CureVac +249% – Die bessere BioNTech?

15.08.20

Der erste Handelstag der deutschen Biotech-Schmiede CureVac (WKN: A2P71U) an der amerikanischen Technologie-Börse Nasdaq liegt hinter uns. Der IPO-Preis von 16 US-Dollar je Aktie wurde bereits an Tag 1 weit übertoffen. Zum Handelsschluss sorgte der Hype um CureVac-Aktien für ein Plus von unfassbaren +249,38% auf den Zeichnungskurs. Der Konkurrent von BioNTech (WKN: A2PSR2) kommt damit bereits auf rund 10 Milliarden US-Dollar Börsenwert.

Was macht CureVac überhaupt?

Die Tübinger Firma CureVac ist nicht neu, doch die Aufmerksamkeit über gut informierte Investorenkreise hinaus existiert erst seit dem Ausbruch der aktuellen Pandemie.

Für den Zeitraum vor 2017 gibt es im Grunde nur zwei relevante Pressemitteilungen aus jeweils 2011 und 2014, darunter eine durchaus beachtliche Zusammenarbeit mit dem deutschen Pharmariesen Boeringer Ingelheim.

Nur um die sonst üblichen Geschwindigkeiten in der Branche zu betonen: Das Asset aus der Zusammenarbeit mit Boeringer befindet sich derzeit in Phase-1-Studien, welche für gewöhnlich an gesunden Probanden zur Messung der Nebenwirkungen durchgeführt werden. Wirksamkeit ist in diesem Stadium noch Randthema und die Kooperation ist sechs Jahre alt.

Aber genug davon. CureVac ist im Bereich der Botschafter-RNA (mRNA) tätig, eine Technologie, die, vereinfacht gesagt, den menschlichen Körper zu einer Medikamentenfabrik umbaut.Fehlt dem Körper ein Bauplan für ein Protein (was einem Wirkstoff entspricht), sollen mRNA-Therapien genau diesen Bauplan liefern und es dem Körper ermöglichen, das Medikament selbst herzustellen.

Die Technologie gilt schon seit Jahrzehnten als einer der großen Träume der Wissenschaft, geriet aber erst im letzten Jahrzehnt durch wissenschaftliche Fortschritte wieder in den Fokus von Unternehmen. Bevor wir uns detailliert mit der Firma beschäftigen, möchten und müssen wir einige Worte zur mRNA-Technologie selbst verlieren.

Wie funktioniert die mRNA-Technologie gegen SARS-CoV-2?

In diesem speziellen Fall wird der Körper angeleitet, selbst ein (harmloses) Antigen zu produzieren, dessen “Angriffsfläche für das Immunsystem“ dem des Coronavirus gleicht. Ist dieses produziert, wird es vom Immunsystem entdeckt und provoziert dort eine Reaktion: Die Produktion von Antikörpern.

Wird der Patient in der Folge einem echten Coronavirus ausgesetzt, kennt der Körper die Antwort bereits und kann die Viren bekämpfen, bevor sie sich vermehren und die Krankheit auslösen oder für eine weitere Verbreitung sorgen.

Wo ist der Unterschied zu klassischen Impfstoffen?

Bei klassischen Impfstoffen werden Patienten abgeschwächte, abgetötete oder künstlich erzeugte Viren zugefügt, die dann die gleiche Reaktion wie das Antigen auslösen. Doch die Konzeptionierung eines stabilen, in Masse produzierbaren, abgeschwächten Erregers kann Jahre dauern.

Bei der mRNA-Technologie findet nur eine Umprogrammierung statt, um die Oberfläche des Antigens der des Virus anzupassen. Es klingt wie die eierlegende Wollmilchsau der Impfstoff-Herstellung und nichts weniger ist das Versprechen der forschenden Firmen.

Konnte sich die Technologie in der Praxis beweisen?

Nein – nur im Labor und in Tierversuchen gibt es erste vielversprechende Forschungsergebnisse. Fortgeschrittene Studien mit hoher Teilnehmerzahl, Langzeitdaten und detailliertem Placebo-Vergleich liegen nicht vor. Es gibt weltweit kein zugelassenes Medikament auf Basis der Technologie.

Dass sie langfristig eine Säule der Medikamentenentwicklung werden kann, steht außer Frage. Ob es schon so weit ist oder ob erst weitere Jahre der Grundsatzforschung notwendig sind, werden die nächsten Monate zeigen!

Auf welchen Forschungsgebieten ist CureVac tätig?

Doch zurück zum eigentlichen Thema: Dem bevorstehenden CureVac-IPO. Um einen ersten Überblick zu erhalten, werfen wir einen Blick auf die Wirkstoffe, die derzeit in Entwicklung sind (“Pipeline“). Grob gesagt ist die Firma in drei Bereichen aktiv: Onkologie, Impfstoffe gegen Infektionskrankheiten wie Tollwut, Gelbfieber oder eben COVID-19 sowie im Bereich der Gentherapien auf Proteinbasis.

Auch ohne einen COVID-19-Ausbruch wären das hochspannende und potenziell sehr lukrative Forschungsfelder. Insbesondere aussichtsreiche Gentherapien und Fortschritte in der Onkologie können an der Börse schnell mit Bewertungsschüben von mehreren hundert Millionen bis Milliarden US-Dollar honoriert werden.

Verfügt CureVac über schlagkräftige Partner?

Ja, definitiv. In allen drei Forschungsbereichen arbeitet die Firma mit kapitalstarken Firmen zusammen. Doch für einen Großteil der Therapieansätze hält die Firma die weltweiten Rechte selbst. Das ist sehr positiv, denn so steht das gesamte Potenzial aus diesen Programmen noch den Aktionären zu.

Doch es ist nicht alles Gold, was glänzt: Fehlschläge und beendete Zusammenarbeiten werden getreu einer aktionärsorientierten Kommunikationspolitik unter den Teppich gekehrt.

So wurde im Oktober 2017 eine Zusammenarbeit mit dem Pharmariesen Eli Lilly begründet. In diesem Rahmen flossen immerhin 50 Millionen US-Dollar alleine als “Unterzeichnungsprämie“. Dass Eli Lilly diese Zusammenarbeit frisch im Juni 2020 beendet hat, findet sich seltsamerweise in keiner Pressemitteilung. Spürnasen wie wir finden einen entsprechenden Vermerk aber im Prospekt zum Börsengang. Eine Rationale für das Ende der Zusammenarbeit liefert das Unternehmen nicht.

Verfügt die Aktie über Potenzial...?

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