Nel ASA: Das könnte zum Verhängnis werden

Die Nel ASA-Aktie ist seit einer Woche im freien Fall, auch die News zum geplanten US-Fabrik am Dienstag konnten die Talfahrt an der Börse nicht stoppen. Liegt es an der aktuell insgesamt schlechten Stimmung im Sektor oder hat das norwegische Unternehmen ganz spezielle Probleme?

Neue Zuschüsse für Michigan-Fabrik

Im Mai hatte Nel bekanntgegeben, seine neue US-Fabrik im Bundesstaat Michigan zu bauen, weitere Details lieferte das Unternehmen nun am Dienstag. Demnach hat der europäische Wasserstoff-Player als Standort für seine nächste Gigafactory den Detroiter Vorort Plymouth Carter Township ausgewählt. Wie schon im Frühjahr angekündigt, soll die Elektroden-Produktionsanlage im Endausbau auf eine jährliche Gesamtkapazität von 4 Gigawatt kommen.

Nel-CEO Håkon Volldal schwärmt vom neuen Standort:

Hier haben wir Zugang zu gut ausgebildeten Arbeitskräften, Universitäten und Forschungseinrichtungen, und wir sind in der Nähe unseres Kooperationspartners General Motors. Darüber hinaus haben die Regierung und die Behörden von Michigan ein sehr attraktives finanzielles Unterstützungspaket für uns bereitgestellt.

So hat Nel den Angaben nach einen Zuschuss des Michigan Strategic Fund (MSF) erhalten in Höhe von 10 Millionen US$. Um das Projekt zu unterstützen, habe der MSF-Vorstand zudem einen Antrag des Unternehmens genehmigt auf eine 15-jährige Befreiung der staatlichen Grundsteuer, die sich auf rund 6,3 Millionen US$ belaufen würde.

Eine endgültige Investitionsentscheidung für den Bau des Werks haben die Norweger zwar noch nicht getroffen; die Finanzierungsbemühungen liefen jedoch voll nach Plan. Bislang hat Nel für die US-Fabrik rund 50 Millionen US$ an Mitteln erhalten. Nach der Genehmigung weitere Anträge auf Staats- und Bundesebene könnten sich die Zuschüsse insgesamt auf über 150 Millionen US$ addieren.

Ein charttechnisches Bild des Grauens

Die Neuigkeiten zum neuen Michigan-Werk sind bei Anlegern gar nicht gut angekommen. Die Nel-Aktie krachte an der Heimatbörse in Oslo am Dienstag um über -11% talwärts. Seit der Wasserstoff-Titel vor einer Woche die wichtige Marke von 10 norwegischen Kronen (NOK) unterschritten hat, befindet er sich fast im freien Fall und notiert aktuell bei 8,20 NOK.

Der jüngste Absturz der Nel-Aktie ist zum einen der aktuell schlechten Stimmung auf dem Wasserstoff-Markt geschuldet. Zum anderen scheinen Investoren jedoch auch frustriert darüber zu sein, dass es bezüglich des neuen Werks in Michigan immer noch viele Unwägbarkeiten gibt.

Hier kann noch sehr viel schief laufen

Trotz der Kursverluste ist die Aktie des Elektrolyseur-Spezialisten weiterhin alles andere als günstig. Schließlich traut der Markt der Wasserstoffindustrie – und insbesondere First-Movern wie Nel – zu, eine Schlüsselrolle zu spielen bei den weltweiten Dekarbonisierungszielen, insbesondere in schwer abbaubaren Sektoren. Es wird folglich mit erheblichen Kapazitätsanstiegen gerechnet.

Das Problem ist jedoch: Der Markt für Elektrolyseure ist hart umkämpft und es gibt nur geringe Eintrittsbarrieren. Es besteht das Risiko von Überkapazitäten und einer Schwemme von billiger Konkurrenz aus Asien, ähnlich wie bei Solarpanelen.

Bis der Markt sich nicht einigermaßen konsolidiert hat, besteht aus meiner Sicht daher überhaupt keine Eile, in ein Hochrisiko-Asset wie Nel ASA zu investieren – zumal das Unternehmen frühestens 2027 mit positiven Cashflows rechnet und seine radikale Verwässerung (Aktienzahl in 9 Jahren um Faktor 14 vermehrt) bis dahin wohl ungebremst fortführen wird.

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