Canopy Growth-Aktie +180% in 10 Tagen: Was nun?

In den letzten drei Jahren befand sich die Canopy Growth-Aktie (WKN: A140QA) auf einer fast kontinuierlichen Talfahrt und verlor in diesem Zeitraum sagenhafte 98 Prozent ihres Wertes. Doch nachdem das Papier des kanadischen Cannabis-Unternehmens vor zehn Tagen auf ein neues Allzeittief gefallen war, verdreifachte sich der Aktienkurs von Canopy Growth annähernd in den letzten Tagen. Was steckt hinter dem plötzlichen Kursfeuerwerk?

Gute Nachrichten aus den USA...

Es sind gleich zwei positive Entwicklungen, die der Canopy Growth-Aktie und anderen Cannabis-Werten in den letzten Tagen enormen Rückenwind gaben. Die erste davon ereignete sich in den USA.

Am vergangenen Freitag forderte niemand Geringeres als US-Vizepräsidentin Kamala Harris eine Neueinstufung von Cannabis in den USA. Bereits im August vergangenen Jahres hatte das US-Gesundheitsministerium der amerikanischen Drogenbehörde DEA empfohlen, Cannabis zu reklassifizieren. Derzeit stuft die DEA Cannabis als genauso gefährlich ein wie Heroin und andere harte Drogen, was wissenschaftlichen Erkenntnissen widerspricht.

Ob der öffentliche Druck der US-Vizepräsidentin die DEA bei ihrer Prüfung und Entscheidung über die Risikoeinstufung von Cannabis beeinflussen wird, lässt sich nicht von außen beurteilen. Aber für Cannabis-Unternehmen ist es zweifellos ein sehr willkommenes Statement.

...und aus Deutschland

Der zweite Kurstreiber für die Canopy Growth-Aktie ist die Bundesrepublik Deutschland. Ende vergangener Woche passierte das Gesetz zur teilweisen Legalisierung von Cannabis den Bundesrat und kann damit am 1. April in Kraft treten.

Das Gesetz sieht vor, dass der Besitz und Konsum von Cannabis sowie der Anbau von Cannabispflanzen durch Volljährige in Zukunft unter bestimmten Einschränkungen straffrei bleibt. Bundesgesundheitsminister Lauterbach will durch diese Teillegalisierung im privaten Bereich den blühenden Schwarzmarkt eindämmen.

Der gewerbliche Handel von Cannabis ist allerdings weiterhin verboten. Nur in Clubs darf Cannabis unter gewissen Voraussetzungen von Mitgliedern gehandelt werden. Inwiefern Canopy Grwoth und andere Cannabis-Unternehmen von der neuen deutschen Drogenpolitik profitieren können, ist noch weitgehend unklar.

Ist der Aufschwung nachhaltig?

Durch den jüngsten Kursanstieg hat die Canopy Growth-Aktie ihren seit Anfang Dezember anhaltenden Abwärtstrend durchbrochen. Der nächste wichtige Widerstand liegt bei 8 US$.

Sollte auch hier der Durchbruch gelingen, könnte sich ein nachhaltiger Aufwärtstrend entwickeln.

Der proof of concept fehlt

Trotz der beiden guten Nachrichten für die Cannabisbranche stehe ich Canopy Growth nach wie vor sehr skeptisch gegenüber. Das Unternehmen hat bislang keinen proof of concept seines Geschäftsmodells geliefert.

In den beiden letzten Geschäftsjahren ist der Umsatz von Canopy Growth in Summe um 26% zurückgegangen. Noch schwer wiegt, dass das Unternehmen einfach kein Geld verdienen kann. In den vergangenen Jahren beliefen sich die Aufwendungen auf mehr als das Doppelte des Umsatzes, was zu einem operativen Verlust über dem Umsatz führte.

Derart hohe Verluste kann man als Anleger bei einem stark wachsenden Unternehmen akzeptieren, das eine klare Roadmap zur Profitabilität hat. Bei Canopy Growth ist davon nichts zu sehen.

Ich gehe davon aus, dass die DEA sich mit ihrer Prüfung der Cannabis-Risikoklasse noch viel Zeit lassen wird. Das Thema ist in den USA zu brisant, um noch vor der Präsidentschaftswahl entschieden zu werden. Und auch die Teillegalisierung von Cannabis in Deutschland ist für mich kein starker Kurstreiber für die Canopy Growth-Aktie.

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