Lanxess: Eine mittelfristig aussichtsreiche Elektromobilitätswette
Ich habe erst kürzlich an dieser Stelle einen Artikel über Covestro geschrieben, in dem ich auch auf die Aktie von Lanxess (WKN: 547040) aufmerksam gemacht hatte. Denn beide Aktien wiesen ein nahezu identisches charttechnisches Setup auf. Ironie des Schicksals, denn beide Unternehmen, sowohl Covestro wie auch Lanxess, wurden ja einst von dem aktuell – aufgrund der Monsanto-Übernahme angeschlagenen – Bayer-Konzern abgespalten.
Während sich das Chartbild bei Covestro inzwischen jedoch langsam wieder einzutrüben scheint, sieht es bei Lanxess deutlich besser aus. Hier scheinen sich die Bullen endgültig durchsetzen zu können. Zwar muss man kurzfristige Rücksetzer sicherlich immer einkalkulieren, ganz grundsätzlich scheint bei Lanxess der Weg in Richtung 60,00 bis 62,00 Euro jedoch frei. Was wohl auch Warren Buffett freuen dürfte...
Denn immerhin ist besagter Warren Buffett, seines Zeichens einer der reichsten Menschen der Welt, über die Berkshire Hathaway-Tochter General Reinsurance, vor knapp zwei Jahren bei Lanxess eingestiegen. Seinerzeit notierte die Aktie übrigens noch um 65,00 Euro – und damit deutlich über dem aktuellen Kursniveau unterhalb von 55,00 Euro. Aber offenbar sah Warren Buffett die Aktie da schon als unterbewertet an.
Was genau macht eigentlich Lanxess?
Generell ist es so, dass wohl viele Menschen mit dem Unternehmensnamen Lanxess etwas anfangen können. Dies dürfte daher rühren, dass sich der Konzern – unter Marketinggesichtspunkten – die Namensrechte an der ehemaligen Kölnarena gesichert hat, die deshalb seit 2008 Lanxess Arena heißt. Besonders bekannt ist die Lanxess Arena natürlich als Heimspielstätte des Kölner Eishockey-Traditionsclubs Kölner Haie – und schon deshalb ständig in den Medien präsent. Insofern dürften die meisten Menschen auch wissen, dass es sich bei Lanxess um einen Chemiekonzern, konkreter einen Spezialchemiekonzern, handelt. Aber was bedeutet das eigentlich genau?
Nun, Lanxess beschäftigt sich mit der Entwicklung, Produktion sowie dem Vertrieb von chemischen Zwischenprodukten, Additiven (dabei handelt es sich um Zusatzstoffe, die Produkten in geringen Mengen zugesetzt werden, um bestimmte Eigenschaften zu erreichen oder zu verbessern), Spezialchemikalien und Kunststoffen. Ferner ist man über Arlanxeo, ein Joint Venture mit Saudi Aramco, auch im Geschäft mit synthetischem Kautschuk präsent. Gemessen am Jahresumsatz war Lanxess zuletzt der fünftgrößte deutsche Chemiekonzern, wobei diese Liste von BASF angeführt wird.
Vom Problemkind von Bayer zu einem eigenständigen Unternehmen mit Zukunft
Als Lanxess im Jahr 2004 aus Bayer ausgegliedert wurde, befand sich dieser Geschäftsbereich in einer schwierigen Situation. Ob der Geschäftsbereich unter dem Dach von Bayer überhaupt hätte restrukturiert werden können, ist fraglich. Daher war die Ausgliederung durchaus eine gute Idee. Denn sie befreite Bayer von einem problematischen Geschäftsbereich, eröffnete der neuen Lanxess jedoch die Möglichkeit sich neu aufzustellen. Dies wurde vom Management auch konsequent getan.
So trennte sich Lanxess von nicht mehr rund laufenden Geschäften wie dem Dorlastan-Geschäft, dem Geschäft mit Feinchemikalien oder auch dem Geschäftsbereich Paper durch Ausgliederung respektive Veräußerungen. Auch regional positionierte man sich neu und gab daher bspw. sein Nordamerika-Geschäft auf, in dem man es an StarChem verkaufte. Mit Wirkung zum 1. Januar 2015 bündelte Lanxess verschiedene, im Konzern verbliebene Geschäftsbereiche schließlich neu und reduzierte deren Anzahl dadurch von 14 auf 10.
Alles in allem ist die so entstandene neue Lanxess von einstigen Problemkind innerhalb des Bayer-Konzerns zu einem eigenständigen Unternehmen mit Zukunft geworden. Denn das Management hat, insbesondere seit der Übernahme des CEO-Postens durch Matthias Zachert, für eine deutlich stärkere Fokussierung der Geschäfte gesorgt. Dabei handelt es sich zudem um Geschäftsbereiche mit sehr guten Zukunftsperspektiven. Denn spezielle Kunststoffe dürften beispielsweise im Bereich der Elektromobilität immer wichtiger werden.
