Deutsche Bank-Aktie: Ist eine Übernahme sinnvoll?

Deutsche Bank
19.01.24 um 14:05

Die Aktie der Deutschen Bank (WKN: 514000) verliert am Freitag leicht und steht aktuell bei 11,90 €. Der Kurseinbruch im März ist wieder vollständig aufgeholt. Zuletzt kamen immer wieder Gerüchte auf, dass die Deutsche Bank eine Übernahme plane. Was würde diese für die Kursentwicklung bedeuten?

ℹ️ Deutsche Bank vorgestellt

  • Die Deutsche Bank ist die größte Bank in Deutschland und gehört zu den führenden Geldhäusern in Europa. Als Universalbank bietet sie alle üblichen Leistungen an.
  • Neben dem Hauptsitz in Frankfurt unterhält die Bank an allen wichtigen Handelsplätzen Niederlassungen.
  • Die Aktie ist im deutschen Leitindex DAX gelistet und der Börsenwert beträgt knapp 24 Milliarden €.

Übernahmegerüchte nicht bestätigt

Obwohl es keine offiziellen Meldungen um anstehende Übernahmen seitens der Bank gibt, werden auf dem Parkett immer wieder solche Informationen verbreitet. Zuletzt teilte der Vorstandsvorsitzende Christian Sewing auf dem Wirtschaftsforum in Davos mit, dass eine größere Übernahme keine Priorität habe. Allerdings sei die Bank für kleinere Übernahmen offen, sobald sich solche Gelegenheiten böten.

Als potenzielle Übernahmekandidaten wurden die Commerzbank sowie die niederländische ABN AMRO genannt. Beide Institute sind deutlich kleiner als die Deutsche Bank und würden sich daher anbieten. Richtig ist, dass es in Europa zu viele Banken gibt und es zu einer Konsolidierung kommen dürfte. Hierbei will die Deutsche Bank eine aktive Rolle spielen. Tut sie dies nicht, könnte sie selber ein Übernahmekandidat werden.

Übernahme der Commerzbank böte keinen Mehrwert

Gespräche über die Übernahme der Commerzbank gab es in der Vergangenheit, diese wurden jedoch 2019 erfolglos beendet. Seitens des deutschen Staates wurde eine solche Fusion befürwortet. Der Hintergrund ist, dass Deutschland mit knapp 16% größter Anteilseigner der Commerzbank ist. Zudem würde ein großer Player in Europa entstehen. Die Gespräche wurden beendet, da für beide Banken keine Vorteile entstehen würden.

Eine erneute Übernahme würde zu dem gleichen Ergebnis führen. Die Commerzbank führte in den vergangenen Jahren eine harte Restrukturierung durch. Sie ist heute wieder profitabel und hervorragend aufgestellt. Als Übernahmepreis müsste die Deutsche Bank deutlich mehr zahlen als die aktuelle Marktkapitalisierung von 14 Milliarden €.

Die Probleme von damals bleiben die gleichen. Beide Geldhäuser unterhalten an denselben Standorten Filialen. Der Abbau und die Zusammenführung dieser Zweigstellen wären mit hohen Kosten verbunden. Auch bei den internen Abteilungen würden Doppelstrukturen entstehen, deren Zusammenführung mit hohen Kosten verbunden wäre. Der Mehrwert einer Übernahme wäre gering, da beide in denselben Bereichen tätig sind.

Übernahme der ABN AMRO wäre sinnvoller

Die Übernahme der ABN AMRO wäre sinnvoller. Der niederländische Bankkonzern ist mit 3.700 Filialen in 58 Ländern vertreten. Mit den Sparten Retail Banking, Privat Banking sowie Corporate Banking betreibt sie die gleichen Geschäfte wie die Deutsche Bank.

Ob die Übernahme einen Mehrwert bietet, müsste genau geprüft werden. Durch eine Zusammenführung der Niederlassungen in den jeweiligen Ländern würde sich ein hohes Einsparpotenzial ergeben.

Da die niederländische Bank hochprofitabel ist, läge auch hier der Übernahmepreis deutlich über der aktuellen Börsenbewertung von 11,5 Milliarden €.

Was würde eine Übernahme für die Kursentwicklung bedeuten?

Die Übernahmekosten wären bei beiden Banken sehr hoch. Hier kommt es auf das Finanzierungskonzept an. Eine vollständige Barbezahlung dürfte kaum möglich sein, da die Deutsche Bank aufgrund der Restrukturierung in den letzten Jahren über kein allzu hohes Finanzpolster verfügt.

Möglich wäre eine Kapitalerhöhung, verbunden mit der Ausgabe neuer Aktien. Dies würde zu einer Verwässerung der Aktionäre führen; Kursverluste dürften die Folge davon sein. Möglich wäre auch eine Kapitalerhöhung mit der Option, dass die Anteilseigner der ABN AMRO ihre Anteile als Sacheinlage einbringen. Dies wäre für die Kursentwicklung der Deutschen Bank-Aktie die beste Option.

Aus meiner Sicht würde eine solche Übernahme mehr Sinn ergeben als die Übernahme der Commerzbank. Jede Übernahme dürfte für die Aktie mit Kursverlusten verbunden sein. Mittel- und langfristig dürfte sich die Übernahme jedoch positiv auswirken.

Mein Fazit: Als Anleger jetzt in die Aktie der Deutschen Bank zu investieren, ist im Hinblick auf eine Übernahme wenig sinnvoll. Dann ist eine Investition in die Aktien der beiden genannten Übernahmekandidaten wesentlich attraktiver.

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