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Commerzbank-Aktie: Nach Rücksetzer kaufen?

Nach einem kräftigen +30%-Anstieg seit Ende August legt die Aktie der Commerzbank (WKN: CBK100) wieder den Rückwärtsgang ein. Gestern hat das Kreditinstitut zusätzliche Belastungen in Polen vermeldet, zugleich jedoch sein Ergebnisziel für dieses Jahr bestätigt. Lohnt sich der Kauf des Papiers angesichts der zu erwartenden Zinserhöhungen im Euro-Raum?

Foto: Commerzbank AG

Die Commerzbank AG ist basierend auf der Bilanzsumme von zuletzt 507 Milliarden € die viertgrößte Bank Deutschlands. Seit einem Jahr befindet sich das Kreditinstitut in einer tiefgreifenden Restrukturierung, der fast 10.000 Stellen und rund die Hälfte aller Filialen zum Opfer fallen sollen. 2024 soll die Transformation abgeschlossen sein. Der Börsenwert des Unternehmens beläuft sich aktuell auf rund 9,3 Milliarden €.

Nachbörslich hat die Commerzbank-Aktie am Dienstag bereits eingebüßt, heute Morgen fällt sie bei Tradegate um weitere -2,2% auf 7,28 €. Auf Jahressicht steht sie allerdings noch bei +5%, das können nicht viele deutsche Titel in diesen schwierigen Zeiten von sich behaupten.

490 Millionen € Rückstellungen

Auslöser für das leichte Minus heute ist eine Ad-hoc-Mitteilung von Dienstagabend. Darin teilt die Bank mit, dass sie für ihre polnische Tochter mBank und deren Schweizer-Franken-Kreditportfolio eine zusätzliche Vorsorge über 490 Millionen € bilden muss. Die Buchung erfolge als negativer Ertrag im „Sonstigen Ergebnis“.

Nach Angaben des Geldhauses wird in entsprechender Höhe das operative Ergebnis des dritten Quartals belastet.

Insgesamt beläuft sich die Vorsorge für die auf Fremdwährungen indexierten Kreditverträge der mBank nun auf rund 1,43 Milliarden €, wie die Commerzbank weiter mitteilte. Die mBank kündigte zudem ein neues Vergleichsprogramm an, um mit Kunden individuelle Vereinbarungen zu treffen.

Die neuerliche Ertragsbelastung komme zu den bereits im Juli dieses Jahres für das dritte Quartal angekündigten negativen Erträgen infolge der gesetzlichen Regelung zu Zins- und Tilgungsstundungen für private Immobilienfinanzierungen in Polen hinzu.

Finanzchefin Bettina Orlopp kommentiert:

Trotz der neuerlichen Belastungen in Polen halten wir angesichts der insgesamt starken Ertragsentwicklung an unserem Ergebnisziel für das Jahr 2022 fest.

Prognose für 2022 bestätigt

Das heißt im Klartext: Die Commerzbank erwartet weiterhin ein Konzernergebnis von mehr als 1 Milliarde € für das Geschäftsjahr 2022. Allerdings gilt hier die Einschränkung „sofern sich die wirtschaftlichen Auswirkungen der geopolitischen Situation nicht deutlich verschärfen und die Unsicherheiten über die Energieversorgung keine signifikante Erhöhung der Risikovorsorge für potenzielle zukünftige Kreditausfälle erfordern“.

Beflügelt vom scharfen Zinskurs der US-Notenbank und den bereits angekündigten Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) hat die Aktie zuletzt einen guten Lauf gehabt und ist von 5,79 € Mitte Juli auf 8,17 € am 22. September gestiegen. Es stellt sich mithin für Anleger die Frage, ob sie den heutigen Kursrücksetzer nutzen können.

Steigende Leitzinsen spielen dem Kreditinstitut selbstverständlich in die Karten, erst recht, wenn sie in einem so schnellen Tempo erfolgen wie in den USA. Jahrelang haben die Banken unter der Nullzinspolitik gelitten und darüber gejammert.

Rezessionsängste belasten

Allerdings werden Banken-Werte, also nicht nur die Commerzbank, von zunehmenden Rezessionsängsten belastet. Die Frankfurter, die für sich selbst eine „Erfolgsgeschichte im deutschen Mittelstand“ reklamieren, stehen hier besonders im Fokus.

Wenn also die Annahmen verschiedener Forschungsinstitute stimmen, dass Deutschland in eine Rezession schlittert, muss die Commerzbank bei einer möglichen Pleitewelle im Mittelstand wohl hohe Kreditausfälle befürchten.

Selbiges gilt übrigens auch für private Verbraucher, die unter den hohen Preissteigerungen insbesondere für Energie ächzen und nicht nur den Gürtel enger schnallen müssen, sondern möglicherweise ihre Kredite nicht oder nur eingeschränkt bedienen können. Das träfe erst recht zu, wenn die Arbeitslosigkeit steigen sollte.

Gute Ergebnisse im ersten Halbjahr

Zugegebenermaßen sind das alles nur Szenarien, bislang sind die Geschäfte der Commerzbank in diesem Jahr ordentlich gelaufen. So hat sie im ersten Halbjahr ihren operativen Gewinn auf 1,3 Milliarden € verdoppelt. Bei ihren Sparmaßnahmen ist sie ebenfalls auf Kurs und hat ihre operativen Kosten im zweiten Quartal um gut 16% gesenkt.

Wer auf höhere Leitzinsen setzt...

Unter der Erwartung, dass die EZB die Leitzinsen im Euro-Raum in Kürze deutlicher und schneller anheben muss, um die Diskrepanz zur schärfer agierenden US-Notenbank Fed zu verringern, können sich Anleger das Papier meiner Meinung nach durchaus ins Depot legen. Mich persönlich begeistert die Aktie immer noch nicht, zumal die Risiken einer Rezession schon im Raum stehen.

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