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Infineon Technologies: Darum kommt das Kaufsignal einfach nicht!

21.03.19 / 9:39

Kaum eine deutsche Aktie, erst Recht keine DAX-Aktie, hat wohl eine bewegendere Börsengeschichte hinter sich als das Papier des deutschen Chipherstellers Infineon Technologies (WKN: 623100). Ja, da kommt nicht mal die zuletzt stark im Fokus stehende Wirecard-Aktie mit. Ursprünglich verbarg sich hinter Infineon nämlich schlicht und einfach das Chipgeschäft des DAX-Konzerns Siemens. Doch Siemens sah in diesem Geschäftsbereich keine Zukunft mehr, weshalb man ihn ausgliederte und an die Börse brachte.

Eigentlich hätte dies die Anleger stutzig machen müssen. Wobei Siemens in der Vergangenheit so manche Fehlentscheidung getroffen hatte. Darüber hinaus tobte um den Jahrtausendwechsel herum der Wahnsinn an der Börse, Stichwort: „Dotcom Bubble“ und Spekulationsblase am Neuen Markt. Daher rissen die Anleger Siemens die Aktien der Tochtergesellschaft Infineon regelrecht aus den Händen.

So wurden die Aktien seinerzeit in einer Bookbuildingspanne zwischen 29,00 und 35,00 Euro zur Zeichnung angeboten und letztlich, da vielfach überzeichnet, am oberen Ende dieser Spanne zu 35,00 Euro platziert. Der erste Börsenkurs lag dann mit 70,20 Euro gut +100% über dem Ausgabepreis. Gut drei Monate nach der damaligen Erstnotiz im März des Jahres 2000 erreichte der Titel dann sein bis heute gültiges Allzeithoch von über 90,00 Euro.

Von der Beinahe-Pleite zum DAX-Star...

Doch diese Anfangseuphorie ebbte schnell ab – und die Anleger bemerkten, dass das damalige Siemens-Management um Heinrich von Pierer mit seiner Einschätzung wohl doch nicht so falsch gelegen hatte. So konnte Infineon einfach nicht mit den deutlich günstiger produzierenden Konkurrenten aus Asien mithalten und rutschte sukzessive immer tiefer in die Krise. Auf dem Höhepunkt der Unternehmenskrise musste man daher seinerzeit die, aus Infineon abgespaltene Tochtergesellschaft, Quimonda in die Insolvenz schicken.

Nicht wenige Analysten respektive Anleger erwarteten seinerzeit daher, dass der Mutterkonzern der Tochtergesellschaft wohl bald folgen dürfte. Infolge dessen mutierte Infineon zum ersten Pennystock im DAX und fiel letztendlich sogar für einige Monate aus dem deutschen Leitindex heraus. Schon das zeigt, dass die Insolvenz von Quimonda ein sehr harter Schlag für Infineon war. Schließlich hielt man damals auch eine Beteiligung in Höhe von knapp 80% des Aktienkapitals an dieser Tochter.

Zumal es sich bei dieser Tochtergesellschaft ja um nichts weniger als den damals zweitgrößten Hersteller von Speicherchips (DRAMs) handelte – der nur leider trotzdem nicht profitabel war! Rückblickend muss man jedoch aus heutiger Sicht wohl konstatieren, dass ausgerechnet diese Insolvenz von Quimonda die Basis des anschließenden Erfolgs des verbliebenen Infineon-Konzerns war. Denn letztlich begann mit dieser Insolvenz die komplette Neuerfindung bzw. Neuaufstellung des Unternehmens – und somit die Mutation vom Beinahe-Pleitekandidat zum DAX-Star.

Die neue Infineon – ein völlig anderer Konzern!

So konzentrierte sich Infineon nämlich seinerzeit fortan auf Chips für mobile Endgeräte wie Smartphones (ja, man war sogar ein wichtiger Zulieferer für Apple und dessen iPhone) sowie für die Automobilindustrie. Um sich nicht zu verzetteln veräußerte man jedoch das Geschäft mit Chips für mobile Endgeräte vor einiger Zeit an den weltgrößten Chiphersteller Intel. Dadurch schaffte man es hier einem, womöglich ruinösen, Konkurrenzkampf aus dem Weg zu gehen. Zudem kam es dadurch gar nicht erst zu dem Luxusproblem, mit dem zuletzt Dialog Semiconductor zu kämpfen hatte, nämlich das man zu abhängig von einem Großkunden (namens Apple) wurde.

