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Villeroy & Boch-CFO exklusiv zu Ideal Standard-Deal: Ergänzen uns „hervorragend“

Rudolf Schneider / 21.12.23 / 12:26

Am Donnerstag hat Villeroy & Boch (WKN: 765723) Details eines Schuldscheindarlehens veröffentlicht, nachdem im September die Übernahme von Ideal Standard angekündigt wurde. In diesem ersten Teil des großen sharedeals.de-Interviews spricht V&B-Finanzchef Markus Warncke exklusiv über die kurz- und langfristigen Konsequenzen der Ideal Standard-Übernahme.

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ℹ️ Villeroy & Boch vorgestellt

Das im saarländischen Mettlach angesiedelte Keramikunternehmen Villeroy & Boch AG, kurz V & B, gehört weltweit zu den Premiummarken. Die Schwerpunkte liegen in den Segmenten "Bad & Wellness" sowie "Dining & Lifestyle".

Mit der Übernahme von Ideal Standard baut der Konzern seine Marktposition deutlich aus. Das Mettlacher Unternehmen ist in 125 Ländern vertreten. Die Marktkapitalisierung beträgt rund 216 Millionen €.

Am Donnerstag hat Villeroy & Boch bekanntgegeben, dass man erfolgreich ein Debüt-Schuldscheindarlehen in Höhe von 280 Millionen € platziert hat. Im ersten Teil des exklusiven sharedeals.de-Interviews habe ich mit V&B-Finanzchef Markus Warncke über weitere Details und Konsequenzen der Ideal Standard-Übernahme gesprochen.

Die aktuelle Situation und die Zukunftsaussichten des Konzerns haben wir ebenfalls thematisiert. Dieser Teil des Gesprächs wird in wenigen Tagen ebenfalls exklusiv auf sharedeals.de veröffentlicht.

Nach Umsatz nun unter „führenden Bad-Anbietern Europas“

sharedeals.de: Am 18. September 2023 hat Villeroy & Boch verkündet, Ideal Standard zu erwerben. Was waren die Gründe, die Übernahme von Ideal Standard doch noch durchzuführen, zumal sie 2021 abgebrochen wurde?

Markus Warncke: Die Übernahme wurde 2021 abgebrochen, da die Situation aufgrund der Pandemie zu unsicher war. Beide Unternehmen beschlossen, unabhängig zu bleiben und die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie jeweils alleine zu meistern.

Als dann die beiden Eigentümer, Anchorage Capital Group und CVC Credit, ihre Bereitschaft zum Verkauf signalisierten, wurde eine erneute Übernahme von uns geprüft. Mit den beiden Eigentümern konnte innerhalb kurzer Zeit eine vollständige Übernahme ausgearbeitet werden. Hierbei halfen uns die damaligen Prüfungen der relevanten Unternehmensdaten.

Uns war die Übernahme von Ideal Standard insgesamt 600 Millionen € wert. Das ist allerdings nicht der zu zahlende Kaufpreis. In diesem Betrag sind Verpflichtungen des Unternehmens, insbesondere Pensionsverpflichtungen, enthalten, die den Kaufpreis mindern. Der Kaufpreis wird zu einem großen Teil aus eigenen Mitteln finanziert. Darüber hinaus wird – wie heute bekanntgegeben – ein Schuldscheindarlehen über insgesamt 280 Millionen € mit Laufzeiten von 3, 5 und 7 Jahren emittiert.

Ein weiterer Punkt, der für die Übernahme sprach, ist die Marktposition als neuer Gesamtanbieter. Beide Unternehmen erzielen im Bad-Bereich etwa gleich große Umsätze. Um zukünftig erfolgreich bestehen zu können, ist es wichtig, die Marktposition zu verbessern. Im Verbund kommen beide Unternehmen auf einen Umsatz von rund 1,4 Milliarden €. Damit zählen wir zu den führenden Bad-Anbietern in Europa. Auch darüber hinaus wird sich unsere Marktposition verbessern.

Eigenständige Marken, gemeinsame Konzernstrategie

sharedeals.de: Bleibt Ideal Standard als eigenständiges Unternehmen erhalten?

Markus Warncke: Ja, es gibt viele Gründe, die dafür sprechen, das Unternehmen als eigenständige Einheit fortzuführen. Die Kriterien hierfür sind die starken Marken von Ideal Standard sowie deren Kundenstamm. Zudem ist V&B ein Unternehmen mit vielen erfolgreichen Marken, dieser Philosophie möchten wir treu bleiben. Alles Weitere wird sich erst im Integrationsprozess ergeben. Es ist aktuell noch zu früh, verbindliche Aussagen zu treffen.

