Suchergebnisse
Alle Ergebnisse anzeigen

co.don: Einstiegschance durch Kapitalerhöhung?

Sascha / 22.10.19 / 14:12

Zu den größeren Verlierern am deutschen Aktienmarkt gehört heute das Papier von co.don (WKN: A1K022). So verliert die Aktie knapp -9% an Wert, weil das Unternehmen gestern Abend eine größere Kapitalerhöhung angekündigt hat. Einzig positiv an dieser Kapitalerhöhung ist, dass es eine Kapitalerhöhung mit Bezugsrecht der Altaktionäre ist. Denn so können Anleger, die weiterhin an die Gesellschaft glauben, wenigstens eine Verwässerung ihrer Anteile vermeiden.

Sofern sie denn bereit sind dem Unternehmen im Rahmen der Kapitalerhöhung frisches Geld zur Verfügung zu stellen. Ob man dazu jedoch bereit ist, muss natürlich jeder Anleger für sich selbst entscheiden. Mit diesem Artikel möchte ich Ihnen jedoch bei der Entscheidungsfindung helfen. Schauen wir uns also an dieser Stelle sowohl die Aktienkurs- als auch die Geschäftsentwicklung des Unternehmens zuletzt mal etwas genauer an.

Beides muss man dabei wohl als unschön bezeichnen. Denn einerseits verzeichnete co.don in 2018 einen Umsatzrückgang um -5% auf nur noch 5,7 Mio. Euro bei einer gleichzeitigen Ausweitung der Verluste (EBIT-Basis). Andererseits hat sich die Aktie gegenüber ihrem Hoch Mitte 2017 etwa gefünftelt. Dies allein zeigt schon, dass das Timing der Kapitalerhöhung nicht besonders glücklich ist und die Gesellschaft wohl dringend neue finanzielle Mittel benötigt.

Tissue Engineering – was macht co.don eigentlich genau?

Zunächst einmal möchte ich festhalten, dass auch co.don zu den doch zahlreichen Überlebenden des Neuen Marktes zählt, wenngleich leider zu den weniger erfolgreichen. Grundsätzlich handelt es sich bei co.don um ein biopharmazeutisches Unternehmen aus dem Bereich Tissue Engineering. Dies bedeutet konkret, dass man sich mit der künstlichen Züchtung von implantierbaren Gewebeersatzmaterialien aus körpereigenen Zellen beschäftigt.

Konkret werden auf Basis der co.don-Plattform zellbasierte biologische Arzneimittel entwickelt, um Bandscheibenschäden, Knochen oder Knorpel durch Regeneration von neuem Gewebe zu reparieren und deren Gewebefunktionen zu rekonstruieren. Dabei basiert die Wirkung der aus Zellen hergestellten biologischen Arzneimittel auf dem Wechselspiel der transplantierten Zellen mit ihrer natürlichen Umgebung im Körper des Patienten.

Umsatzprognose für das laufende Geschäftsjahr 2019

Nach einem Jahresumsatz in Höhe von 6,0 Mio. Euro 2017 gab es im vergangenen Geschäftsjahr (2018) einen Umsatzrückgang um -5% auf 5,7 Mio. Euro. Auch der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) verschlechterte sich von -7,03 Mio. auf -8,60 Mio. Euro, die Gesellschaft verbrennt also eine ganze Menge Geld. Für 2019e hatte man aber zunächst eine Umsatzprognose in Höhe von 8,8 Mio. Euro abgegeben.

Dabei sollten circa 7,4 Mio. Euro auf dem deutschen Markt und rund 1,5 Mio. Euro im Ausland (Niederlande, Vereinigtes Königreich) eingefahren werden. Inzwischen erwartet man jedoch im Auslandsgeschäft nur noch einen Jahresumsatz in Höhe von circa 800.000 Euro. Dementsprechend sank auch die Umsatzprognose von bisher 8,8 Mio. auf nur noch etwa 8,2 Mio. Euro. Eine konkrete Gewinnprognose gab und gibt es leider nicht.

