Blue Cap-Aktie: Das kommt überraschend – was tun?

Die Aktie der Beteiligungsgesellschaft Blue Cap (WKN: A0JM2M) notiert aktuell bei 16 €. Nach einer kurzfristigen Erholung im Juni befindet sie sich seit Juli in einem starken Abwärtstrend. Der letzte Rückgang aufgrund der Prognosesenkung konnte wieder aufgeholt werden. Wie geht es jetzt weiter?

Schwache Konjunktur belastet

Die rückläufige Konjunktur hat im dritten Quartal voll zugeschlagen. Der Neun-Monatsbericht vom 25. Oktober zeigt, dass sich Umsatz und Ertrag gegenüber den Halbjahreswerten deutlich verschlechtert haben.

Der Konzernumsatz reduzierte sich von 223 Millionen € im Vorjahreszeitraum auf 209 Millionen €. Besonders schlecht liefen die Segmente Plastics und Adhesives & Coating (Klebstoffe und Beschichtungen) – hier gingen die Umsätze um 15 bzw. 12% zurück.

Noch drastischer fiel der Rückgang bei der Ertragslage aus. Das operative EBITDA verringerte sich überproportional um rund 32% auf 15,9 Millionen €. In den genannten Segmenten führten die Umsatzrückgänge zu extrem hohen Gewinneinbrüchen. Die sich daraus ergebende operative Marge sank von 10,3% auf 7,6%.

Insgesamt passte sich die Geschäftsentwicklung somit der Konjunktursituation an. Was problematisch ist, ist der überproportionale Ergebnisrückgang. Hier wird es spannend, ob diese Ergebnisentwicklung sich so fortsetzt.

Prognose angepasst

Dass das dritte Quartal sehr überraschend schlecht ausgefallen ist, lässt sich daraus schließen, dass die Jahresprognose bei Bekanntgabe der Halbjahreswerte noch bestätigt worden war. Da auch im vierten Quartal mit keiner wesentlichen Verbesserung gerechnet wird, ist die Anpassung der Jahresprognose nach unten nachvollziehbar.

Statt eines Konzernumsatzes von 275 bis 295 Millionen € stehen jetzt 265 bis 285 Millionen € auf dem Zettel. Die EBITDA-Marge wurde um ein Prozent gesenkt, die Bandbreite reicht jetzt von 7 bis 8%.

Striktes Portfoliomanagement geplant

Mit Wirkung zum 1. Oktober wurde Dr. Henning von Kottwitz zum Nachfolger von Tobias Hoffmann-Becking als CEO. Unter seiner Leitung soll das Portfolio effizienter und schlagkräftiger werden. So sollen Sondersituationen zu Akquisitionen genutzt werden, wenn sich günstige Gelegenheiten ergeben. Beteiligungen, die auf absehbare Zeit keinen Mehrwert generieren, sollen schneller veräußert werden.

Dr. Henning von Kottwitz, neuer CEO von Blue Cap, beschreibt die Strategie so:

Wir wollen uns auf die Stärken der Blue Cap fokussieren und auf die Themen, bei denen wir mit unseren Fähigkeiten die größten Werthebel realisieren können.

Was bedeutet das für die weitere Kursentwicklung?

Dass sich die Konjunktur kurzfristig verbessert, ist eher unwahrscheinlich. Somit ist die Prognosesenkung nachvollziehbar. Der Kursrückgang beruht nicht nur auf der Konjunkturlage. Das schwache Börsenumfeld führt bei Nebenwerten mit geringen Umsätzen zu höheren Kursrückgängen. Das Handelsvolumen hat seit Juli deutlich zugenommen, hier macht sich der Verkaufsdruck bemerkbar. Die sogenannten „schwachen Hände“ (nervöse Anleger) verkaufen ohne Rücksicht auf die Kurse. Die Ankeraktionäre halten an ihrem Aktienbestand fest.

Meines Erachtens ist der Kursrückgang zu stark ausgefallen, es handelt sich hier um eine solide finanzierte Gesellschaft mit einer gesunden Bilanzstruktur. Im Hinblick auf den jetzigen Abwärtstrend sollten Anleger die Aktie vorerst jedoch meiden.

Zuerst muss eine nachhaltige Bodenbildung eintreten. Für die Aktie spricht deren hohe Dividendenrendite von momentan 5,4%. Im letzten Jahr gab es die Wahl, sich entweder auszahlen zu lassen oder neue Aktien zu erhalten.

Mein Fazit: Anleger sollten die Aktie vorerst meiden.

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