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Ballard Power-Module bald in deutschen Zügen

Simon Ruić / 23.09.22 / 9:06

Der Newsflow bei Ballard Power (WKN:A0RENB) nimmt Fahrt auf: Heute meldet der Wasserstoff-Player einen potenziellen Großauftrag aus Deutschland. Im kommenden Jahr liefert das Unternehmen Brennstoffzellen-Module für sieben Personenzüge in der Region Berlin-Brandenburg. In den nächsten sechs Jahren könnten Bestellungen für bis zu 100 weitere Züge folgen. Ist das bei den Kanadiern der Startschuss für den operativen Turnaround?

Ballard Power Systems mit Sitz in Burnaby bei Vancouver, Kanada ist ein Hersteller von Brennstoffzellen. Seinen ersten Wasserstoff-betriebenen Bus hat das Unternehmen bereits vor über 30 Jahren vorgestellt, Anfang des Jahrtausends waren die ersten Produkte marktreif. Der Wasserstoff-Spezialist arbeitet mittlerweile auch an H2-Antrieben für Gabelstapler, Lkw, Züge und Schiffe. Der Börsenwert des Unternehmens liegt derzeit bei knapp 2,2 Milliarden US$.

Ballard-Module bald in Zügen der Region Berlin-Brandenburg

Der vom Ballard-Management beschworene operative Turnaround scheint allmählich in Gang zu kommen. Wie die Kanadier am späten Donnerstag bekanntgaben, hat das Unternehmen einen potenziellen Großauftrag aus Deutschland erhalten.

Der Nahverkehrsbetreiber Siemens Mobility hat bei dem Wasserstoff-Spezialisten demnach 14 200-Kilowatt-Brenstoffzellenmodule für den Antrieb von sieben Personenzügen in der Region Berlin-Brandenburg bestellt. Die Auslieferungen sollen 2023 beginnen, sodass die neue Flotte Ende 2024 in Betrieb genommen werden kann. Ein Gegenwert des Auftrags wurde in der Mitteilung nicht genannt.

Darüber hinaus haben die beiden Parteien den Angaben nach eine Absichtserklärung über die Lieferung von 200 weiteren Brennstoffzellenmodulen mit einer Gesamtleistung von 40 Megawatt über die nächsten sechs Jahre unterzeichnet. Die Hälfte davon unterliege bereits einer festen Zusage, heißt es weiter.

David Mucciacciaro, Chief Commercial Officer von Ballard, kommentiert:

Dies ist ein wichtiger Meilenstein für unsere mehrjährige Zusammenarbeit mit Siemens Mobility und die Zukunft des emissionsfreien Nahverkehrs in Europa. Unsere Brennstoffzellentechnologie ist eine ideale Lösung, um die Anforderungen der Siemens-Mobility-Personenzugflotte hinsichtlich hoher Nutzlast, großer Reichweite und schneller Betankung zu erfüllen. Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit und sind begeistert von der Möglichkeit, das erste wasserstoffbetriebene Schienennetz in Berlin und Brandenburg zu unterstützen.

Vorerst wieder nur Pilotprojekte

Für Ballard Power war es für einen solchen Auftrag buchstäblich höchste Eisenbahn. So ist das Book-to-Bill-Verhältnis des Unternehmens von etwa 1,3 im ersten Quartal auf zuletzt unter 0,6 gefallen. Der Gesamtauftragsbestand sank gegenüber dem Vorquartal ebenfalls um rund ein Zehntel auf 91 Millionen US$.

Mit seinen Q2-Zahlen hatte der Brennstoffzellen-Produzent die Konsensschätzungen in puncto Umsatz und Ergebnis zudem erneut deutlich verfehlt. Zu allem Überfluss hatte der vierteljährliche Cashburn mit 65 Millionen US$ einen neuen Höchststand erreicht.

Die Kanadier hatten sich damit zuletzt wieder zu dem zurückentwickelt, was sie die meiste Zeit ihres Bestehens waren: ein Anbieter von maßgeschneiderten Brennstoffzellen-Systemen für alle Arten von Pilotprojekten. Hauptverantwortlich dafür sind die Unklarheiten über die neuen Subventionsregeln in China. Diese hatten dazu geführt, dass das Joint Venture des Unternehmens mit dem Motorenbauer Weichai Power beim Umsatz um fast -80% auf unter eine Million US$ eingebrochen ist.

Schmelzen die Cash-Reserven schneller als gedacht?

Immerhin müssen sich Aktionäre um Kapitalerhöhungen, die ihr Eigentum verwässern könnten, vorerst keine Gedanken machen. So verfügt der Wasserstoff-Player mit rund einer Milliarde US$ an Barmitteln und Äquivalenten über genügend Liquidität, um das Geschäft in diesem Tempo bis zu fünf weitere Jahre zu finanzieren.

Dieser Zeitraum könnte sich jedoch auf 3-4 Jahre verkürzen, da Ballard wie die gesamte Branche aufgrund des aktuellen Inflationsdrucks besonders stark unter steigenden Betriebs- und Rohstoffausgaben leidet. Im Gegensatz zu US-Konkurrent Plug Power ist es zudem unwahrscheinlich, dass das Unternehmen ein großer Nutznießer des vom Weißen Haus verabschiedeten Inflation Reduction Act sein wird.

Fazit: Bei Anlegern ist noch Geduld gefragt

Auch wenn der potenzielle Großauftrag aus Deutschland ein guter Schritt in die richtige Richtung ist, scheinen mir die kurz- und mittelfristigen Aussichten von Ballard nach wie vor schwächer, als sich das so mancher Wasserstoff-Enthusiast wünschen würde.

Der kanadische H2-Player ist aus meiner Sicht daher immer noch kein ernsthaftes Investment wert. Wer bereits investiert ist, kann sich aufgrund des hohen Barmittelbestands aber zunächst zurücklehnen und abwarten, ob ein möglicher Wasserstoff-Superzyklus im kommenden Jahr Fahrt aufnimmt.

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