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Tilray oder Green Thumb? Richtig anlegen für die Cannabis-Rallye 2.0

Simon Ruić / 09.10.22 / 8:25

Am vergangenen Donnerstag sind in den USA und Kanada die Aktien von börsennotierten Marihuana-Anbauern und -Verkäufern sprunghaft angestiegen. Der Grund: US-Präsident Joe Biden will verurteilte Cannabis-Konsumenten begnadigen und die Einstufung des Rauschmittels überprüfen lassen. Damit hat der Mann im Weißen Haus die Hoffnung auf eine bundesweite Legalisierung neu entfacht. Welche der seit der ersten Cannabis-Rallye 2018 tief gefallenen Aktien hat nun Chancen auf ein nachhaltiges Comeback? Wir nehmen zwei US-Marktführer unter die Lupe.

Tilray (WKN: A2JQSC): Wiederbelebung eines Fallen Angel?

Nach den Biden-Aussagen ist das Papier des kanadischen Marihuana-Händlers Tilray am Donnerstag mit einem Plus von fast 31% bei 3,90 US$ aus dem Handel gegangen. Wie so häufig war tags darauf der Großteil der Gewinne jedoch wieder verpufft: Eine Vielzahl von Anlegern hat sich die unverhofften Renditen gesichert und den Titel wieder auf 3,17 US$ stürzen lassen.

2018 ist die Tilray-Aktie mit massiver Unterstützung von Kleinanlegern nach der Cannabis-Legalisierung in Kanada auf über 200 US$ geschossen. Weil das Unternehmen jedoch nicht so schnell wie erwartet expandieren konnte, hat sich die damalige Megarallye dramatisch umgekehrt: Mehr als 98% notiert der Titel seitdem unter seinem Höchststand.

Das schnelle Auf und Ab ist bei Tilray ein typisches Muster, da bei den Kanadiern ein grundsätzliches Anlegervertrauen längst nicht mehr vorhanden ist. Kein Wunder, denn das Unternehmen arbeitet vollkommen unrentabel: So haben sich in den vergangenen fünf Jahren zwar die Umsätze von 20 auf 620 Millionen US$ vervielfacht; noch rasanter schnellten in diesem Zeitraum jedoch die Verluste in die Höhe: von -8 auf -434 Millionen US$.

Große Chancen verspricht sich Tilray nun ausgerechnet in Deutschland, wo Freizeit-Marihuana ab 2025 legalisiert werden könnte. Der unverhoffte Vorstoß des US-Präsidenten sorgt nun auch in den Vereinigten Staaten für neue Wachstumsfantasien. Sollten diese Marktchancen jedoch an den Kanadiern vorbeiziehen, wäre das für den Pflanzenzüchter nicht die erste Enttäuschung dieser Art.

Nachhaltige Kurszuwächse werden für die Tilray-Aktie aus meiner Sicht letztlich nur dann möglich sein, wenn es dem Unternehmen gelingt, seine Verluste zu reduzieren und regelmäßig Gewinne auszuweisen. Mit seinem Fokus auf Freizeit-Cannabis wird das jedoch schwierig. Die Kanadier müssten eigentlich ihr Geschäft mit pharmazeutischen Produkten ausbauen, die durch den Patentschutz deutlich höhere Gewinnspannen versprechen.

Hinzu kommt: Trotz des verheerenden Wertverlusts des Titels ist er derzeit mit mehr als dem 30-Fachen des EBITDA-Ziels für 2023 bewertet und damit alles andere als günstig. Aus meiner Sicht sollten Anleger daher weiterhin einen großen Bogen um das Tilray-Papier machen.

Green Thumb (WKN: A2JN3P): Noch profitabler mit SAFE Banking?

Die Aktie des ebenfalls aus Kanada stammenden Cannabis-Verkäufers Green Thumb (WKN: A2JN3P) ist am Donnerstag nicht minder deutlich über +30% hochgeschossen. Im Gegensatz zu den meisten Konkurrenten konnte der Titel die Gewinne am Folgetag jedoch halten und darüber hinaus sogar um +3,6% auf 18,70 CA$ ausbauen.

Die jüngsten Ergebnisse von Green Thumb machen deutlich, warum das in den USA operierende Unternehmen oft als Klassenbester angesehen wird. Der Marihuana-Spezialist steuert im laufenden Jahr auf über eine Milliarde US$ Umsatz zu und erwartet dabei ein bereinigtes EBITDA von über 300 Millionen US$ und einen Nettoüberschuss von 80 Millionen US$.

Im Folgejahr soll das EBITDA auf mehr als 400 Millionen US$ anwachsen. Trotz des jüngsten Kurssprungs wird die Aktie derzeit aber nur zum Neunfachen dieses Werts (2023e) gehandelt, was für einen der Marktführer in einer langfristigen Wachstumsbranche erschreckend niedrig ist.

Der Grund für diesen Discount: Da Cannabis auf Bundesebene derzeit noch illegal ist, haben die Unternehmen Schwierigkeiten mit dem Kapitalmarktzugang und sogar mit traditionellen Bankgeschäften.

Die jüngsten Ankündigungen des US-Präsidenten könnten nun jedoch den Weg bereiten für die Verabschiedung des „SAFE Banking“-Gesetzes. Es würde Finanzinstituten endlich ermöglichen, ohne Angst vor Strafverfolgung mit Cannabis-Anbietern zusammenzuarbeiten.

Für Green Thumb als eines der führenden Anbieter im Sektor könnte das Gesetz dazu beitragen, die hohen Betriebs- und Kapitalkosten zu senken und das Geschäft der Kanadier damit noch profitabler zu machen. Es wäre damit ein überaus wichtiger Schritt auf dem Weg zur vollständigen Legalisierung.

Bereits jetzt ist Green Thumb eines der beständigsten Unternehmen in der Branche, mit einer einzigartigen Balance zwischen Rentabilität, Wachstum und Bilanzstärke. Mein Fazit: Mit dem Biden-Vorstoß bleibt Cannabis eine attraktive langfristige Wachstumsstory und die Green-Thumb-Aktie wird zu einem klaren Kauf.

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