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Paion: Luft schon raus? Erwartete Kapitalerhöhung bremst

Marc Rendenbach / 20.06.16 / 8:44

Update 20.06.16, 08.44 Uhr: Das Kursplus am Morgen fällt verhaltener aus als von vielen erwartet. Grund dürfte eine vermutete Kapitalerhöhung sein, deren Platzierungskurs bei lediglich 2 Euro und damit unterhalb des aktuell gehandelten Kurses von rund 2,20 Euro liegen könnte. Die letzte Kapitalerhöhung im Jahr 2014 hatten überwiegend private Aktionäre gezeichnet, die ein Bezugsrecht besaßen. Damals wurden noch 2,50 Euro je Anteil bezahlt.

Vor knapp einer Woche schrieben wir in Hinblick auf Paion (WKN: A0B65S): «Der Aktie dürften jetzt nur noch sehr gute News helfen». Gesagt, getan: Heute liefert die deutsche Biotechschmiede erste positive Nachrichten zum laufenden Phase-3-Programm für sein ultrakurz wirksames Anästhetikum Remimazolan. Der Aktienkurs dürfte nun wieder deutlich über die Marke von 2 Euro klettern, was eine kurzfristige Kapitalerhöhung wahrscheinlich macht.

Laut Paion konnte die in den USA bei Koloskopie-Patienten durchgeführte Studie ihren primären Endpunkt erreichen und die Wirksamkeit Remimazolans bestätigen. Zudem sei das Sicherheitsprofil konsistent mit früheren Studien. Die nun abgeschlossene Phase-3-Studie ist nur ein Teil eines laufenden Pivotal-Programms, nach dessen Abschluss ein Zulassungsantrag stehen könnte. Während sich Paions Medizinchef von den ersten Phase-3-Ergebnissen «begeistert» zeigt und Vorstandsboss Söhngen von einem «Meilenstein» spricht, klingt der Kommentar des zuständigen Studienkoordinators schon etwas sachlicher: «Die Studienergebnisse zeigen, dass Remimazolam das Potential hat, eine wichtige Ergänzung zu bestehenden Behandlungsoptionen für die Sedierung von Patienten bei Eingriffen wie Koloskopien zu sein».

Fraglos also gute News bei Paion. Doch letztendlich bestätigen die neuen Ergebnisse nur das, was bereits eine frühere Phase-2b-Studie hat erwarten lassen und was zu einem Großteil immer noch im Aktienkurs eingepreist gewesen war. Klar ist nach wie vor: Paion braucht dringend Geld, sofern man aus eigener Kraft die Entwicklung seines Leitwirkstoffs weiter vorantreiben und Remimazolan anschließend eigenständig vermarkten möchte. Das nun wieder neu entfachte Interesse an der Aktie dürfte in einer entsprechenden Kapitalmaßnahme münden. Hier bleibt die Frage, zu welchem Preis neue Aktien in Umlauf gebracht werden könnten. Zuletzt hatte Paion 2014 Anteile zu 2,50 Euro ausgegeben und damit insgesamt gut 46 Millionen Euro eingenommen. Nachdem der Aktienkurs zuletzt deutlich unter die Marke von 2 Euro rutschte, dürfte zumindest diese Hürde nach der jüngsten Neuigkeit wieder recht locker genommen werden. Auch das Jahreshoch bei rund 2,60 Euro könnte nun wieder in Reichweite rücken. Hier käme Paion allerdings schon auf eine ambitionierte Marktkapitalisierung von 132 Millionen Euro.