Statt dessen fokussierte das Management das Unternehmen stark auf die Automobilindustrie, was ebenfalls ein kluger Schachzug war. Denn gerade bei Elektroautos, die ja in Zukunft dann auch möglichst autonom fahren können sollen, braucht man noch viel mehr Chips als dies heute schon der Fall ist. Wo werden denn heute Chips (von Infineon) im Auto eingesetzt, werden sie jetzt vielleicht fragen. Nun, die Antwort ist ganz einfach, nämlich beispielsweise zur Steuerung von Airbags. Damit rettet Infineon in letzter Konsequenz heutzutage sogar Menschenleben.

Seit Jahren eine sehr positive Umsatz- und Gewinnentwicklung

Zwischen 2014 und 2018 konnte Infineon seinen Jahresumsatz von 4,3 Mrd. Euro kontinuierlich auf 7,6 Mrd. Euro und somit um knapp +77% steigern. Dies entsprach einem Umsatzwachstum in Höhe von ca. +15,3% p.a, was sich sehen lassen kann. Noch besser war die Gewinnentwicklung (auf Basis des Gewinns vor Zinsen und Steuern, EBIT). Denn dieser konnte gleichzeitig überproportional von 528 Mio. auf 1,411 Mrd. Euro und somit um ca. +167% respektive ca. +27,9% zulegen.

Ebenfalls positiv entwickelte sich daher in dieser Zeit der Cashflow, der heutzutage wohl bei der Bewertung von (Technologie-)Aktien die wichtigste Kenngröße ist. Zu den aktuellen Kursen von knapp über 19,00 Euro beträgt der Börsenwert des Konzerns knapp 22 Mrd. Euro. Damit liegt, auf Basis der unternehmenseigenen Prognosen für 2019e, das KUV bei knapp 2,7, das KGV bei knapp 19, das KCV bei knapp 13 sowie das Verhältnis von Unternehmenswert zum Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EV/EBITDA) von gut acht.

Fazit: Fundamental fair bewertet, bleibt darum das charttechnische Kaufsignal aus?

Angesichts eines vom Unternehmen selbst in Aussicht gestellten Umsatzwachstums von ca. +9% sowie eines Gewinnwachstums von ca. +14% ist die Bewertung eigentlich nicht zu hoch. Allerdings befürchten Analysten und Anleger wohl, dass diese Umsatz- und Gewinnprognosen ein wenig zu optimistisch sein könnten. Auch ich halte das für durchaus möglich. Allerdings wäre die Aktie auch bei einem Umsatzwachstum von nur +8% sowie einem Gewinnwachstum von +12% noch nicht unbedingt viel zu teuer.

Angesichts der hohen Unsicherheit ist sie andererseits aber eben auch kein Superschnäppchen mehr. Vielmehr scheint der Titel gegenwärtig fair bewertet zu sein. Aufwärtspotenzial würde es nur dann geben, wenn die Unternehmensprognosen mindestens erfüllt, besser sogar übertroffen werden könnten. Wobei auch dann ein KGV von deutlich über 20 nicht zu rechtfertigen wäre. Insofern scheint bei der Aktie im Bereich um 20,50 bis 21,00 Euro generell der Deckel drauf zu sein. Genau in diesem Bereich jedoch liegt bei Infineon ein starker charttechnischer Widerstand im Markt.

Erst ein Bruch dieses charttechnischen Widerstands würde ein Kaufsignal mit Kursziel zwischen 24,00 und 25,00 Euro erzeugen. Da dies jedoch aus fundamentaler Sicht derzeit noch nicht gerechtfertigt erscheint, ist es logisch, dass die Aktie zuletzt mehrfach daran gescheitert ist dieses Kaufsignal zu generieren. Alles in allem war, ist und bleibt Infineon daher aus meiner Sicht zurzeit leider „nur“ eine Halteposition – und aufgrund der geringen Dividendenrendite noch nicht einmal eine besonders gute!

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