Putin stellt Gashahn ab: Hier winkt Rendite

27.04.22 um 12:03

Die Meldung des Tages: Putin dreht den Gashahn nach Westeuropa langsam zu. Russland macht ernst und blockiert zunächst alle Gaslieferungen an Polen und Bulgarien. Dieses Embargo läuft bis zur Erfüllung der geforderten Bezahlung für Gas in Rubel. Die Frage ist nun, welche Länder als nächstes betroffen sein werden? Während darunter Aktien wie BASF (WKN: BASF11) schwer leiden, profitieren die Kurse großer Öl- und Gasaktien wie Royal Dutch Shell (WKN: A0ER6S), Brasiliens Petrobras (WKN: 932443), Norwegens Equinor (WKN: 675213) sowie der US-Gaskonzern EQT (WKN: A0RFZL). Sie notieren jeweils rund doppelt so hoch wie vor einem Jahr und sind weiterhin sehr preiswert.

Das Gas-Embargo von Russland richtet sich zwar zunächst nur gegen Polen sowie Bulgarien. Doch die berechtigte Befürchtung besteht darin, dass sich die Schlinge um die EU immer enger zuzieht. Darum sind die heutigen Abschläge im DAX und an den europäischen Börsen eindeutig auf den Energieschock aus Russland zurückführen.

Immerhin: Der polnische Premierminister Mateusz Morawiecki erklärte, die polnischen Gasspeicher seien zu 76% gefüllt und sein Land könne sich aus anderen Quellen versorgen. Man könnte also sagen: Putin setzt die so genannte Gaswaffe eher noch dezent ein. Das lässt darauf schließen, dass er sich noch in einer Position der Verhandlungsstärke sieht. Allerdings wird dieser Spielraum immer kleiner, und am Ende könnte eine Ausweitung dieses Embargos die gesamte EU schwer treffen.

Insbesondere sind kurzfristig Aktien von Chemiekonzernen stark gefährdet. Eine BASF besitzt bei Kursen unter 50 € zwar enormes langfristiges Wertsteigerungspotenzial. Dennoch würde ein Gaslieferstopp aus Russland den Ludwigshafenern kurzfristig enorme Verluste einbringen, wie wir auch in diesem Artikel beleuchtet haben.

Gleichwohl betone ich: Für mich wären das eindeutig die besten Kaufkurse seit Jahrzehnten.

EU-Gaspreise steigen nach der Erklärung von Gazprom um bis zu 24%

Es scheint klar: Sanktionen gegen russische Erdgaslieferungen in die EU wären über den Sommer durchaus ein Mittel der Wahl gewesen. Doch jetzt nimmt Putin diesen wahrscheinlichen Schritt selbst vorweg. Laut Bloomberg würde Putins Schachzug der EU die Möglichkeit entziehen, russisches Gas zu sanktionieren.

Gleichzeitig verleiht Putin seiner Forderung mehr Nachdruck, Erdgas- und Rohstofflieferungen nur noch in Rubel zu akzeptieren. Dieser Forderung wurde von westlichen Politikern bisher nur teilweise entsprochen, und Putin legte es auch bisher noch nicht auf eine direkte Konfrontation mit den Kernländern der EU an.

Eine von mir leicht abgeänderte Parole der westlichen Politik könnte lauten:

„Wir schaffen das auch ohne Gas!“

Tatsächlich hat Deutschland gerade angekündigt, dass es seine Abhängigkeit von russischem Gas bis Ende 2024 fast vollständig abbauen will. Die deutsche Regierung und ihre Außenministerin haben erklärt, dass Deutschland bereits bis Ende dieses Jahres im Wesentlichen „unabhängig“ von russischem Öl und russischer Kohle sein würde.

Wie glaubwürdig solche Aussagen einer Frau sind, die bei ihrem veröffentlichten Buch lieber von nicht genannten Quellen abgeschrieben hat, dürfen Sie selbst beurteilen. Für mich persönlich ist der Wahrheitsgehalt ihrer Aussagen äußerst gering.

Meine Ansicht: Deutschland ohne russische Gaslieferungen wäre eine wirtschaftliche Katastrophe, welche die gesamte EU in eine tiefe Rezession mit exorbitanten prozentual weit zweistelligen Inflationsraten stürzen würde.

Zumal es nach diesem Energieschock zweifelhaft bleibt, dass die russischen Erdöl- und Erdgaslieferungen jemals auf absehbare Zeit wieder zurückkommen würden.

Das weltweite Angebot und die Nachfrage nach Energierohstoffen sowie deren Transport können jedoch nicht sofort angepasst und umgeleitet werden. Tatsächlich dürfte die akute Neuausrichtung unter schwersten wirtschaftlichen Folgen mindestens 18 Monate und möglicherweise noch viel länger dauern.

