit der Pandemie berichteten alle Segmente ein positives EBIT, was sich auf Konzernebene auf 7,6 Milliarden € summierte – ein Plus von mehr als 125% gegenüber dem Vorjahresquartal. Der Aktionären zurechenbare Gewinn lag bei 799 Millionen € oder 0,42 € je Aktie.

Für das kommende Jahr gab sich der TUI-Vorstand optimistisch: Die Buchungen für den Winter 2022/23 seien stabil, der Wunsch nach Reisen groß. Immer mehr Menschen buchen demnach All-Inclusive-Angebote. Auch sieht der Konzern seit längerem den Trend, dass sich Urlauber oft wieder teurere Reisen leisten wollen.

Kapitalerhöhung und Aktienzusammenlegung

Trotz des soliden Abschlussberichts sind die TUI-Aktien am Morgen um mehr als -9% auf 1,56 € eingebrochen. Ursächlich für den Kurseinbruch dürften die Ankündigungen des Tourismusriesen vom Vorabend gewesen sein.

So wollen die Hannoveraner die verbleibenden Staatshilfen aus der Corona-Krise nun bis Ende kommenden Jahres zurückzahlen – und zwar mit Geld, das mit einer weiteren Kapitalerhöhung eingenommen werden soll. Demnach plant der Konzern für mindestens 730 Millionen € die restliche Stille Einlage des Bundes und eine Optionsanleihe abzulösen sowie dem staatlichen Corona-Rettungsfonds (WSF) das Recht auf Wandlung in TUI-Aktien abzukaufen.

Für die Rückzahlung der Staatshilfen hat TUI bereits dreimal den Kapitalmarkt angezapft und dabei mehr als 2 Milliarden € eingesammelt. Das hat den Aktienkurs derart verwässert, dass der Touristikkonzern vor der nächsten Kapitalerhöhung das Grundkapital auf ein Zehntel herabsetzen muss, indem Aktien im Verhältnis 10:1 zusammengelegt werden. Der Grund: Neue Aktien dürfen nicht unter dem rechnerischen Nennwert von 1 € ausgegeben werden. Die Hauptversammlung im kommenden Februar soll die Maßnahme beschließen.

TUI-Aktie: Hartes Brot für Anleger

Dass Deutschlands größter Tourismuskonzern finanziell wieder deutlich besser dasteht und Gewinne erwirtschaftet, sind zweifelsohne gute Neuigkeiten. Für bestehende Aktionäre, deren Werte bereits erheblich verwässert wurden, dürfte sich die Ankündigung der nunmehr vierten Kapitalerhöhung seit der Corona-Krise jedoch wie ein Schlag ins Gesicht anfühlen.

Hinzu kommt: Was den Ausblick für die kommende Reisesaison angeht, kann ich den Optimismus des TUI-Vorstand nicht unbedingt teilen. Es ist ebenso möglich, dass der Corona-Nachholeffekt im Laufe des kommenden Jahres allmählich verpufft. Angesichts der weiterhin viel zu hohen Inflation bleibt abzuwarten, ob ein Trend hin zu teuren Urlaubsreisen Bestand haben kann.

Ich bleibe somit nach den jüngsten Entwicklungen bei TUI bei meiner bisherigen Einschätzung: Die Tourismus-Aktie ist für mich derzeit kein veritables Investment.

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