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Haemato: Nach +50% weiteres Kurspotenzial vorhanden?

Marco Messina / 25.03.21 / 13:22

Erfährt die Aktie von Haemato (WKN: A289VV) derzeit eine Neubewertung? Oder war die unvorhersehbare Kursrallye vor wenigen Tagen doch nur eine Eintagsfliege?

Die Haemato Pharm GmbH als Tochterunternehmen der Haemato AG hat vor wenigen Tagen die Sonderzulassung für einen Covid-19-Antigen-Schnelltest für Laien erhalten. Der leidgeplagte Aktienkurs rauschte daraufhin in der Spitze um +50% von knapp unter 24 Euro auf über 36 Euro in die Höhe.

Ist das Kurspotenzial für die Aktie damit bereits ausgeschöpft? Oder schlummert hier ein deutscher Small Cap, der kurz vor einer kompletten Neubewertung stehen kann? Dafür müssen wir neben der jetzigen News auch einmal hinter die Kulissen schauen.

Produktentwicklung ist Schlüssel zum Erfolg

Die Haemato AG ist ein Arzneimittelhandelsunternehmen mit einerseits exzellenten Handelskanälen, aber auch mit einer hohen eigenen Produktentwicklungskompetenz. Die Gesellschaft besitzt das notwendige Know-how als auch die notwendigen Zertifikate der Produktherstellung medizinischer Produkte.

Bisher lief die Aktie komplett unter dem Radar vieler Anleger, da die Gesellschaft überwiegend in Händen der MPH Health Care gehalten wurde. Auch ich hatte sie nur als Beiwerk auf der Watchlist. Doch dieses hat sich nach einem beispiellosen Kurssturz im letzten Jahr geändert.

Übernahme wirkt wie Neustart

Am 10.06.2020 hat die M1 Kliniken AG die Übernahme aller zuvor im Eigentum der MPH Health Care AG gehaltenen Haemato-Aktien bekannt gegeben und wurde damit ab dem 01.07. mit rund 48 Prozent neuer Großaktionär der Haemato AG. Die Aktie notierte vor Bekanntwerden dieser Übernahme bei Kursen von knapp über 20 Euro.

Ende 2020 wurde die Beteiligung per Sachkapitalerhöhung und Einbringung der M1 Aesthetics GmbH auf nunmehr 75 Prozent erhöht. Eigentlich roch alles nach einer bald folgenden Komplettübernahme, doch weit gefehlt, wie wir heute wissen.

In 2020 hat alleine diese Tochter voraussichtlich einen coronabedingten Umsatz in Höhe von rund 30 Millionen Euro und ein EBIT von rund 4 Millionen Euro beigetragen. In 2019 lagen Umsatz und EBIT noch bei 50 Millionen beziehungsweise 7 Millionen Euro, wo wir spätestens 2022 auch wieder stehen sollten.

Die Muttergesellschaft M1 Kliniken ist eine rasant wachsende Gesellschaft mit mittlerweile über 40 Kliniken und Praxen, in denen insbesondere Beauty-Ops wie Brustvergrößerungen, Fettabsaugungen, Face Contouring oder Faltenbehandlungen mit Hyaluron vorgenommen werden.

Bei allen Behandlungen liegen die von der Gesellschaft aufgerufenen Preise deutlich unterhalb der durchschnittlichen Marktniveaus. Die Gesellschaft bietet nur diejenigen Behandlungen an, die von den Kunden am häufigsten nachgefragt werden. Damit wird ein hoher Standardisierungsgrad verbunden mit entsprechenden Skaleneffekten und Kostenvorteilen erreicht.

Der Zukauf der Haemato ist sodann preislich wie auch von der Strategie für die Gesellschaft exzellent gewesen. M1 Kliniken gehen über den Preis, um an die Masse ran zu kommen. So eine Hyaluronbehandlung kostet da vielleicht um die 99 Euro. Alleine die Produktkosten liegen in etwa bei 50 Euro, sodass die Marge nicht sonderlich hoch ist.

Mit einem eigenen zertifizierten Produktentwickler im Haus müssen solche Produkte für die Behandlungen nicht mehr teuer hinzugekauft werden. Sie sind als Eigenmarken bereits im Haus, was sich am Ende natürlich im EBIT von M1 Kliniken bemerkbar machen wird.

Dreistelliger Corona-Millionenumsatz noch in 2021 möglich?

Mit einer kurzen Ausnahme im ersten Lockdown waren die Kliniken und Praxen von M1 in den letzten Monaten geöffnet. Auch nach Wiedereröffnung sind die Kunden weiter in Scharen gekommen.

Gleichzeitig hat Haemato in der Pandemie durch das eigene Netzwerk in China und den Kontakten in Berlin dringend benötigte Sachen wie Masken oder Kittel besorgt und damit ein neues Geschäftsfeld aufgemacht. Aufgrund dieser Tätigkeiten in der Pandemie entstand auch die Produktentwicklung des jetzt zugelassenen Schnelltests.