Letztlich werden dabei aber nur die Warenströme getauscht. Länder, die ihre Rohstofflieferungen an Deutschland umleiten, werden deutlich höhere Preise fordern – wie etwa für das US-amerikanische Fracking- oder Flüssig-Gas.

Andere Staaten werden stattdessen günstigere Importe aus Russland beziehen. Das erlaubt Russland, vorzeitig aus seinen bis zu 20 Jahren laufenden Lieferverträgen auszusteigen und höhere Preise auf dem Weltmarkt zu erzielen.

Die gegen Russland verhängten Sanktionen sind der größte Teil des Problems

Egal, wie Ihnen Politiker diese Maßnahmen verkaufen: Es ist eine Win-Loose-Situation, bei der die rohstoffreichen Exportländer immer gewinnen und die Importeure wie Deutschland und die EU massiv verlieren werden.

Wären wir in einem gesunden Marktumfeld, würde sich die Öl- und Gaspreisrallye längst eher abkühlen, weil marginale Produzenten versuchen, ihre Chance auf Fördererhöhung und höhere Einnahmen durchzusetzen.

Doch die Ökonomen könnten sich diesmal massiv täuschen. Der Grund ist einfach: Weil das Risiko extrem groß ist, dass es zu einem groß angelegten „Öl- und Gas-Embargo“ gegen die westliche Welt kommt.

Denn in Wahrheit zeigen sich die großen Ölproduzenten der OPEC und Russland längst als Verbündete.

Der US-amerikanische Einfluss im Nahen Osten schwindet immer mehr. Der Petrodollar, den Henry Kissinger 1974 ins Leben rief, bröckelt seit Jahren und befindet sich vor dem endgültigen Ende. Sogar US-amerikanische Strategen haben sich von der Petrodollar-Philosophie gelöst und glauben an deren Ende.

Führende Händler ahnen, dass der Ölpreis noch Luft bis 250 US$ pro Barrel haben könnte. Normalerweise würde ich dem Markt dafür zwei Jahre Zeit geben, doch die Zahl der Händler, die an einen schnellen Preisanstieg glauben, erhöht sich. Pierre Andurand, einer der bekanntesten Hedge-Fonds-Manager in diesem Sektor, gab vor vier Wochen eine erschreckende Prognose ab:

Es wird ein Angebotsschock sein.

Rohstoff-Anleger im Vorteil

Seit Jahren betone ich, wie wichtig für Anleger ein beständig hoher Anteil im Depot mit Rohstoffen und Rohstoffaktien ist. Mittlerweile wachen viele Investoren auf und erkennen, dass an einer Investition in die lebensnotwendigen Rohstoffe- und Basisgüter kein Weg vorbei führt.

Das Zitat des Weltökonoms Milton Friedman bringt die derzeitige Situation sarkastisch auf den Punkt:

Wenn Sie der Regierung die Verantwortung für die Sahara übertragen, gibt es in spätestens fünf Jahren nicht mehr genug Sand.

PLUS-Leser profitieren mit Aktien von starken Öl- und Gas-Konzernen

Schon im Dezember 2021 habe ich meine PLUS-Abonnenten über chancenreiche Gazprom-Alternativen informiert. Aufgrund der unübersehbaren Spannungen zwischen der Ukraine und Russland habe ich mich ab diesem Zeitpunkt bis Mitte Januar von allen meinen Russland-Aktien verabschiedet. Dieser Schritt hat sich als richtig erwiesen. Im Zuge der geopolitischen Neuausrichtung einer Neuen Weltordnung können Anleger leicht zwischen die Mühlsteine der internationalen Politik geraten.

So erwägt Exxon Mobil, seinen vollständigen Rückzug aus Russland bis zum 24. Juni umzusetzen.

Deshalb ist es jetzt umso wichtiger, dass Sie ein Depot mit den Aktien der stärksten Öl- & Gaskonzerne aufbauen, die vom Konfliktpotenzial und hohen Preisen profitieren. Royal Dutch Shell mit ihrem sehr günstigen für 2022 erwarteten KGV von 6 dürfte bei den meisten Anlegern einen Stammplatz im Depot einnehmen.

Als eindeutige Gewinner lassen sich die Aktien der norwegischen Energiekonzerne identifizieren. Equinor dürfte in diesem Jahr Rekordgewinne einfahren, die der Aktie ein relativ günstiges prognostiziertes KGV von 7 bescheren.

Auch Lundin Energy, eine erfolgreiche Aktie, die ich meinen Abonnenten vor zwei Jahren als Kerninvestition ans Herz legte, wird nach der zur Jahresmitte angesetzten Fusion mit Aker BP ungefähr mit einem vorausschauenden KGV von 10 bewertet und besitzt langfristig noch weiteres Kurspotenzial.

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