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Steinhoff: Too big to fail? Das Bild könnte sich schlagartig ändern!

Marc Rendenbach / 08.12.17 / 8:24

Auch die dramatischsten Kursverluste dürften irgendwann ein Ende haben: Die Aktie von Steinhoff (WKN: A14XB9) kannte in dieser Woche nur die Richtung nach unten. Nach den - vermutlich berechtigten - Bilanzfälschungsvorwürfen liquidieren einige Adressen auf Teufel komm raus ihre Positionen. Für mutige Anleger ist das eine große Chance.

Das Insolvenzgespenst macht die Runde, könnte aber bis Dienstag verflogen sein. Dann nämlich will sich Steinhoff mit seinen Kreditgebern treffen und über seine gewährten Kredite bzw. Kreditlinien im Wert von umgerechnet rund 6 Milliarden Euro sprechen. Wir halten eine Pleite des Konzerns trotz massiver Fehlleistungen des Ex-CEOs und hohem Abschreibungsbedarf für unwahrscheinlich, da die meisten Beteiligungen der Gruppe tatsächlich profitabel arbeiten dürften. Dies zeigt auch die Ankündigung des Managements, bereits mit der Veräußerung von Randgeschäften einen Milliardenbetrag in die Kasse spülen zu wollen.

Großaktionär und Multimilliardär Christo Wiese versucht den Konzern wieder auf Kurs zu bringen

Per Ende März verfügte Steinhoff eigenen Angaben zufolge über mehr als 3,7 Milliarden Euro Liquidität. Mit dem IPO der Afrika-Tochter wurde letztes Quartal eine weitere Milliarde erlöst. Den ungeprüften Halbjahreszahlen zufolge erzielte Steinhoff in den ersten sechs Monaten seines Geschäftsjahres rund 10,2 Milliarden Euro Umsatz und einen operativen Gewinn in Höhe von 903 Millionen Euro. Das Eigenkapital bezifferte sich auf 16,6 Milliarden Euro. Laut Steinhoff konzentrieren sich die aktuellen Prüfungen auf Assets im Wert von "lediglich" 6 Milliarden Euro.

Wir bleiben daher bei der Annahame, dass Steinhoff selbst bei einer Totalabschreibung dieses Betrages und geschönten Umsätzen überleben wird, da man zwar möglicherweise weniger profitabel arbeitet als vorgegeben, jedoch immer noch deutlich positive Cashflows erwirtschaften sollte. Zudem: Steinhoff wäre nicht der erste börsennotierte Großkonzern, der einen Bilanzskandal überlebt und sich mittelfristig wieder deutlich erholt. Eine Erholungsspekulation, deren negative und positive Aspekte wir im Folgenden aufführen, ist daher mehr als berechtigt:

Negativ:

  • Das Ausmaß der möglichen Bilanzmanipulation ist noch unklar; hohe Abschreibungen sind möglich und zu erwarten
  • Auch Umsätze könnten geschönt worden sein
  • Das Vertrauen der Investoren ist erst einmal dahin und lässt sich nicht mehr so schnell wiederherstellen
  • Lieferanten und andere Geschäftspartner inklusive Banken könnten Sorgen um die Liquidität des Konzerns haben und entsprechende Konditionen verlangen
  • Institutionelle Anleger, die keinerlei Risiko eingehen, könnten sich weiter aus dem Wert verabschieden und den Kurs belasten bzw. bremsen.
  • Leerverkäufer könnten zusätzlich auf den Kurs drücken

Positiv:

  • Die gegenwärtige Marktkapitalisierung von weniger als 2,5 Milliarden Euro preist bereits eine riesige Menge an „Luftbuchungen“ ein
  • Der Konzern versicherte in einer ersten Stellungnahme am Dienstagabend, „dass Steinhoff über eine Zahl an hochqualitativen, profitablen Geschäften rund um die Welt“ verfüge und man jetzt darauf achte, den Aktionärswert zu maximieren
  • In einer weiteren Stellungnahme wurde eine zusätzliche Cashzufuhr über circa 2 Milliarden Euro durch den Verkauf von Randgeschäften und einer Kreditrückführung angekündigt. Wenn Steinhoff bereits hierdurch Milliarden und circa 60% der aktuellen Marktkapitalisierung generiert, dürfte das Kerngeschäft noch weitaus mehr Value bergen.
  • Die laufende Untersuchung fokussiere sich auf nicht-südafrikanische Assets im Wert von 6 Milliarden Euro. Selbst bei einer nicht cashwirksamen Totalabschreibung dieses Werts käme Steinhoff voraussichtlich immer noch auf ein Eigenkapital in Höhe von über 10 Milliarden Euro, was einem Vielfachen des aktuellen Börsenwerts entspräche.
  • Noch im abgelaufenen Geschäftsjahr zahlte der Konzern eine Dividende über insgesamt mehr als 600 Millionen Euro – der Nettocashflow blieb dennoch positiv und spricht für ein grundsätzlich hochsolides Geschäft.
  • Auf Basis der letzten, ungeprüften Halbjahreszahlen ergäbe sich ein Buchwert von fast 4 Euro je Aktie
  • Der neue Interimsboss Christo Wiese ist Multimilliardär und Großaktionär bei Steinhoff und kaufte zuletzt selbst noch zu weitaus höheren Kurse Stücke hinzu. Er dürfte mehr als jeder andere an der Seite der Anleger stehen.
  • Der Ausverkauf der Aktie dürfte früher oder später vorüber sein. Auch Leerverkäufer werden ihre Positionen auf kurz oder lang wieder glattstellen müssen. Die Erholung könnte spätestens dann in sehr zügigem Tempo vonstatten gehen.

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Interessenkonflikt: Der Autor dieser Publikation hält zum Zeitpunkt der Veröffentlichung Aktien des hier besprochenen Unternehmens Steinhoff International Holdings und hat die Absicht, diese je nach Marktsituation – auch kurzfristig – zu veräußern und könnte dabei insbesondere von erhöhter Handelsliquidität profitieren. Hierdurch besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt. Bitte beachten Sie unseren vollständigen Haftungsausschluss.

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