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LEONI vor dem Exitus – gehen hier bald die Licher aus?

Sascha / 20.09.19 / 17:27

Wenn man mich nach meinen Tops und Flops aus dem Bereich der deutschen Automobilzulieferer gefragt hat, war meine Antwort lange Zeit gleich. Meine Favoriten hießen Hella, LEONI (WKN: 540888) und Stabilus, mittelmäßig beurteilte ich die Großen der Branche wie Continental oder Schaeffler und wenig bis gar nichts hielt ich beispielsweise von ElringKlinger.

Der Grund für diese Einschätzungen war, dass ich der Elektromobilität große Zukunftschancen einräumte, was ich übrigens immer noch tue.

Elektroautos aber benötigen keine Zylinderkopfdichtungen, die das Kerngeschäft von ElringKlinger waren und sind, so dass es das Unternehmen mittelfristig schwer haben dürfte. Die Branchengrößen Continental und Schaeffler haben zwar auch gewisse Schwächen, sollten jedoch letztlich schon aufgrund ihrer schieren Größe sehr gute Überlebenschancen haben. Insofern waren und sind sie eben mehr oder weniger gute Haltepositionen.

Hella (Beleuchtung), LEONI (Kabel) und Stabilus (hydraulische Dämpfer, Gasdruckfedern sowie elektromechanische Antriebe) jedoch liefern Autoherstellern Dinge zu, die auch bei einem Stromer verbaut werden. Insofern waren und sind deren Zukunftsperspektiven deutlich besser. Obwohl ich jedoch LEONI grundsätzlich positiv bewertete, riet ich zu Kursen über 60 Euro bei dieser Aktie zu Gewinnmitnahmen.

Ein Wechsel auf dem Führungsposten birgt immer große Risiken

Denn zum Einen schien die Aktie auf diesem Kursniveau, was ihre fundamentale Bewertung betrifft, ausgereizt. Zum Anderen gab es jedoch auch einen Wechsel auf dem Posten des CEOs und solche Wechsel im Topmanagement sind immer gefährlich. Die Krise der deutschen Automobilindustrie, die natürlich auch Auswirkungen auf die wichtigsten Zulieferer der Branche hatte und hat, kam natürlich noch on top.

Allerdings gebe ich auch ehrlich zu, dass ich einen solchen Absturz, wie ihn die Aktie von LEONI zuletzt erlebt hat, nicht erwartet hätte. Ganz unschuldig daran ist jedoch der neue CEO Aldo Kamper auch nicht, denn leider tat er zu wenig zu spät. Dies wiederum führte dazu, dass das Unternehmen heute ein Sanierungsfall ist. Dies kann man schon daran erkennen, dass LEONI den erfahrenen Sanierer Hans-Joachim Ziems verpflichtet hat.

Gilt als einer der erfahrensten Firmensanierer in Deutschland: Hans-Joachim Ziems. Soll (und kanne) er nun wirklich auch LEONI sanieren?

Ohne Kapitalerhöhung kaum zu retten!

Kaum war Herr Ziems an Bord, kochten an den Aktienmärkten auch schon die ersten Gerüchte hoch. So hieß es beispielsweise, dass LEONI seine Kabelsparte veräußern könnte. Zwar würde der Konzern damit rund 40% seines Jahresumsatzes abgeben. Allerdings gilt diese Sparte als nicht sonderlich profitabel. Darüber hinaus könnte ein Verkauf dieses Business dringend benötigtes, frisches Geld in die leeren Kassen der Gesellschaft spülen.

Analysten haben sich das zuletzt jedoch angeschaut und den Daumen gesenkt. So erwarten sie, dass selbst eine Abspaltung sowie ein Verkauf der Kabelsparte nicht genügend Geld einbringen wird, um die Sanierung durchzuziehen und das Unternehmen wieder auf gesunde Füße zu stellen. Letztlich wird es daher wohl auf eine Kapitalerhöhung hinauslaufen, wobei sich die Frage nach dem Ausgabepreis der neuen Aktien stellt.

Indische Motherson Sumi soll Interesse an einem Einstieg haben...

Bereits vor einigen Wochen gab es Marktgerüchte, dass die indische Motherson Sumi großes Interesse an LEONI haben soll (wir berichteten). Bis dato ist in dieser Richtung jedoch nichts passiert. Insofern wäre es durchaus möglich, dass die Inder eine Kapitalerhöhung von LEONI zum Einstieg nutzen. Einerseits wären sie dann sicherlich bereit die Kapitalerhöhung zu garantieren. Andererseits aber wird auch das Management der Inder um den Zustand von LEONI wissen und keine Wucherpreise akzeptieren.

Alles in allem wäre daher denkbar, dass LEONI eine Kapitalerhöhung zu einem Aktienkurs um die 10 Euro durchführt, die letztlich von Motherson Sumi garantiert wird. Stellt sich nur noch die Frage, wie die Anleger an der Börse einen solchen Schritt bewerten würden. Würden sie das positv bewerten, weil LEONI mit Motherson Sumi einen potenten Großaktionär bekäme und genügend Geld für die Sanierung hätte? Oder doch negativ, weil der Ausgabepreis der neuen Aktien unter dem aktuellen Börsenkurs der Aktien liegt?

Obwohl er sicherlich nicht die alleinige Schuld dafür trägt, ist er das Gesicht der Krise bei LEONI: CEO Aldo Kamper.

Fazit: Risiken überwiegen die Chancen derzeit deutlich

Meines Erachtens würde eine Kapitalerhöhung zu einem Ausgabepreis von 10 Euro oder weniger die Aktie auch an der Börse auf dieses Kursniveau zurückführen. Mehr als 10 Euro aber wird wohl kein (möglicher) Interessent akzeptieren. Daher birgt das aktuelle Kursniveau um die 13 Euro mehr Risiken als Chancen. Konkret erwarte ich, selbst im Fall einer Kapitalerhöhung zur Rettung des Unternehmens, einen Kursrückgang auf unter 10 Euro.

Bleibt eine Kapitalerhöhung dagegen aus und kommt es auch anderweitig nicht zu einem offiziellen Übernahmeangebot für LEONI, droht hier im schlimmsten Fall sogar der Exitus, der natürlich mit einem Kursziel von Null einher ginge. Zwar glaube ich nicht, dass es tatsächlich so weit kommen wird, aber die Risiken hierfür sind nicht von der Hand zu weisen. Daher würde ich die Aktie zu Kursen von 13 Euro und mehr verkaufen – und ggf. sogar auf fallende Kurse spekulieren.

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