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Siltronic: Diese Gewinnwarnung ist ein handfester Skandal!

20.02.19 / 21:00

Heute Abend veröffentlichte der Waferproduzent Siltronic (WKN: WAF300) die eigenen Umsatz- und Gewinnprognosen für das bereits laufende Geschäftsjahr 2019. Was sich im ersten Moment so unspektakulär liest, ist tatsächlich jedoch in meinen Augen ein handfester Skandal. Lassen Sie uns aber erst einmal zu den Fakten kommen! Dann können Sie selbst beurteilen, ob Sie sich meiner Einschätzung anschließen oder nicht.

Das Management erwartet für 2019e einen Umsatz in etwa auf Vorjahresniveau, eine leicht sinkende EBITDA-Marge, ein EBIT rund 10% unter Vorjahr, einen um 100 Mio. Euro niedrigeren Netto-Cashflow sowie letztlich ein Ergebnis je Aktie leicht unter dem Wert des Vorjahres. Wie gesagt, das liest sich zunächst einmal relativ unspektakulär.

Finanzchef Rainer Irle hatte zuletzt etwas anderes in Aussicht gestellt

Allerdings muss man dazu wissen, dass das Management des Konzerns – insbesondere Finanzchef Rainer Irle – bis zuletzt etwas ganz anderes in Aussicht gestellt hatte. So sprach der CFO davon, dass man im Hause Siltronic keine geschäftliche Schwäche sehe. Folglich wurden die bisherigen Umsatz- und Gewinnprognosen, die ein deutliches Wachstum vorsahen, mehrfach angehoben bzw. zumindest bestätigt.

Dies sahen einige Experten durchaus kritisch, denn viele US-Chipkonzerne hatten in den letzten Monaten ihre Umsatz- und Gewinnprognosen deutlich revidiert. Auf Basis der Aussagen von Herrn Irle wäre zu erwarten gewesen, dass man bei Siltronic den heiligen Gral gefunden hat – denn das Unternehmen hätte sich ja komplett von diesem negativen Marktumfeld abgekoppelt haben müssen. Wie wir jetzt wissen, war und ist dem aber doch nicht so.

Fundamentale Bewertung auf Basis der neuen Fakten

Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2018 sollte Siltronic einen Jahresumsatz von knapp 1,46 Mrd. Euro bei einem EBITDA in Höhe von 589 Mio. Euro sowie einem EBIT in Höhe von 498 Mio. Euro eingefahren haben. Auf Basis der nun aktualisierten Prognosen sollte sich dies im bereits laufenden Geschäftsjahr 2019 wie folgt darstellen: Voraussichtlch wird der Jahresumsatz bei ca. 1,4 Mrd. Euro und das EBIT bei ca. 450 Mio. Euro liegen.

Demgegenüber steht ein Börsenwert von zuletzt ca. 2,9 Mrd. Euro, der jedoch nachbörslich bereits auf ca. 2,6 Mrd. Euro eingebrochen ist. Damit wird die Aktie mit einem KUV 2019e von ca. 1,85 bei einem KGV von ca. 8-9 bewertet. Zuletzt haben einige Anlegermagazine und Analysten die Aktie stets mit dem Argument zum Kauf empfohlen, dass sie ja mit einem KGV 2019e von unter 5 sehr günstig bewertet sei. Es war einmal...

Vertrauen ist weg, mindestens der Finanzchef sollte seinen Hut nehmen

Sicherlich kann man argumentieren, dass auch eine Bewertung mit einem KGV 2019e von 8-9 für einen solchen Waferhersteller noch günstig ist. Zumal das Management in der Adhoc-Mitteilung betont, dass es schon 2020 wieder deutlich besser laufen wird. Allerdings funktioniert die Börse ein klein wenig anders. Hier geht es um Geld und damit um Vertrauen. Wer aber vertraut einem Management noch, dass seine eigenen Anteilseigner zuletzt so hinter die Fichte geführt hat?

Mit anderen Worten: Das Vertrauen der Anleger in das Management, insbesondere natürlich in den Finanzchef Rainer Irle, ist nun komplett weg. Vertrauen aber ist, so warb einst die Deutsche Bank, der Anfang von allem. Oder wie es Warren Buffett zu sagen pflegt: „Vertrauen aufbauen ist ein Prozess, der mehrere Jahre dauert. Vertrauen zerstören kann man dagegen in wenigen Sekunden“. Herzlichen Glückwunsch, Siltronic, herzlichen Glückwunsch, Herr Irle, Sie haben das bewiesen!

Fazit: Die Aktie befindet sich in einer sehr kritischen Situation!

Die Muttergesellschaft Wacker Chemie hatte Siltronic einst ausgegliedert und als eigenständiges Unternehmen an die Börse gebracht, weil dem Konzern das Geschäft zu zyklisch war. Der Chipsektor ist eben eine sehr zyklische Branche mit den typischen Boom-and-Bust-Zyklen. Zuletzt befand er sich eher auf dem absteigenden Ast, auch wenn viele Unternehmen von einer kurzen zyklischen Schwäche ausgingen und ausgehen.

Selbst wenn dem aber so ist, wer investiert dann noch in den Zulieferer Siltronic? Ein Unternehmen, dessen Finanzchef das Vertrauen der Anleger missbraucht und damit verspielt hat. Eine Aktie, die nun vom KGV 2019e her fast doppelt so hoch bewertet ist, als bisher geglaubt? Daher befindet sich der Titel in einer sehr kritischen Situation. Die nachbörslichen Kursabschläge von mehr als -10% sind sicherlich berechtigt.

Jetzt stellt sich nur noch die Frage, wie tief es wohl noch gehen kann? Ich möchte hier nicht zu schwarz malen, aber ich könnte mir durchaus einen Kursrückgang in Richtung der bisherigen Korrekturtiefs von 70,00 Euro und darunter vorstellen. Und sollte sich die Situation am Gesamtmarkt wieder verschlechtern, dann wäre selbst ein weiterer Kursrutsch durchaus im Bereich des Möglichen!

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