Snap: Viele gute Nachrichten, aber auch eine schlechte

24.07.19 um 11:16

Gestern Abend, nachbörslich, legte auch der Mutterkonzern von SnapChat, Snap (WKN: A2DLMS), seine aktuellen Quartalszahlen vor. Diese wussten prinzipiell absolut zu überzeugen, weshalb die Aktie auch nachbörslich von Anlegern gefeiert wurde. Leider muss ich jedoch an dieser Stelle zumindest ein wenig Wasser in den Wein gießen, denn trotz der vorgelegten sehr guten Quartalszahlen bleibt ein Problem leider bestehen: Ich sehe nicht wie Snap auf absehbare Zeit die Profitabilität erreichen möchte.

Aber schauen wir uns die vorgelegten Quartalszahlen, die die Aktie nachbörslich um mehr als +11% in die Höhe katapultierten, doch einmal gemeinsam in aller Ruhe an. So vermeldete das Management um CEO Evan Spiegel im abgelaufenen Quartal ein Umsatzwachstum um +48% gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum auf nunmehr 388 Mio. US-Dollar. Leider verbuchte man dabei jedoch eben auch einen Nettoverlust in Höhe von 255 Mio. US-Dollar respektive 0,06 US-Dollar je Aktie (gegenüber 0,14 US-Dollar im Vorjahr).

Analysten hatten im Vorfeld im Durchschnitt allerdings mit deutlich schwächeren Quartalszahlen gerechnet. So erwarteten die Experten eigentlich nur einen Quartalsumsatz von 359 Mio. US-Dollar bei einem Verlust je Aktie in Höhe von -0,22 US-Dollar. Da Snap darüber hinaus auch mit seinen Nutzerzahlen (203 Mio. täglich aktive Nutzer (DAU) gegenüber erwarteten 191,9 Mio.) sowie seinem Ausblick zu überzeugen wusste, ist die gute Laune der Investoren bis zu einem gewissen Grad durchaus nachvollziehbar.

Ein Wettlauf gegen die Zeit...

Allerdings eben auch nur bis zu einem gewissen Grad. Denn die insgesamt besser als erwartete ausgefallenen Quartalszahlen sowie der starke Ausblick können keinesfalls darüber hinweg täuschen, dass das Unternehmen weiterhin eine Geldverbrennungsmaschine darstellt. So wurden letztlich selbst im abgelaufenen, vergleichsweise guten Quartal, sage und schreibe fast 150 Mio. US-Dollar verbrannt.

Noch verfügt das Unternehmen zwar über mehr als eine Milliarde US-Dollar durch den erfolgreichen Börsengang (IPO). Auf Dauer lässt sich eine so hohe Cash Burn Rate erfahrungsgemäß jedoch nicht halten. Oder um es deutlicher zu formulieren: Mit der zuletzt gesehenen Cash Burn Rate würde Snap auf Sicht von etwa 10 Quartalen (entspricht 2 ½ Jahren) das Geld ausgehen.

Ein Nutzer der Smartphone-App von Snap, SnapChat...

Das "Prinzip Hoffnung" wurde belohnt!

Insofern bleibt eine Investition in diese Aktie, trotz guter Quartalszahlen und gutem Ausblick, weiterhin sehr spekulativ. Anleger haben hier schon in der Vergangenheit stark auf das Prinzip Hoffnung gesetzt. Da Snap zuletzt die – in das Unternehmen gesetzten Hoffnungen – erfüllen bzw. teilweise sogar übererfüllen konnte, hat sich die Aktie entsprechend gut entwickelt. So lag das Kursplus in 2019 schon vor Veröffentlichung der aktuellen Quartalszahlen bei beeindruckenden +169%.

Nachbörslich kamen weitere knapp +11% hinzu, wobei sich erst noch zeigen muss ob diese Kursgewinne im regulären Börsenhandel gehalten werden können. Sollte dies jedoch der Fall sein, steigt das Kursplus in 2019 sogar auf knapp +197,5%. Die Frage ist nun, ob wir damit langsam am Ende der Fahnenstange angekommen sind oder nicht. Gemäß dem Motto "The Trend Is Your Friend" könnte ich mir kurzfristig noch eine Fortsetzung der Kursrally bis in die Range 18,00 bis 20,00 US-Dollar vorstellen. Dann wird die Luft jedoch langsam sehr dünn.

Hat derzeit natürlich gut lachen: Snap(Chat)-Mitgründer und -CEO Evan Spiegel

Denn dann stünde einer Marktkapitalisierung von knapp 26 Mrd. US-Dollar letztlich ein Jahresumsatz von ca. 1,65 Mrd. US-Dollar bei weiterhin hohen Nettoverlusten gegenüber. Dies wiederum würde einem KUV 2019e von knapp 16 entsprechen, was ich für extrem ambitioniert halte. Daher sollten bereits investierte Anleger, bei denen das "Prinzip Hoffnung" ja offensichtlich sehr gut funktioniert hat, spätestens zu solchen Kursen langsam ernsthaft zumindest über Teilgewinnmitnahmen nachdenken. Denn ein bekanntes Sprichwort besagt nicht ganz umsonst: "Die Hoffnung stirbt zuletzt, aber sie stirbt!".

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