In den einzelnen Zielmärkten bieten wir unsere Produkte unter verschiedenen Markennamen an. Das Gleiche gilt für Ideal Standard, deren Marken sind auf ihren Hauptmärkten sehr gefragt. Um dies erfolgreich fortzuführen und weiterzuentwickeln, ist es sinnvoll, dass das Unternehmen mit seinen eigenen Marken bestehen bleibt.

Das bedeutet natürlich nicht, dass keine gemeinsame Abstimmung auf Konzernebene erfolgt. Hier werden wir sehr wohl eine gemeinsame Konzernstrategie entwickeln und eng im Verbund agieren.

Frank Göring, der Ende 2023 seinen Vorstandsposten aufgibt, wird uns weiterhin als Berater bei der Integration unterstützen.

Unternehmen „ergänzen sich hervorragend“ – sowohl preislich also auch räumlich

sharedeals.de: Führt die Zusammenlegung zu keinen Produktüberschneidungen?

Markus Warncke: Ganz im Gegenteil, unsere Produkte ergänzen sich, sowohl in dem Preissegment als auch regional. V&B ist im hochpreisigen Segment unterwegs, Ideal Standard ist sehr gut im niedrigpreisigen Segment aufgestellt. Somit kann der Konzern jetzt die gesamte Bandbreite abdecken.

Auch regional ergänzen beide Unternehmen sich hervorragend. Unsere Hauptmärkte sind Deutschland, die Benelux-Staaten sowie Skandinavien. Ideal Standard ist sehr stark in Großbritannien, Italien und Ägypten präsent. Somit ergänzen sich beide Unternehmen auch räumlich.

Der große Vorteil ist, dass beide Unternehmen zukünftig gegenseitig voneinander Produkte beziehen können. Somit bleibt das Geld im Konzernverbund. Ideal Standard ist sehr stark im Armaturenbereich, dies ist bisher eine Nische bei V&B. Zukünftig können wir unsere Bad-Produkte mit Armaturen aus dem Konzern anbieten, dies ist ein großer Wettbewerbsvorteil für uns.

„Synergie-Effekte nach drei Jahren sichtbar“

sharedeals.de: Wird es Synergie-Effekte geben? Wenn ja, welche?

Markus Warncke: Hier muss man verschiedene Effekte unterscheiden. Zunächst einmal ist die Integration des Unternehmens mit hohen Kosten verbunden. Wichtig ist, dass die IT-Struktur beider Unternehmen zusammengeführt wird. Beide benutzen zwar SAP-Produkte, sind aber nicht so einfach kompatibel.

Außerdem wird der Abbau von Doppelstrukturen erforderlich sein. Auch das ist mit Kosten verbunden. Insgesamt rechnen wir mit einem Integrationszeitraum von drei Jahren. Danach werden die Synergie-Effekte sichtbar. Wir rechnen mit jährlichen Einsparungen in Höhe von 35 Millionen € ab dem vierten Jahr.

Ich bin davon überzeugt, dass wir die angekündigten Synergie-Effekte erreichen und sogar übertreffen werden. Die Übernahme wird sich langfristig für V&B bezahlt machen.

„Vorerst kein Personalabbau“

sharedeals.de: Sind Stellenstreichungen geplant?

Markus Warncke: Ideal Standard hat mit rund 7.000 Mitarbeitern mehr als wir bei V&B. Dennoch kann man diese Zahlen nicht direkt miteinander vergleichen. Im Gegensatz zu unserer Produktion ist das Produktionsvolumen dort deutlich höher. Das erfordert daher auch mehr Personal. Darüber hinaus sind auch die Personalkosten sehr unterschiedlich. Dies gilt insbesondere für den Produktionsstandort in Ägypten. Hier liegen die Lohnkosten deutlich unter dem europäischen Lohnniveau.

Vorerst wird es zu keinem Personalabbau kommen. Was langfristig erforderlich wird, ist derzeit noch ungewiss. Ich möchte noch auf das Werk in Wittlich (Rheinland-Pfalz) eingehen. Obwohl es räumlich sehr nahe bei Mettlach liegt, bleibt auch dieser innovative Produktionsstandort vollständig erhalten. Wittlich ist und bleibt ein wichtiger Armaturenstandort für Ideal Standard.

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