Spottbillige Biotech-Alternative

Deutlich interessanter auf Sicht von wenigen Monaten bleibt für uns das Nasdaq-Papier von Biodel (WKN: A1JZU5). Die Aktie gibt's aktuell wieder weit unter ihrem Netto-Cash-Wert, was eine absolute Seltenheit darstellt und angesichts der Aussichten einem Geschenk gleichkommt. Im dritten Quartal steht bei Biodel ein Merger mit dem AstraZeneca-Spin-out Albireo Pharma und damit verbunden auch eine Umbenennung an. Albireo besitzt eine hochinteressante Pipeline an weit forgeschrittenen, teilweise vollkommen konkurrenzlosen Wirkstoffen und hat führende Venture-Capital-Firmen aus der Pharmawelt wie Phase 4 Partners, TPG Growth und TVM Capital als Ankeraktionäre hinter sich. In Zusammenhang mit dem angekündigten Merger hat sich das hochkarätige Investorenkonsortium dazu verpflichtet, weitere 10 Millionen USD in Albireo zu investieren. Ebenfalls ein klares Signal: Mit Ron Cooper konnte Albireo im letzten Jahr den langjährigen Europachef des Branchenriesens Bristol-Myers Squibb für den CEO-Posten gewinnen.

Für Biodel-Aktionäre spannend: Sie sollen mindestens 33% am fusionierten Unternehmen halten, was auf Basis des aktuellen Biodel-Kurses vob 0,325 USD sowie der Marktkapitalisierung von rund 21 Millionen USD bedeuten würde, dass auf Albireo-Eigner lediglich ein Börsenwert 42 Millionen entfällt. Dies erscheint mehr als korrekturbedürftig, da Albireos Aktionäre zum Zeitpunkt des Mergers allein nach dem 2008 erfolgten Spin-out schon 50 Millionen USD in Albireo investiert haben werden und die Entwicklung der klinischen Assets bis dato hervorragend verlief. Ein Börsengang an der Nasdaq hebt für gewöhnlich einen weiteren signifikanten Wert. Klar ist: Albireos renommierte Großaktionäre dürften nicht grundlos weitere Mittel bereitstellen, wenn sie an einem zeitnahen Exit interessiert wären. Ein kurzfristiger Verkauf ist aufgrund einer 180-tägigen Lockup-Vereinbarung ohnehin nicht zulässig.

Kurskatalysatoren in 2. Jahreshälfte

Auf Seiten Albireos scheint man also überzeugt, dass die kommenden Meilensteine für höhere Bewertungen sorgen. So erwartet Albireo in der zweiten Jahreshälfte Daten aus zwei laufenden Phase-3-Studien seines in Japan bereits verpartnerten Wirkstoffs gegen chronische Verstopfungen. Für Europa und die USA soll ein weiterer Partner gefunden werden. Für Albireos Leitwirkstoff A4250, der bei schwerwiegenden Lebererkrankungen bei Kindern zum Einsatz kommt, stehen abschließende Phase-2-Daten an. Da es sich beim laufenden Programm um eine Open-Label-Studie handelt, konnten bereits erste Zwischenergebnisse begutachtet werden, die auf ein positives Gesamtresultat hindeuten. Mit diesen Daten ist noch für das laufende Jahr ein Meeting mit der US-Gesundheitsbehörde FDA geplant, um den Pfad für eine finale Pivotal-Studie abzustecken, deren Finanzierung durch den hohen Cashbestands Biodels bereits gesichert wäre. A4250 eignet sich laut Angaben Albireos für einen sogenannten "Priority Review Voucher" der FDA, was für das Unternehmen mittelfristig einen zusätzlichen, massiven Geldregen bedeuten könnte.

In den kommenden Wochen soll nun Biodels Aktionärsversammlung den Merger beschließen, was der Aktie bereits kräftig Leben einhauchen sollte. Da der Wert derart günstig ist und die Rahmenbedingungen des bevorstehenden Mergers so vielversprechend sind, bleibt Biodel für uns der Top-Biotechtipp des Jahres. In unserem Track Record dürfte sich der Wert folgerichtig weit oben einreihen.

Interessenkonflikt
Der Autor dieser Publikation hält zum Zeitpunkt der Veröffentlichung Aktien des hier besprochenen Unternehmens Biodel und hat – wie andere Aktionäre auch – eventuell die Absicht, diese – auch kurzfristig – zu kaufen oder zu veräußern und könnte dabei insbesondere von erhöhter Handelsliquidität profitieren. Hierdurch besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt. Bitte beachten Sie unseren vollständigen Haftungsausschluss und weitere Hinweise gemäß §34b Abs. 1 WpHG in Verbindung mit FinAnV (Deutschland) unter: sharedeals.de/haftungsausschluss.

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