Massive Kapitalerhöhung bringt co.don mehr als 23 Mio. Euro

Gemäß der, von co.don selbst veröffentlichten, Adhoc-Meldung möchte die Gesellschaft ihr Grundkapital von 21.745.817 um bis zu 10.148.047 auf bis zu 31.893.864 Euro durch Ausgabe von bis zu 10.148.047 neuen, auf den Inhaber lautenden Stückaktien unter Wahrung des Bezugsrechts der Altaktionäre erhöhen. Der Ausgabepreis der neuen Aktien soll bei 2,30 Euro liegen, so dass der Gesellschaft letztlich rund 23,34 Mio. Euro zufließen würden.

Es handelt sich also um eine massive Kapitalerhöhung, denn der Börsenwert der Gesellschaft liegt derzeit bei nur noch knapp 54 Mio. Euro. Umso wichtiger erscheint mir, dass man diese nur unter Wahrung des Bezugsrechts der Altaktionäre durchführt, worauf jedoch wahrscheinlich schon die zahlreichen Großaktionäre gedrängt haben dürften. Schließlich befinden sich nur knapp 40% der Aktien im Streubesitz und somit über 60% in festen Händen.

Dabei werden die neuen Aktien den Altaktionären im Rahmen eines öffentlichen Angebots in Deutschland vom Montag, dem 28. Oktober 2019 bis Montag, dem 11. November 2019 im Bezugsverhältnis 15:7 angeboten. Für je 15 alte co.don-Aktien können also sieben neue Aktien (zu 2,30 Euro) erworben werden. Neue Aktien, die während dieser Bezugsfrist nicht gezeichnet werden, sollen anschließend durch M.M. Warburg platziert werden.

Fundamentale Bewertung der Aktie

Nach Abschluss der Kapitalerhöhung liegt der Börsenwert der Gesellschaft bei über 77 Mio. Euro. Demgegenüber steht ein Jahresumsatz von voraussichtlich 8,2 Mio. Euro bei einem negativen EBIT. Das KUV 2019e beträgt also rund 9,4, ein KGV gibt es natürlich noch nicht. Somit kann man die Aktie sicherlich nicht gerade als Schnäppchen bezeichnen, auch wenn das Cash-bereinigte KUV 2019e natürlich „nur“ knapp 6,6 beträgt.

Gemäß der Analysten von Sphene Capital soll der Jahresumsatz 2020e sowie 2021e, schon aufgrund des EU-weiten Rollouts der Produkte, weiter steigen. So erwarten die o.g. Analysten in 2020e einen Jahresumsatz von 11,6 Mio. (+41,5%) sowie in 2021 einen Jahresumsatz von 20,8 Mio. Euro (+79,3%). Dadurch würde das KUV 2020e auf knapp 6,7 (bereinigt: circa 4,65) sowie das KUV 2021e auf etwa 3,7 (bereinigt: circa 2,6) sinken.

Fazit: Hohes Wachstum, hohe Bewertung – Aktie ist ein spekulativer Kaufkandidat!

Trotz der massiven Umsatzsteigerungen erwarten jedoch selbst die Analysten von Sphene Capital bis 2021e noch keinen EBIT-Gewinn. Insofern wäre die Aktie, selbst wenn sich diese Prognosen als einigermaßen belastbar erweisen, die Aktie immer noch kein Schnäppchen. Allerdings dürften Anleger für Umsatzwachstumsraten von durchschnittlich deutlich über +50% p.a. (zwischen 2018 und 2021e) durchaus bereit sein eine hohe Bewertung mit einem KUV von über fünf zu bezahlen. Demnach könnten Anleger die Gesellschaft durchaus mit bis zu knapp 105 Mio. Euro bewerten.

Inklusive der Cashbestände, die sich durch die Kapitalerhöhung natürlich dementsprechend erhöhen werden, könnten Anleger der Gesellschaft letztlich also eine Marktkapitalisierung in Höhe von bis zu 130 Mio. Euro zugestehen. Auf Basis von dann allerdings 31.893.864 Aktien läge das Kursziel für die Aktie somit bei knapp 4,08 Euro. Ich runde hier leicht ab – und sehe das Kursziel eher im Bereich um 4,00 Euro. Dennoch könnte sich somit sowohl ein Kauf zu aktuell 2,48 Euro als auch die Zeichnung der Kapitalerhöhung zu 2,30 Euro durchaus lohnen!

Weitere Artikel