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Nel ASA-Aktie steigt trotz mieser Zahlen – das steckt dahinter

Simon Ruić / 12.08.22 / 9:03

Nel ASA (WKN: A0B733) legt Quartalszahlen vor, die die Konsensprognosen weit verfehlen. Wenig überraschend stürzt die Aktie zunächst ab. Im Laufe des Tags dreht der Kurs jedoch von -6% ins Positive und geht mit 16,47 NOK (+1,6%) aus dem Handel. Der neue Nel-CEO Håkon Volldal macht Anlegern mit seinem Ausblick Hoffnung auf neue Großprojekte.

SFC Energy

Nel ASA ist ein global operierender Wasserstoff-Spezialist mit Sitz im norwegischen Oslo. Das Unternehmen ist unabhängig von speziellen Anwendungsbereichen des Gases und deckt die gesamte Wertschöpfungskette ab – von der Produktion über den Vertrieb bis zu Tankstellen. An der Börse hat der Konzern aktuell einen Wert von umgerechnet 2,6 Milliarden €.

Konsensprognosen weit verfehlt

Am gestrigen Donnerstag hat Nel seinen Geschäftsbericht für das abgelaufene Quartal vorgelegt. Die allgemeinen Tendenzen sollten Anlegern aus den vergangenen Perioden bereits bekannt vorkommen: mehr Einnahmen, mehr Kosten, mehr liquide Mittel. Das heißt allerdings auch, dass der durch Kapitalmaßnahmen finanzierte Cashburn des Wasserstoff-Players weiter anhält.

Die Markterwartungen hat das Unternehmen mit seinen Q2-Zahlen weit verfehlt. So stieg der Umsatz gegenüber dem Vorjahresquartal um +12% auf 183 Millionen NOK, Analysten hatten im Schnitt jedoch mit rund einem Viertel mehr gerechnet.

Noch größer ist die Diskrepanz beim Betriebsergebnis (EBITDA): Ein Q2-Verlust von 197 Millionen NOK bedeutet, dass die Norweger operativ um fast zwei Drittel tiefer in den roten Bereich gerutscht sind. Der Expertenkonsens ging von einem 36% geringeren Fehlbetrag aus.

Die liquiden Mittel in Nels Bilanz zum Ende des Juni-Quartals stiegen gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 3,07 auf 3,65 Milliarden NOK. Die Zunahme ist auf eine erneute Privatplatzierung im Berichtszeitraum zurückzuführen, die dem Unternehmen rund 1,5 Milliarden NOK einbrachte.

Auftragsbestand weiterhin auf Rekordkurs

Der Auftragseingang belief sich zwischen April und Juni den Angaben nach auf 236 Millionen NOK, womit sich der Gesamtauftragsbestand erneut auf ein Allzeitrekord von 1,44 Milliarden NOK erhöhte. Der positive Trend wird sich fortsetzen, da der Wasserstoff-Spezialist vergangenen Monat seinen bislang größten Auftrag über 200 MW an Elektrolyseur-Stacks im Wert von rund 450 Millionen NOK bekanntgegeben hat.

Zu der jüngsten Auftragsflut sagte der neue Nel-CEO Håkon Volldal:

Sie hat nicht nur erhebliche positive Auswirkungen auf Nel als Unternehmen, sondern zeigt auch, dass sich der Markt für grünen Wasserstoff in die richtige Richtung entwickelt. Politische Unterstützung und echte Anreize zeichnen sich ab, die Investitionskosten für Anlagen sinken, langfristige grüne Stromabnahmeverträge sind realisierbar, und die Finanzinstitute haben ihre Überlegungen zur Finanzierung grüner Wasserstoffprojekte ausgereift. All dies sind wichtige Voraussetzungen für die Verwirklichung weiterer Großprojekte.

Neue Produktionslinie auf Herøya

Um die steigende Nachfrage bedienen zu können, steckt Nel viel Geld in den Ausbau seiner Kapazitäten. So erklärte das Unternehmen gestern ebenfalls, dass es den Bau einer zweiten Produktionslinie in seiner Fabrik auf der norwegischen Halbinsel Herøya plant, um das Produktionsvermögen der Anlage für alkalische Elektrolyseure auf etwa 1 Gigawatt (GW) zu verdoppeln.

Die Investitionskosten für das Projekt werden auf rund 350 Millionen NOK geschätzt. Im April erst hatte der Wasserstoff-Player das Werk eröffnet, das Firmenangaben nach auf bis zu 2 GW erweiterbar ist.

EU-Wasserstoff-Fonds in Höhe von 5,4 Milliarden € genehmigt

Der neue Vorstandsvorsitzende Volldal hat die Nachfolge von Jon Løkke zweifellos in einer spannenden Phase für die Branche übernommen. So stellt die Europäische Kommission derzeit die Weichen für einen Wasserstoff-Superzyklus.

Zunächst hatte Brüssel seine Ziele für die H2-Produktion im Frühjahr auf 10 Millionen Tonnen im Jahr verdoppelt; weitere 10 Millionen Tonnen sollen jährlich importiert werden. Mitte Mai stellte die EU ihren REPowerEU-Plan zur Umgestaltung des Energiesystems vor. Für dieses Vorhaben plant der Staatenbund, bis zu 300 Milliarden € zu mobilisieren. Mit der Geld sollen unter anderem „wichtige Wasserstoffkorridore“ im Mittelmeer und in der Nordsee entwickelt werden.

Am 15. Juli genehmigte die EU-Kommission schließlich einen Fonds in Höhe von 5,4 Milliarden € zur Unterstützung wichtiger Wasserstoff-Projekte „von gemeinsamem europäischem Interesse“. Das Vorhaben mit dem sperrigen Namen „IPCEI Hy2Tech“ besteht aus 41 Projekten, an denen 15 Mitgliedsstaaten beteiligt sind. Die freigegebenen Mittel dürften ein positiver Katalysator im Elektrolyseursektor sein, insbesondere für die europäischen Player Nel ASA und ITM Power.

Im Energiesektor aufs richtige Pferd setzen

Obwohl ich glaube, dass Wasserstoff der Kraftstoff der Zukunft sein wird, bin ich noch nicht von einem Einzelinvestment in der Branche überzeugt – auch nicht bei der Nel-Aktie, die einen niedrigeren KUV (2023e: 15) vorweist als die Wettbewerber.

Der Auftragsbestand von Nel beweist zwar, dass das Unternehmen über ein solides Produktangebot verfügt. Solange es jedoch nicht in der Lage ist, dies in signifikant höhere Umsätze umzuwandeln, wird das Management bald wieder am Kapitalmarkt aktiv werden müssen, was das Eigentum der Aktionäre weiter verwässern wird.

Während die Wasserstoff-Player unter dem aktuellen Inflationsdruck besonders stark leiden, profitieren Produzenten von konventionellen fossilen Energien von der Energiekostenexplosion. Welche Rohstoff- und Energieaktien die höchsten Kapital- und Dividendenrenditen abwerfen, erfahren Anleger Woche für Woche mit einem Abonnement des exklusiven Premium-Produkts Goldherz PLUS+.

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