AMS-Osram-Aktie: Nach dem Absturz kaufen?

AMS-Osram

Bis zum 27. Februar schien das Unternehmen das Schlimmste hinter sich zu haben, doch dann traf es die AMS-Osram-Aktie (WKN: A118Z8) hart. Das Unternehmen berichtete, dass ein Großauftrag im Bereich der microLED unerwartet storniert worden sei. Die Folge war, dass der Kurs am 29. Februar total zusammenbrach – aktuell liegt er bei 1,32 SFR. Mittlerweile beträgt der Kursrückgang rund -41%. Wie geht es nach diesem Schock weiter?

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ℹ️ AMS-Osram vorgestellt

  • Die AMS-Osram AG ist in der Entwicklung und Herstellung von hochleistungsfähigen Sensorlösungen und Beleuchtungsmodulen tätig.
  • 2019 übernahm AMS den deutschen Osram-Konzern und firmiert seitdem unter dem heutigen Namen. Teile des Osram-Konzerns, die nicht in das Gesamtkonzept passten, wurden verkauft. Der vollständige Konsolidierungskurs dürfte im Jahr 2023 abgeschlossen sein.
  • Neben dem Hauptsitz im österreichischen Premstätten besitzt das Unternehmen weltweit zahlreiche Niederlassungen.
  • Die Aktie ist an der Schweizer Börse gelistet, die Marktkapitalisierung beträgt 345 Millionen SFR.

MicroLED-Auftrag unerwartet geplatzt

Laut Ad-hoc-Mitteilung des Unternehmens vom 28. Februar kam die Stornierung des Großauftrages für die microLED völlig unerwartet. Es erfolgte keine Angabe, um welchen Kunden es sich handelt. Am Markt wird jedoch von Apple gesprochen, der amerikanische Tech-Konzern ist langjähriger Kunde von AMS-Osram.

Sollte es Apple sein, genügt ein Blick in die Vergangenheit, um deren Strategie zu erkennen. Damals traf es die Dialog Semiconductor, ein Hersteller von Chips zur Steuerung der Akkus bei Apple. Dialog war in der Spitze zu drei Viertel vom Umsatz abhängig von Apple. Als Apple sich entschloss, die Produkte in Eigenregie zu fertigen, stürzte die Aktie von Dialog Semiconductor völlig ab.

Das gleiche Schicksal scheint nun das österreichische Unternehmen zu erleiden. Vor der Übernahme von Osram war die damalige AMS ebenfalls in hohem Maße von Apple abhängig. Durch die Übernahme wurde jedoch eine breitere Aufstellung erreicht.

Wie aus der Pressemitteilung hervorgeht, sollen Gespräche mit dem Kunden laufen. Worüber verhandelt wird, ist nicht bekannt. Möglich sind jedoch drei Szenarien: Ersatzaufträge vom Kunden, der Verkauf von Konzernteilen an den Auftraggeber oder die Forderung von Schadensersatz. Da die Verträge unbekannt sind, ist eine genaue Analyse nicht möglich.

AMS-Osram nimmt eine Sonderabschreibung in Höhe von 600 bis 900 Millionen € vor. Diese ist für das fertiggestellte Werk in Kulim in Malaysia. Dieses Werk wurde eigens für die Fertigung der microLED´s gebaut. Sollte es bei dem Ausfall nicht zu einem Ersatzauftrag kommen, wird diese Produktionsstätte nicht mehr gebraucht. Das Werk wurde verkauft und im Rahmen eines Sale-and-lease-back-Verfahrens zurück gemietet.

Prognose angepasst

In einer ersten Reaktion wurde die Prognose für das laufende Jahr angepasst. Danach wird mit einem geringeren EBIT in Höhe von 30 bis 50 Millionen € gerechnet. Das durchschnittliche jährliche Umsatzwachstum wurde auf 6 bis 8% angepasst. Positiv soll sich der Cashflow auswirken. Weitere Investitionen in Kulim erfolgen nicht mehr.

Die Erwartungen für das erste Quartal bleiben unverändert. Demnach soll der Umsatz bei 800 bis 900 Millionen € liegen. Bei der EBIT-Marge wird mit einem Wert von 4 bis 7% gerechnet. Aufgrund der zahlungsunwirksamen Abschreibungen dürfte ein erheblicher Nettoverlust eintreten.

Wie sich das weitere Jahr gestaltet, bleibt abzuwarten, spätestens im Quartalsbericht dürfte eine genauere Jahresprognose erfolgen.

Ist das Unternehmen in seiner Existenz gefährdet?

Ob das Unternehmen sogar in seiner Existenz gefährdet sein könnte, kann momentan nicht beurteilt werden. Hierzu bedarf es näherer Angaben über das Volumen des Auftrages sowie der jährlichen Gewinnerwartungen daraus. Der unerwartete Wegfall dürfte AMS-Osram jedoch schwer treffen.

Entscheidend ist jetzt, ob die restlichen Geschäftsfelder ausreichen, um die Restrukturierung erfolgreich fortsetzen zu können. Positiv ist, dass weitere Kostensenkungen geplant sind. Meiner Meinung nach ist das Unternehmen in seiner Existenz nicht gefährdet. Die Restrukturierung dürfte jedoch länger dauern als zuvor geplant. Meine bisherigen Erwartungen halte ich nicht mehr aufrecht; eine neue Einschätzung kann erst nach dem ersten Quartalsbericht erfolgen.

Die Analysten sehen das Unternehmen ebenfalls nicht in Existenzgefahr. Barclays reduzierte seine Erwartungen auf 2 SFR. Die UBS hat ihren Zielkurs bei 2,50 SFR belassen; auch Jefferies behält die Einschätzung mit 3,10 SFR aufrecht.

Mein Fazit: In der jetzigen Situation ist von einem Kauf abzuraten. Investierte Anleger sollten die weiteren Entwicklungen abwarten.

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