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Salesforce.com: Die bessere SAP!

Alexander Schornstein / 05.03.19 / 20:55

Eigentlich liegt die Berichtssaison in den USA weitestgehend hinter uns. Einige Nachzügler melden jedoch noch immer ihre aktuellen Geschäftszahlen. So standen gestern Abend, nachbörslich, beispielsweise die aktuellen Geschäftszahlen der drei chinesischen Unternehmen Ctrip.com, Huya und YY auf dem Programm. Darüber hinaus meldete jedoch mit Salesforce.com (WKN: A0B87V) auch ein Schwergewicht aus dem US-Technologiesektor sein Zahlenwerk.

Heute, vorbörslich, meldete dann auch noch das chinesische Gegenstück zu Twitter, Weibo, seine aktuellen Geschäftszahlen. Während die Aktien von Ctrip.com, Huya und YY heute infolge sehr guter Geschäftszahlen allesamt durch die Decke gehen, werden Salesforce.com und Weibo abgestraft. Der Grund hierfür ist jedoch weniger in den vorgelegten Geschäftszahlen zu suchen, als vielmehr im jeweiligen Ausblick.

Denn sowohl das Management von Salesforce.com als auch von Weibo war beim Ausblick sehr vorsichtig. Kein Wunder, angesichts des immer noch tobenden Handelsstreits zwischen den USA und China sowie unter dem Eindruck massiv wegbrechender Aktienkurse im vierten Quartal des vergangenen Jahres. Dies hat selbst Vorstände wieder demütiger werden lassen, wie ja auch die Prognosen von Wacker Chemie bei uns gezeigt haben.

Ex-Oracle-Mitarbeiter Marc Benioff auf den Spuren seines Chefs

Die meisten Deutschen kennen eigentlich nur sehr wenige Technologieunternehmen. Kein Wunder, sind im DAX doch mit Infineon, neuerdings Wirecard und eben SAP eigentlich auch nur drei Aktien von solchen Konzernen enthalten. Allerdings konnte sich SAP immerhin wenigstens zu einem der weltführenden Softwarekonzerne entwickeln. Dies erkennt man schon daran, dass um den Jahrtausendwechsel Microsoft mal mit dem Gedanken einer Übernahme gespielt hat. Der größte Konkurrent von SAP war aber zur damaligen Zeit gar nicht Microsoft, sondern Oracle.

Salesforce.com-Gründer und Co-CEO Marc Benioff.

Oracle, gegründet von Larry Ellison, gab damals auch richtig Gas, um SAP nicht nur ein-, sondern zu überholen. So kaufte Oracle seinerzeit unter anderem PeopleSoft, Siebel Systems, BEA Systems oder auch Sun Microsystems. Bereits vor diesen Übernahmen ging der Oracle-Mitarbeiter Marc Benioff zu seinem Boss, Larry Ellison, und schlug ihm vor zukünftig Softwarelösungen zur Vermietung über das Internet bereitzustellen, anstatt wie bisher entsprechende Lizenzen zu verkaufen.

Ellison fand die Idee zwar gut, bezweifelte jedoch die Fähigkeit seines Unternehmens diese umzusetzen. Daraufhin eröffnete ihm Benioff, dass er Oracle dann verlassen werde um sein eigenes Unternehmen zu gründen. Ellison begrüßte dies und erklärte ihm, dass er bereit sei dieses Unternehmen zu kaufen, wenn Benioff erfolgreich werden würde. Inzwischen erscheint dies unrealistisch, da Salesforce.com bereits 120 Mrd. US-Dollar auf die Börsenwaage bringt und damit Oracle (Market Cap. von knapp 188 Mrd. US-Dollar) auf den Fersen ist.

Salesforce.com gilt als Erfinder von Software-as-a-Service

Salesforce.com wurde also im Jahr 1999 in San Francisco (Kalifornien, USA) von Marc Benioff gegründet, der somit auch erster CEO des damaligen Startups war. Inzwischen teilt er sich den Führungsposten mit seinem Co-CEO Keith Block. Ursprünglich noch fokussiert auf Software zum Management von Kundenbeziehungen (Customer Relationship Management, CRM), die zentral über die Cloud angeboten wird, hat man sich inzwischen immer mehr zu einem fast schon Komplettanbieter von Software zur Steuerung eines Unternehmens gemausert.

So wuchs man immer mehr zum schärfsten Konkurrenten der deutschen SAP SE heran. Obwohl Oracle an der Börse noch mehr wert ist als Salesforce.com oder SAP, scheint es nur noch eine Frage der Zeit zu sein bis diese beiden Konzerne am Urgestein von Larry Ellison vorbei ziehen werden. So weist SAP aktuell einen Börsenwert von ca. 117 Mrd. Euro (oder ca. 132,5 Mrd. US-Dollar) auf und ist damit die Nummer 1 im DAX. Allerdings holt Salesforce.com sowohl was die Geschäftsentwicklung als auch was den Börsenwert angeht stark auf.

