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Rüstungsaktien: Ist bei Hensoldt & Rheinmetall die Luft raus?

Jens Lion / 09.03.22 / 15:56

Scheinbar verringert sich die Dynamik der Rüstungsaktien von Rheinmetall (WKN:703000) oder Hensoldt (WKN:HAG000) im Rahmen der aktuellen Rallye an den Märkten. War es doch nur ein Strohfeuer?

Der Dax steht mit mehr als +5% auf dem Kurszettel und Rüstungstitel müssen kämpfen. Diese suchen immer noch ihr neues Gleichgewicht und für mich sind definitiv nicht alle gleich.

Kurzfristig dienen die Aktien in erster Linie als Stimmungsmesser von Marktteilnehmern für einen Waffenstillstand in der Ukraine. Kurz vor dem Treffen der Außenminister der Ukraine und Russland preist der Markt Hoffnungen auf eine schnelle und friedliche Lösung ein.

Noch sind es nur Gespräche...

Der Außenminister der Russischen Föderation, Sergei Lawrow, betont, dass eine friedliche Lösung bevorzugt werde. Wenn ich die Äußerungen hochrangiger russischer Politiker in den letzten zwei Wochen den Taten gegenüberstelle, bleibt ein nüchternes Bild.

Ich glaube nicht, dass es in der ersten Verhandlungsrunde schon zu nennenswerten Ergebnissen kommen wird, auch wenn mich das sehr freuen würde. Beide Nationen rennen gegen die Zeit und die militärische Lage bleibt äußerst unübersichtlich. Eine Aufgabe aller geforderten Gebiete sowie ein NATO-Verzicht der Ukraine machen einen weiteren Angriff Russlands wohl nur zu einer Frage der Zeit – und das weiß die Ukraine.

Langfristige Treiber für Rüstungsindustrie intakt

Eine Aufrüstung von NATO-Staaten wird sich nicht mehr rückgängig machen lassen. Die Aggression Russlands und die Zurschaustellung der möglichen Machtlosigkeit bei vergleichbaren Schritten Chinas haben insbesondere Europa wachgerüttelt. Auf Sicht der nächsten Dekade ist die tatsächliche Erhöhung des Verteidigungsetats viel wichtiger als derzeitige Hauruck-Programme.

Vergleiche ich den Verteidigungshaushalt 2021 mit dem BIP von etwa 3,46 Milliarden €, ist klar: Deutschland wird die Ausgaben um mehr als 50% steigern müssen, um das NATO-Ziel von 2% des BIP zu erreichen. Das sind ungefähr 25 Milliarden € im Jahr, die somit auch schwerer wiegen als der gehypte 100-Milliarden-Fonds.

Effekt keinesfalls auf Deutschland begrenzt

Anleger sollten hier mittelfristig denken: Nicht nur Deutschland wird diesen Schritt gehen, auch andere Länder und vor allem NATO-Staaten werden nachziehen. Erst am Wochenende ist Dänemark bereits vorgeprescht: Bis 2033 soll der Verteidigungsetat auch hier 2% des BIP erreichen.

Insbesondere Staaten im Baltikum und Skandinavien werden ihre Streitkräfte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einer Überprüfung unterziehen. Ich gehe auch hier von steigenden Verteidigungsetats aus.

Wer profitiert?

Das größte Volumen wird natürlich bei den großen Playern landen wie Lockheed Martin. Mit etwa 120 Milliarden US$ Marktkapitalisierung ist der Hebeleffekt aber sehr gering. Von den deutschen Titeln finde ich weiter eine Hensoldt AG am spannendsten. Das liegt vor allem daran, dass die Effekte hoher Rohstoffpreise bei den Gütern und Dienstleistungen der Firma für unterdurchschnittlich viel Druck sorgen.

Schweres Kriegsgerät, wie es Rheinmetall produziert, ist dagegen von steigenden Energie- und Rohstoffpreisen gleich doppelt belastet. Ich zitiere Rheinmetall aus der Ad-hoc zum vierten Quartal 2021:

Die verlangsamte Umsatzentwicklung ist vor allem auf die eingeschränkte Verfügbarkeit von Rohstoffen und Halbleiterkomponenten zurückzuführen, die zu verringerten Lieferabrufen durch wichtige Kunden geführt haben, und zum Teil auf zeitliche Verschiebungen im internationalen Projektgeschäft vom 4. Quartal 2021 in das 1. Quartal 2022.

Und dieses Unternehmen soll jetzt kurzfristig stark profitieren? Langfristig wird das Unternehmen fraglos zu den Gewinnern gehören und vor allem die Probleme in der Chip-Industrie können auch für Hensoldt durchaus zum Problem werden. Da Rheinmetall diese aber bereits hatte, bezweifle ich, dass das gesteigerte Volumen auch kurzfristig in Umsatz umgemünzt werden kann.

Aktionäre beider Titel müssen sich kurzfristig auf eine hohe Volatilität einstellen. Scheitert die erste Verhandlungsrunde, wie ich es befürchte, so steht den Aktien aber eine erneute Rallye zuvor. Trader können von der erhöhten Schwankung bestens profitieren!

Nach einigen in unserem Live Chat empfohlenen Gewinnmitnahmen über 23 € bis 24 € je Aktie würde ich die Hensoldt-Aktie bei Schwäche auch wieder einsammeln. Kommt doch ein Frieden zustande, wird das der erste Tradingverlust, über den ich mich sehr freuen werde.

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Interessenkonflikt: Autor, Herausgeber und Mitarbeiter halten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung Aktien des besprochenen Unternehmens und haben die Absicht, diese je nach Marktsituation – auch kurzfristig – zu veräußern und könnten dabei insbesondere von erhöhter Handelsliquidität profitieren. Somit besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt.

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