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Julius Bär-Aktie: Genug gelitten – oder doch nicht?

Rudolf Schneider / 11.12.23 / 14:38

Die Aktie von Julius Bär (WKN: A0YBDU) litt zuletzt sehr stark unter den Zahlungsproblemen der Signa-Gruppe um René Benko – hier droht die Insolvenz. Der Kurs stürzte seit August um -28% auf derzeit 45,70 SFR ab. Sind hierin alle Risiken enthalten?

pixabay.com/cegoh

ℹ️ Julius Bär vorgestellt

Julius Bär Gruppe AG ist eine der führenden Private-Banking-Gruppen in der Schweiz wie auch weltweit. Der Schwerpunkt liegt in der Vermögensverwaltung, der Anlageberatung sowie komplexen Kreditstrukturierungen. Das Institut ist in 25 Ländern mit rund 50 Standorten vertreten. Die Marktkapitalisierung beträgt 9,1 Milliarden SFR.

Signa-Kredite belasten

Die Immobilien- und Handels-Gruppe um den österreichischen Großinvestor René Benko wurde weitestgehend auf Fremdkapital sowie durch die Ausgabe von Aktien finanziert. Die bekanntesten deutschen Investments sind Kaufhof und Karstadt. Immer wieder kam es zu finanziellen Problemen und es flossen staatliche Subventionen. Mittlerweile droht die Insolvenz der gesamten Signa-Gruppe.

Mittendrin bei den Kreditgebern von Signa ist der Schweizer Vermögensverwalter Julius Bär – vermutlich mit 606 Millionen SFR. Bei den Krediten handelt es sich um sogenannte „Privat-Debt“. Kreditgeber ist nicht Julius Bär direkt, sondern private Investoren wie Hedgefonds, Vermögensverwalter und vermögende Privatiers. Der Vorteil für diese Anleger ist eine hohe Verzinsung.

Die Kredite wurden in drei Einzelkredite zu je 200 Millionen SFR gewährt, die unterschiedlich besichert sind. Der erste Kredit ist mit Aktien von Signa Prime unterlegt. Da diese mittlerweile wertlos sind, ist hier ein Totalausfall wahrscheinlich. Die beiden anderen Kredite sind mit Immobilen besichert, beispielsweise die Kaufhausimmobilien von Kaufhof und Karstadt.

Mittlerweile wurden diese Kredite in das Kreditportfolio des Institutes aufgenommen, ebenfalls wurden Rückstellungen von 70 Millionen SFR im November gebildet. Wahrscheinlich hängen diese mit den Signa-Krediten zusammen.

Philipp Rickenbacher, Chief Executive Officer der Julius Bär Gruppe AG, kommentierte die Situation so:

Julius Bär ist sehr gut kapitalisiert und ist unter jeglichen Umständen stets profitabel gewesen. Wir bedauern, dass ein einzelnes Engagement zur gegenwärtigen Verunsicherung unserer Stakeholder geführt hat. Zusammen mit der Vermögensanlage und der Vermögensplanung über mehrere Generationen sind Finanzierungen ein fester Bestandteil des Vermögensverwaltungsangebots für unsere Kunden.

Gute Kapitalausstattung vorhanden

Der Schweizer Vermögensverwalter verweist auf geringe Auswirkungen im Falle eines Ausfalls. Die Bank ist gut kapitalisiert und verfügt über eine ausreichende Liquidität. Eine wichtige Kennzahl hierfür ist CET1 (hartes Kernkapital). Gesetzlich vorgeschrieben ist eine Quote von 8,2%. Die konzerneigene Untergrenze liegt bei 11%, aktuell liegt die Quote bei 16%. Selbst wenn alle Kredite ausfallen, sinkt die Quote laut Unternehmensangaben nur auf 14%.

Aus dem am 24. Juli veröffentlichten Halbjahresbericht wird die gute Entwicklung im ersten Halbjahr ersichtlich. Demnach verbesserte das Institut seinen IFRS-Konzerngewinn um 20% auf 532 Millionen SFR. Die Bruttomarge stieg von 81 auf 93 Basispunkten.

Für das Gesamtjahr wurden die Erwartungen jedoch gesenkt. Das Institut teile mit, dass der Jahresgewinn im Vergleich zum Vorjahr niedriger ausfallen werde – 2022 lag er bei 950 Millionen SFR.

Was bedeutet das für die zukünftige Kursentwicklung?

In dem starken Kursrückgang sind die Risiken weitestgehend eingepreist. Der finanzielle Ausfall ist für Julius Bär leicht verkraftbar. Es geht hier mehr um das Vertrauen in die Bankaktie. Sollte es zu einem hohen Kreditausfall kommen, belastet dies die Zusammenarbeit mit vermögenden privaten Kreditgebern. Um dies zu vermeiden, dürfte dieser Ausfall wohl größtenteils zulasten von Julius Bär gehen.

Meiner Meinung nach ist das Schlimmste für die Aktie überstanden. Die wirtschaftliche Stabilität der Schweizer ist weiterhin vorhanden. Ebenfalls ist die Dividende zumindest auf dem Vorjahresniveau von 2,60 SFR garantiert. Bei einem CET1-Wert von 14% ist dies bankintern festgelegt. Die Dividende entspricht einer momentanen Rendite von 5,7%.

Mein Fazit: Das jetzige Kursniveau bietet wieder gute Einstiegschancen. Mittelfristig sind Kurs von 55 SFR wieder gerechtfertigt.

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