Umsatz- und Gewinnentwicklung zuletzt
Wenngleich die Zukunft vergleichsweise rosig ausschauen mag, war 2018 ein sehr schwieriges Jahr für Lanxess. Nachdem man im Vorjahr (2017) noch einen Rekordumsatz in Höhe von gut 9,66 Mrd. Euro einfahren konnte, entwickelte sich dieser in 2018 deutlich rückläufig. Am Ende reichte es nur noch zu einem Jahresumsatz von knapp 7,2 Mrd. Euro, was ca. 10% weniger als noch 2014 war. Interessanterweise war die Gewinnentwicklung bei Lanxess jedoch deutlich erfreulicher.
So lag der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) mit 390 Mio. Euro nur leicht unter dem Rekordniveau des Vorjahres von 410 Mio. Euro. Zudem hat Lanxess es damit geschafft sein EBIT zwischen 2014 und 2018 um ca. +162% respektive ca. +27,2% p.a. zu steigern. Zur Wahrheit gehört jedoch auch, dass dieses Wachstum in erster Linie von 2014 auf 2015 stattgefunden hat. Seitdem weist der Konzern stets ein EBIT zwischen ca. 350 und 410 Mio. Euro aus.
Mögliche Umsatz- und Gewinnentwicklung in der Zukunft...
"Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen", soll Mark Twain mal gesagt haben. Insofern ist natürlich auch die weitere Geschäftsentwicklung bei Lanxess schwierig zu prognostizieren. Geht man jedoch, was ich tue, von einem Durchbruch der E-Mobilität aus, werden die Kunststoffe aus dem Hause Lanxess zukünftig immer wichtiger. Denn zur Steigerung der Reichweite braucht man dort leichte, aber natürlich dennoch robuste Kunststoffe.
Zudem können durch Hochleistungs-Kautschuke, die bei der Herstellung von Reifen zum Einsatz kommen, Rollwiderstände verringert und sogar das Bremsverhalten von Fahrzeugen verbessert werden. Dies wiederum führt zu einer geringeren Geräuschentwicklung sowie einer längeren Laufleistung. Insofern gehe ich schon davon aus, dass Lanxess über kurz oder lang sowohl Top Line (d.h. beim Umsatz) als auch Bottom Line (d.h. beim Gewinn) deutlich wachsen können sollte.
Das Jahr 2019 wird jedoch sicherlich noch einmal schwierig. So hat der Vorstand um CEO Matthias Zachert selbst nur einen stagnierenden Gewinn in Aussicht gestellt, konkrete Prognosen gibt es meines Wissens bisher vom Unternehmen noch nicht. Ich kalkuliere daher für 2019e mit einem Jahresumsatz von 7,25 Mrd. Euro bei einem EBIT von 395 Mio. Euro. Ab 2020e sollte es dann jedoch langsam besser werden, so dass ich schon für 2020e mit einem Jahresumsatz von knapp 7,5 Mrd. Euro sowie einem EBIT von mindestens 425 Mio. Euro rechne.
Fazit: Eine mittelfristig aussichtsreiche Elektromobilitätswette!
Zu den aktuellen Kursen von unter 55,00 Euro weist Lanxess eine Market Cap. von nur knapp fünf Milliarden Euro auf. Demgegenüber steht ein Jahresumsatz von zuletzt knapp 7,2 Mrd. Euro sowie ein EBIT von 390 Mio. Euro. Somit wird Lanxess zurzeit mit einem KUV von knapp 0,69 sowie einem KGV von ca. 14 bewertet, wobei diese Kennzahlen – aufgrund der erwarteten Stagnation – für das bereits laufende Geschäftsjahr 2019e nahezu konstant bleiben.
Auf Basis meiner Umsatz- und Gewinnschätzungen für 2020e sinkt das KUV 2020e dann jedoch auf unter 0,66 und das KGV 2020e auf ca. 13. Damit ist die Aktie im Peer-Group Vergleich zwar kein besonderes Schnäppchen, jedoch auch nicht zu teuer. Alles in allem muss man daher wohl konstatieren, dass ein Kauf der Aktie zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch eine Wette auf die Zukunft darstellt. Allerdings eine Wette, bei der das Risiko begrenzt erscheint.
Daher würde ich Rücksetzer in der Aktie von Lanxess, insbesondere zurück an den kürzlich gebrochenen charttechnischen Widerstand bei 52,00 Euro ("Pullback") durchaus als Einstiegs- bzw. Nachkaufgelegenheit sehen. Das Kursziel sehe ich, auf Sicht von 2-3 Jahren, dann bei mindestens 75,00 Euro, möglich wären jedoch bis zu 90,00 Euro. Sicherlich wird man bei dieser Aktie etwas Geduld mitbringen müssen, aber diese sollte sich am Ende auszahlen.