Kein Wunder, denn letztlich ist Salesforce.com das erste Software-as-a-Service Unternehmen gewesen und hat somit dieses Genre erfunden. Daher war hier auch keine Umstellung auf die Cloud nötig, wie eben bei Oracle oder SAP. Alle heute hoch gehandelten Softwarekonzerne wie Coupa Software, Splunk, Twilio, Workday oder Zuora – um mal ein paar Namen zu nennen – sind somit quasi letzten Endes die Erben von Salesforce.com. Die Phantasie der Anleger liegt dabei darin, dass auch diese Unternehmen sich von Spezialanbietern zu einem Komplettanbieter werden können.

Geschäftsentwicklung atemberaubend

Der große Vorteil des Software-as-a-Service Konzepts ist es, dass Fehler („Bugs“) zentral behoben werden können. Auch bei notwendigen Änderungen (beispielsweise durch neue Gesetze) kann man die Updates zentral durchführen und sie somit schnell allen Kunden zur Verfügung stellen. Somit sparen sich die Kunden entsprechende, in der Regel hochbezahlte, IT-Fachkräfte. Aber auch für die Softwarekonzerne ist dieses Miet-Software-Konzept von Vorteil. Denn die Abonnementgebühren sorgen für einen viel regelmäßigeren und damit planbaren Geschäftsverlauf.

So konnte Salesforce.com den Konzernumsatz von 2014 (das Geschäftsjahr endet jedoch stets erst Ende Januar, ist also leicht verschoben) bis 2017 nahezu, von damals knapp 5,4 Mrd. auf zuletzt knapp 10,5 Mrd. US-Dollar verdoppeln. Dabei erreichte man zwischenzeitlich auch die Profitabilität und kann daher inzwischen auch ein Gewinnwachstum ausweisen. Im Geschäftsjahr 2018 wurden nun, wie wir seit gestern Abend wissen, Umsätze von knapp 13,28 Mrd. US-Dollar bei einem Gewinn je Aktie in Höhe von 2,76 US-Dollar eingefahren.

Ausblick auf das bereits laufende Geschäftsjahr 2019e und fundamentale Bewertung

Gemäß dem Ausblick des Managements um die beiden Co-CEOs Marc Benioff und Keith Block erwartet das Unternehmen für das bereits laufende Geschäftsjahr 2019e einen Jahresumsatz in Höhe von 16,0 Mrd. US-Dollar (+/-50 Mio. US-Dollar) (ca. +20,5%) sowie einen Gewinn je Aktie in Höhe von 2,75 US-Dollar (+/-0,01 US-Dollar), also in etwa auf Vorjahreshöhe. Während das Umsatzwachstum, auch angesichts der bereits erreichten Größe des Konzerns, beeindruckend ist, ist der mehr oder weniger stagnierende Gewinn natürlich ein Kritikpunkt.

Allerdings dürfte das Management, wie immer, sehr tief gestapelt haben. So erwarte ich für 2019e eigentlich einen Jahresumsatz von 16,25 Mrd. US-Dollar (+22,4%) bei einem Gewinn je Aktie in Höhe von knapp 3,00 US-Dollar (ca. +8%). Aber wie man es auch nimmt, die Aktie erscheint weder auf Basis des KUV 2019e (zwischen sieben und acht) sowie auf Basis des KGV 2019e (ca. 55) nicht mehr ganz günstig.

Fazit: Trotz vorsichtigem Ausblick und hoher Bewertung langfristig kaufenswert!

Trotz des eher mauen Ausblicks, den ich für eine Taktik des Managements halte sowie der tendenziell hohen Bewertung, halte ich die Aktie für langfristig kaufenswert. Die Betonung liegt dabei auf langfristig, denn kurzfristig wäre – je nach Gesamtmarktentwicklung – durchaus eine Korrektur des Titels möglich. Denn eigentlich sollte die Aktie nicht mit einem KGV 2019e von mehr als 50 bewertet werden. Aus fundamentaler Sicht wäre daher der Bereich zwischen 135,00 und 140,00 US-Dollar ein sehr gutes Korrekturziel.

Da Salesforce.com jedoch noch einige Jahre starken Wachstums vor sich haben dürfte, wird die Aktie im Laufe der Zeit immer weiter in ihre Bewertung hinein wachsen. So dürfte der Gewinn je Aktie spätestens im Jahr 2024 die Marke von 5,00 US-Dollar übertreffen. Wendet man darauf ein KGV von 50 an, läge das langfristige Kursziel bei bis zu 250,00 US-Dollar. Erreicht werden sollte dies, da die Anleger an der Börse stets bis zu einem Jahr in die Zukunft schauen, spätestens bis Anfang des Jahres 2023.

Ein Kurspotenzial von ca. +60% auf Sicht von knapp vier Jahren respektive knapp +13% p.a. Ich finde da kann man nicht meckern, zumal dies eher die Untergrenze dessen darstellt, was möglich ist. Sollte die Aktie daher infolge der Bekanntgabe der aktuellen Geschäftszahlen in den nächsten Tagen weiterhin unter Abgabedruck bleiben, sollten langfristig ausgerichtete Anleger zugreifen. Es dürfte mittel- bis langfristig nicht zu Ihrem Nachteil sein. Oracle ist gut, SAP ist besser, aber Salesforce.com ist noch besser als SAP!

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