Nach eigenen Angaben erwartet Haemato in den kommenden Monaten bis zu 200 Millionen von diesen qualitativ hochwertigen Covid-19-Laientests durch das vorhandene Netzwerk an Apotheker, Großhändler und öffentliche Einrichtungen zur Verfügung stellen zu können.

Nach meinen Informationen können bereits jetzt 1 bis 1,5 Millionen Tests mit den Partnern pro Tag produziert werden. Daher sehe ich diese Zahl aus der Pressemitteilung als realistisch an. Der Kapitalmarkt ist sicherlich bei der enormen Stückzahl aber noch skeptisch, was dafür sorgt, dass der Aktienkurs noch nicht komplett explodiert ist, wie wir es bei der NanoRepro gesehen haben.

Der durchschnittliche Verkaufspreis in den Apotheken liegt in etwa bei 7 Euro. Die Discounterkette Aldi hatte ihre wenigen Testkits medienwirksam für 5 Euro in den Markt gedrückt. Sicherlich eine Aktion, um Masse in die Geschäfte zu bekommen. Aber selbst bei der Annahme dieses Preises dürften beim Hersteller rund 1 bis 1,20 Euro angekommen sein.

Hochgerechnet auf Haemato würde dies ein Umsatzpotenzial von 200 bis 240 Millionen Euro nur für 2021 bedeuten. Bei derzeitiger Infektionslage und Strategien der Regierungen weltweit erwarte ich, dass die nun beginnenden Schnellteststrategien keine kurzfristige Maßnahme sind, sondern auch in 2022 fortgeführt werden könnten.

Alleine die Teststrategie an den Schulen mit zwei Tests pro Woche würde einen Bedarf von rund 70 Millionen Stück nur für diesen Zweig bedeuten, wohlgemerkt pro Woche! Ohne Teststrategie ist eine vernünftige Öffnungsstrategie nicht möglich.

Wie Du siehst, ist der Bedarf an diesen Tests riesig und auch wenn Mitbewerber wie die NanoRepro und insbesondere aus China am Markt bereits Zulassungen haben, so bleibt für jeden derzeit noch ein großes Kuchenstück übrig.

Freefloat wird erhöht, hilft das dem Kurs auf die Sprünge?

Direkt einen Tag nach der medienwirksamen Sonderzulassung wurde sogleich die 10%-Kapitalerhöhung aus genehmigtem Kapital bekannt gegeben, was den Kurs natürlich sofort wieder runter gedrückt hat. Die neuen Aktien sollen allerdings nicht deutlich unter dem aktuellen Börsenkurs ausgegeben werden.

Die Kapitalerhöhung ist für mich kein Beinbruch, ganz im Gegenteil. Die Produktion der hohen Stückzahlen für die Schnelltests muss vorfinanziert werden. Sofern diese auch an Lebensmittelhändler wie Aldi verkauft werden, kommt der Umsatz erst viele Wochen später in den eigenen Kassen an. Gleichzeitig wird dieses Cash dazu verwendet, die Eigenmarkenproduktion zu finanzieren.

Einen besseren Zeitpunkt konnte die Gesellschaft nach dem Kurssprung gar nicht finden. Da Fresh Money in die Kassen gespült werden sollen, beteiligt sich nach meinen Informationen M1 Kliniken nicht an dieser Kapitalerhöhung. Damit würde sich der Freefloat von derzeit nur 25 Prozent dann auch auf rund 32 Prozent erhöhen.

Da der Preis für die Kapitalerhöhung derzeit noch nicht bekannt ist, versuche ich vorsichtig eine erste kleine Position heute aufzubauen. Dafür kommt mir der Kursrücksetzer gestern natürlich gerade recht. Ein weiterer Dip könnte bei Bekanntwerden der Konditionen für die Kapitalerhöhung sicherlich noch mal erfolgen.

Mittel- bis langfristig erwarte ich jetzt allerdings insbesondere aus dem Schnelltestgeschäft sowie beim Umsatz mit den für M1 produzierten Eigenmarken einen positiven Newsflow, der die Aktie wieder in Richtung der Kurse aus 2018 treiben kann. Das wäre ein weiteres Kurspotenzial von über +100%.

Die Marktkapitalisierung von nur 160 Millionen Euro, im Vergleich zu Aktien wie NanoRepro, bietet in meinen Augen zumindest erhebliches Potenzial, sofern die Eigenmarkenentwicklung nebst dem Schnelltestgeschäft einschlagen.

Interessenkonflikt: Der Autor hält Aktien des besprochenen Unternehmens Haemato AG. Somit besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt. Der Autor beabsichtigt, die Aktien – je nach Marktsituation auch kurzfristig – zu kaufen oder zu veräußern und könnte dabei von erhöhter Handelsliquidität profitieren.

Zugehörige Kategorien: Small Caps
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