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Nikola: Klingt fast zu schön, um wahr zu sein

Simon Ruić / 19.01.23 / 7:31

Die Nikola-Aktie (WKN: A2P4A9) ist seit Jahresbeginn um ein Fünftel auf 2,57 US$ geklettert. Der Wasserstoff-Truck-Hersteller hat in den kommenden 12 Monaten viel vor. In einer umfangreichen Pressemeldung von Mittwoch spricht das Unternehmen von seinen neuentwickelten mobilen H2-Tankstellen und den üppigen finanziellen Anreizen, von denen seine Kunden nun profitieren können. Alles schön und gut, aber wird das US-Start-up seine Leistungsversprechen halten können?

Nikola mit Sitz in Phoenix, Arizona ist ein US-amerikanisches Start-up, das die Transportbranche mit H2- und Elektro-Trucks revolutionieren will. Die bisherige Bilanz ist jedoch ernüchternd. Entsprechend sind die Nikola-Aktien in den vergangenen 18 Monaten um mehr als -75% gefallen.

Mobile Wasserstofftankstelle entwickelt

In den letzten beiden Jahren hat Nikola emsig an flexiblen Wasserstoff-Betankungslösungen gearbeitet und nun offenbar einen Durchbruch geschafft: Wie das US-Start-up am Mittwoch bekanntgab, hat es eine mobile H2-Tankstelle entwickelt, die Wasserstoff-Brennstoffzellen-Elektrofahrzeuge (FCEV) mit einem Druck von 700 bar (10.000 psi) direkt befüllen kann.

Carey Mendes, President of Energy bei Nikola, kommentiert:

Nikolas mobiles Betankungsprogramm wird in den ersten Jahren ein integraler Bestandteil von Nikolas flexiblem Kundenservice sein, indem es Wasserstoff an die FCEV-Kunden an Standorten liefert, die ihren Bedürfnissen entsprechen.

Hohe staatliche Incentives für potenzielle Käufer

Darüber hinaus zählt Nikola in seiner Unternehmensmeldung diverse Subventionen auf, von denen sowohl das Wasserstoff-Truck-Programm selbst als auch seine Kunden profitieren. So sei das Unternehmen auf einem guten Weg, sich für das Zero Emission Truck and Bus Voucher Incentive Projekt (HVIP) zu qualifizieren.

Sollte das gelingen, würden Käufer eines Nikola-H2-Trucks „Tre“ von Förderungen bis zu 300.000 US$ pro Fahrzeug profitieren können. Zusätzlich zu den HVIP-Mitteln können Abnehmer aufgrund der Verabschiedung des Inflation Reduction Act im Jahr 2023 eine zusätzliche Steuergutschrift in Höhe von 40.000 US$ erhalten.

Riesenprobleme mit dem Tre

Mit dem umfangreichen Service-Leistungsversprechen und üppigen staatlichen Anreizen schnürt Nikola für potenzielle Kunden ein verlockendes Paket. Die entscheidende Frage, die sich Interessenten stellen, lautet jedoch: Kann das Start-up das Kernprodukt, einsatzbereite Wasserstoff- und reinelektrische Trucks, wie versprochen liefern? Und wird es in einigen Jahren noch existieren, um Service und Wartung der Fahrzeuge zu garantieren?

Mir persönlich fällt es schwer, diese Fragen auch nur mit einem „vielleicht“ zu beantworten, weil das komplette Tre-Programm zum Ende des vergangenen Jahres im Chaos versunken ist. So musste CEO Michael Lohscheller nach den Q3-Zahlen zunächst schwerwiegende Probleme mit der Elektro-Version des Trucks zugeben. Kunden zögern demnach, den Lkw zu bestellen, weil die Investitionen in die Ladeinfrastruktur auf sich warten lassen.

Auch bei den Brennstoffzellen-Modellen schrecken Interessenten vor den massiven Investitionen noch zurück. Nikola plant zwar ein gebündeltes Leasing-Angebot einschließlich Treibstoff und Wartung für einen Festpreis pro Meile anzubieten; das würde dem US-Start-up jedoch hohe Verluste bescheren, wenn das Unternehmen nicht den geplanten Mindestwirkungsgrad beim Wasserstoff erreicht.

Dabei verbrennt Truck-Bauer bereits viel Geld, und die Übernahme des angeschlagenen Batterielieferanten Romeo Power hat die Lage weiter zugespitzt. Bei der aktuellen Verwendungsrate wird der Brennstoffzellen-Spezialist zum Ende des laufenden Jahres keine Barmittel mehr haben.

Nein, Danke!

Kaum Geld, wenig Kundennachfrage und überbordende Produktionskosten: Unterm Strich ist Nikola für mich in 12 Monaten ein Pleitekandidat, sollte das Unternehmen nicht in der Lage sein, einmal mehr den Kapitalmarkt anzuzapfen.

Anleger sollten daher aus meiner Sicht einfach die Finger von dem Papier lassen. Selbst eine Short-Position ist bei Kreditzinsen von aktuell fast 20% eine heikle Angelegenheit.

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