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Cannovum: Einzigartig im deutschen Cannabismarkt

Simon Ruić / 09.02.22 / 15:07

Cannovum (WKN: A2LQU2) ist das erste deutsche börsengelistete Unternehmen für medizinisches Cannabis und muss daher viel Pionierarbeit leisten. Der heutige Launch einer Aufklärungs- und Weiterbildungsplattform hat Anleger bislang jedoch nicht in Ekstase versetzt. Seit Handelsstart fiel die Aktie des Unternehmens an der Münchener Börse um -5,66% auf 6,50 €. Für eine mögliche Legalisierung von Freizeit-Cannabis sollten sich Investoren bereithalten.

Die 2019 gegründete Cannovum AG importiert und vertreibt cannabishaltige Produkte als Arzneimittel zur Schmerztherapie an Apotheken. Das Berliner Start-up machte sein IPO im Mai 2021 und wurde damit zum ersten deutschen börsengelisteten Medizinalcannabis-Unternehmen. Derzeit kommt Cannovum auf eine Marktkapitalisierung von 16,5 Millionen €.

Am Mittwoch gab das Start-up nun bekannt, seine Medical Education Platform (CME) gelauncht zu haben. Es handelt sich dabei um eine kostenlose virtuelle Weiterbildungsplattform, in der die medizinisch-therapeutischen Grundlangen für medizinisches Cannabis vermittelt werden.

Das Weiterbildungsangebot ist in vier Bereiche unterteilt: On-Demand-Videokurse, Workshops für medizinisches Fachpersonal, einen Bereich für wissenschaftliche Literatur sowie Informationsmaterial fürs Selbststudium.

Cannovum-CEO Pia Marten ist die jüngste Vorständin eines börsennotierten Unternehmens in Deutschland. Sie sagte zum Launch:

Wir haben die Cannovum Medical Education ins Leben gerufen, weil das Thema Cannabis gesellschaftlich leider immer noch sehr stark stigmatisiert wird und viele Patienten, denen eine Cannabis-Therapie helfen könnte, keinen Zugang dazu haben. Mit den Weiterbildungen über das medizinische Potential von Cannabis können wir Vorbehalte abbauen und ein breiteres Verständnis für diese Therapieform vermitteln.

Viele Hürden für Cannabis-Unternehmen

Die erst 30-jährige Gründerin des Pharma-Start-ups hat bereits einige große Hürden überwunden, die in der streng regulierten Branche in Deutschland existieren. Über einen langwierigen Prozess hat sich das Unternehmen zahlreiche Lizenzen eingeholt: eine Großhandelserlaubnis, eine Betäubungsmittellizenz, eine Einfuhrerlaubnis und nicht zuletzt eine Good-Manufacturing-Practice-Lizenz zur Qualitätssicherung der Produktionsabläufe.

In Deutschland darf Cannabis als Medikament erst seit 2017 verschrieben werden – etwa bei Multipler Sklerose, Epilepsie, Rheuma oder während einer Chemotherapie bei Krebserkrankungen. Eingesetzt wird es in der Regel jedoch erst dann, wenn andere Behandlungsmethoden gescheitert sind. Die Kosten übernehmen mittlerweile sogar die Krankenkassen.

Dennoch verordnen derzeit nur die wenigsten Ärzte in Deutschland Cannabis auf Rezept. Die meisten Mediziner seien mit dem Thema Cannabis als Schmerzmittel nie in Berührung gekommen, sagt Cannovum-CEO Marten. Interesse sei vereinzelt vorhanden und viel Aufklärungsarbeit nötig.

Hinzu kommt: Viele Patienten trauen sich erst gar nicht, ihren Arzt auf Cannabis-Medikamente anzusprechen. So fällt Cannabis hierzulande schließlich noch unter das Betäubungsmittelgesetz und ist damit illegal.

Unique Selling Point: Nachhaltigkeit

In der Regel wird medizinisches Cannabis in Indoor-Plantagen hinter verschlossenen Türen und dicken Wänden kultiviert. Statt Tageslicht kommen helle Lampen zum Einsatz. Cannovum will sich hingegen mit einer nachhaltigen und organischen Produktion von der Konkurrenz absetzen.

Sonnengereiftes Cannabis ohne Pestizide: Dieses Alleinstellungsmerkmal will Marten in ein paar Jahren zum Industriestandard machen. Deshalb hat sich das Unternehmen in Europa einen Lieferanten gesucht, der die Pflanzen im Treibhaus anbaut.

Was Cannovum noch fehlt, ist eine Erlaubnis, um das Cannabis in Deutschland anzubauen. Bislang hat die zuständige Arzneimittelbehörde erst drei Lizenzen vergeben: an das kanadische Unternehmen Aphria, Aurora Deutschland und das Berliner Start-up Demecan. Diese Firmen haben sich bereits im Markt positioniert. Schätzungen zufolge nehmen hierzulande derzeit 90.000 Menschen Cannabis als Medizin ein.

So vertreibt Cannovum derzeit auch Produkte anderer Hersteller – etwa das komplette Sortiment von Aurora. Die Fremdmarken, so die CEO, dienen dem Unternehmen als Test-Case, um vor dem eigenen Produkt-Launch eine Kundenbasis aufzubauen und Prozesse durchspielen zu können. Der Start der Eigenmarke steht noch bevor und war ursprünglich Ende 2021 geplant.

Zudem will Cannovum, sobald es möglich ist, Cannabis auch als Genussmittel vertreiben. Das hatte der Vorstand verkündet, nachdem Ende November die Legalisierungspläne der neuen Bundesregierung bekannt wurden.

Bereithalten für die Legalisierung

Mit dem Fokus auf organische hergestellte Produkte hat Cannovum ein interessantes Alleinstellungsmerkmal im deutschen Cannabismarkt. In den ersten Jahren hat es das Start-up geschafft, wichtige behördliche Hürden zu überwinden. Die größte Herausforderung steht jedoch noch bevor: die medizinische Aufklärung zu cannabishaltigen Schmerztherapien bei Fachleuten und in der Gesellschaft fördern.

Mit dem Launch der Medical Education Platform ist dafür ein wichtiger Schritt getan. Im Falle einer Marktfreigabe für den Freizeitkonsum in Deutschland wäre Cannovum gut aufgestellt, um Verbrauchern sicheres und organisches Cannabis anzubieten.

Anleger sollen sich jedoch im Klaren sein: Ein Einzel-Investment in Cannabis-Aktien ist immer ein gewagtes Unterfangen – insbesondere wenn das Unternehmen noch kein eigenes Produkt anbietet. Ich empfehle daher, bei Cannovum zunächst an der Seitenlinie zu bleiben und den Launch der Eigenmarke abzuwarten. Im Fall einer Legalisierung von Freizeit-Cannabis sollte man sich jedoch unbedingt bereithalten.

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