Canopy Growth-Aktie: Viel zu viel Hoffnung

Der Kursverlauf der Canopy Growth-Aktie (WKN: A140QA) ist seit zwei Monaten von einer extrem hohen Volatilität geprägt. In mehreren Wellen schoss der Kurs des Cannabisunternehmens von 3 US$ Mitte März auf 15 US$ Ende April hoch und fiel im Anschluss wieder auf ca. 11 US$ zurück. Sind sich Anleger nicht sicher, wie sie die Canopy Growth-Aktie derzeit bewerten sollen?

Ein Rescheduling ist keine Legalisierung

Die Bewertung der Canopy Growth-Aktie ist vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse in den USA tatsächlich kein leichtes Unterfangen. Viele Anleger scheinen Probleme bei der Einordnung der politischen Entwicklung in den Vereinigten Staaten zu haben. Hier ein klarer Blick auf die Geschehnisse:

Das US-Justizministerium hat vergangene Woche offiziell das sogenannte „Rescheduling“ eingeleitet. Das bedeutet, dass nun ein Vorschlag für eine Gesetzesänderung auf dem Tisch liegt, Marihuana von einer Schedule-I zu einer Schedule-III-Droge herabzustufen. Das heißt, dass das Gefährdungspotenzial von Cannabis zukünftig nicht mehr auf einer Stufe mit harten Drogen gesehen wird (Schedule-I), sondern mit sehr leichten Betäubungsmitteln (Schedule-III). Mehr ist eigentlich nicht passiert.

In einem nächsten Schritt wird nun die zuständige US-Behörde DEA (Drug Enforcement Administration) Informationen und Meinungen zu dieser Angelegenheit sammeln und über eine Änderung der Gefährdungsstufe von Marihuana beraten.

Wie lange dieser Prozess dauern wird, ist ungewiss. Und selbst wenn sich die DEA dazu entschließen sollte, die Einstufung von Marihuana zu ändern, heißt das noch lange nicht, dass die Droge bundesweit in den USA legalisiert wird.

Dazu muss erst eine Gesetzesänderung auf den Weg gebracht werden. Im Vorfeld dieser Gesetzesänderung müssten zahlreiche Detailfragen zu den Themen Besteuerung, Werbung, Lizenzen und Verkauf beraten und geklärt werden. Das letzte Wort hat dann der US-Kongress in Washington D.C. und dessen Zustimmung ist angesichts des sehr umstrittenen Themas alles andere als sicher.

Noch ist der Aufwärtstrend intakt

Die Kursentwicklung der Canopy Growth-Aktie lässt sich in Anbetracht der hohen Volatilität nur sehr schwer einordnen. Der Mitte März gestartete Aufwärtstrend ist nach wie intakt.

Die untere Trendlinie wurde bislang noch nicht durchbrochen, aber die Aktie darf sich keinen größeren Kursrückgang mehr erlauben.

Eine Mücke ist kein Elefant

Ich kann die aktuelle Euphorie rund um Cannabisaktien überhaupt nicht nachvollziehen. Die Regierung von US-Präsident Biden hat bereits im Oktober 2022 das US-Gesundheitsministerium angewiesen, die Einstufung von Marihuana zu überprüfen. Seitdem ist relativ wenig passiert.

Zudem vergeben Anleger meiner Meinung nach derzeit zu viele Vorschusslorbeeren an die Canopy Growth-Aktie. Stand heute ist noch überhaupt nicht gesagt, dass es zu einer Änderung der Risikoeinstufung von Cannabis und einer landesweiten Legalisierung in den Vereinigten Staaten kommt.

Ich glaube, dass sich Anleger bei Cannabisaktien mal wieder selbst überholt haben und aus jeder Mücke einen Elefanten machen. Eine Mücke bleibt aber nun mal eine Mücke – auch an der Börse.

Ich rate Anlegern deshalb weiterhin, generell die Finger von Cannabisaktien zu lassen. Die aktuelle Euphorie rund um Canopy Growth & Co. hat meiner Einschätzung nach kein solides Fundament. Es ist viel zu viel Hoffnung und viel zu wenig Realismus in die Aktienkurse eingepreist.