Biotech-Roundup: Epigenomics, Paion, OncoGenex, Biodel

Marc Rendenbach
18.03.16

Epigenomics (WKN: A1K051) gibt heute Zahlen zum abgelaufenen Geschäftsjahr bekannt. Viel interessanter ist aber der Blick in die Zukunft. Gleiches gilt für Paion (WKN: A0B65S), OncoGenex (WKN: A0Q8G8) und Biodel (WKN: A1JZU5).

Dank der erfolgreichen Produkteinführung des proColon-Darmkrebstests in China konnte Epigenomics in 2015 seinen Gesamtumsatz um 38% auf 2,1 Millionen Euro steigern. Das Volumen der Produktverkäufe stieg hierbei von 0,8 Millionen Euro auf 1,6 Millionen Euro an. Der Jahresfehlbetrag fiel mit -9,0 Millionen Euro etwas geringer als erwartet aus. Die Liquidität des Unternehmens belief sich zum Jahresende auf 8,6 Millionen Euro. Im laufenden Jahr wurden bereits Wandelschuldanleihen im Umfang von 1,6 Millionen Euro gewandelt, während noch ausstehende Schuldverschreibungen demnächst weitere 3,6 Millionen Euro in die Kasse spülen könnten.

US-Zulassung erwartet

Bei Epigenomics dreht sich nun alles um die mögliche Zulassung von proColon in den USA. Nach einem ständigen Hin und Her mit der US-Gesundheitsbehörde FDA soll in Kürze eine Entscheidung fallen. Schon im Januar wurde bekannt, dass ein Urteil der Behörde nur noch an wenigen zu klärenden Punkten hänge. Offensichtlich wurden weitere Fortschritte erzielt: «Wir sind sehr zuversichtlich, dass der Zulassungsprozess von Epi proColon(R) zeitnah abgeschlossen werden kann», heißt es von Vorstandschef Dr. Thomas Taapken heute. Das Unternehmen rechnet bereits für das zweite Quartal mit ersten Umsätzen in den USA. Für das Gesamtjahr werde ein Umsatz zwischen 3 und 7 Millionen Euro angepeilt, heißt es. Klappt es mit der Zulassung, sieht sich Epigenomics für das laufende Jahr durchfinanziert und geht davon aus, dann auch wieder den Kapitalmarkt anzapfen zu können.

Das kann auch schief gehen

Eine weitere Verzögerung der US-Zulassung von proColon könnte hingegen fatale Folgen für das Unternehmen und seine Aktionäre haben. So wird Epigenomics derzeit immerhin mit einer Marktkapitalisierung von fast 100 Millionen Euro gehandelt, wird aber nach eigenen Angaben selbst bei einem Zulassungserfolg in den USA im laufenden Jahr noch einen EBIT-Verlust einfahren, der aufgrund von Produkteinführungskosten höher ausfallen wird als im letzten Jahr. Eine weitere Kapitalerhöhung scheint unausweichlich.

Das Gleiche gilt auch für die vieldiskutierte Biotechschmiede Paion (WKN: A0B65S), die am kommenden Dienstag Zahlen und Ausblick vorlegen wird. Hier kursiert die Sorge um hohen kurzfristigen Finanzierungsbedarf zur Weiterentwicklung von Paions Anästhetikum Remimazolam. Auf der anderen Seite könnten positive News aus Japan hinsichtlich eines erwarteten Zulassungsantrags und einer möglichen Verpartnerung Auftrieb geben. Doch auch bei Paion lässt der ambitionierte Börsenwert von derzeit 116 Millionen Euro ein großes Risiko für Investoren zurück, sollte es mit Remimazolam Probleme geben.

Weniger Risiko

Wer auf Nummer sicher gehen möchte, legt sich Biotech-Aktien ins Depot, die auf kurz oder lang eigentlich nur explodieren können: OncoGenex (WKN: A0Q8G8) und Biodel (WKN: A1JZU5) haben nach unseren Vorstellungen bereits ordentliche Kursgewinne verbucht, bewegen sich aktuell aber wieder auf einem absoluten Geschenk-Niveau. Inbesondere von Biodel-Papieren können wir derzeit gar nicht genug haben, denn das schuldenfreie Unternehmen bringt derzeit nur eine Bewertung von rund 20 Millionen USD auf die Waage, während man zum Jahresende noch über einen Finanzmittelbestand von knapp 37 Millionen USD verfügte. Der Diabetes-Forscher mit einer eigenen Technologie-Pipeline hat mittlerweile seine operative Tätigkeit auf ein Minimum reduziert und wird nach eigenen Angaben zukünftig nur noch 1,1 Millionen an Kosten pro Quartal produzieren.

Entscheidung naht

Biodel prüft derzeit strategische Optionen, um aus seinen Assets bestmöglichen Wert für seine Aktionäre zu erzielen. Hierfür wurde unter anderem der renommierte Finanzdienstleister Ladenburg Thalmann & Co. beauftragt. Man wolle schnellstmöglich voranschreiten, könnte aber noch keinen Zeitplan kommunzieren, hieß es zuletzt von Interimschef Gary Gemignani. Immer wieder kursieren nun Gerüchte um einen potenziellen Merger. Insbesondere der hohe Cashbestand Biodels dürfte für viele Investoren von großem Interesse sein, zumal dieser auf Basis des derzeitigen Aktienkurses zuu einem Großteil geschenkt wäre. Mit anderen Worten: Selbst wenn man Biodel nun liquidieren und seine Werte schlussendlich an die Aktionäre ausschütten würde, läge der Erlös mehr als 50% über dem aktuellen Aktienpreis.

Wir gehen allerdings davon aus, dass auch die über etliche Jahre für Hunderte von Millionen Dollar entwickelte Technologie des Unternehmens einen immensen Wert darstellt und für große Konzerne mit entsprechendem Finanzpolster von großem Interesse ist. Genau aus diesem Grund könnte sich Biodel auch dazu entschieden haben, die hohen Entwicklungskosten nicht länger aus eigener Tasche zu bezahlen. Ergebnisse einer noch laufenden Phase 2a-Studie eines Wirkstoffkandidaten werden kurzfristig erwartet und könnten der ganzen Story eine zusätzliche Dynamik verleihen. Ein mögliches Downlisting der Aktie von der Nasdaq an die OTC Ende des Monats dürfte wenn überhaupt nur kurzfristig für Verunsicherung sorgen. Vor weniger als einem Jahr wurden bei institutionellen Anlegern noch über 32 Millionen USD zu einem Preis von 0,92 USD je Anteil eingesammelt. Aktuell notiert die Aktie bei nur einem Drittel dieses Wertes.

Fundamental betrachtet kann es unserer Meinung nach aus besagten Gründen für Biodel auf kurz oder lang nur massiv nach oben gehen. Schwächere Handelstage eignen sich somit ideal zum Aufstocken der Position.

Interessenkonflikt
Der Autor dieser Publikation hält zum Zeitpunkt der Veröffentlichung Aktien der besprochenen Unternehmen Atossa Genetics und Biodel und hat – wie andere Aktionäre auch – eventuell die Absicht, diese – auch kurzfristig – zu kaufen oder zu veräußern und könnte dabei insbesondere von erhöhter Handelsliquidität profitieren. Hierdurch besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt. Für diesen Beitrag redaktionell verantwortlich ist der Autor als freiberuflicher Journalist. Bitte beachten Sie unseren vollständigen Haftungsausschluss und weitere Hinweise gemäß §34b Abs. 1 WpHG in Verbindung mit FinAnV (Deutschland) unter: sharedeals.de/haftungsausschluss.

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