Biofrontera kann Turbulenzen hinter sich lassen

Marc Rendenbach
27.08.19 um 20:54

Trotz der Turbulenzen im Aktionärskreis – die Deutsche Balaton Biotech AG/DELPHI Unternehmensberatung AG sowie die Deutschland-Tochter der japanischen Maruho hatten konkurrierende Übernahmeangebote abgegeben, wobei Vorstand, Aufsichtsrat und sogar Mitarbeiter von Biofrontera sich klar gegen das Angebot von Deutsche Balaton Biotech AG/DELPHI Unternehmensberatung AG ausgesprochen hatten – konnte Biofrontera (WKN: 604611) heute sehr gute Halbjahreszahlen vorlegen.

So berichtete die Gesellschaft per Ad hoc-Meldung über ein Umsatzwachstum von 9,0 Mio. Euro auf 13,9 Mio. Euro (ca. +55%) sowie einem positiven Gesamtergebnis (nach dem ergebniswirksamen Badwill aufgrund der Kaufpreisallokation der Cutanea Life Sciences) von ca. 8,6 Mio. Euro. Dementsprechend stieg auch der Bestand an Cash bzw. Cash-äquivalenten Mitteln von 19,5 Mio. Euro per Ende Dezember 2018 auf 21,6 Mio. Euro per Ende Juni 2019. Darin sind jedoch Zahlungsmittel in Höhe von 5,8 Mio. Euro der Cutanea enthalten.

Als operative Highlights im ersten Halbjahr 2019 führte das Management die Erweiterung des Produktportfolios um Xepi(R) in den USA durch Übernahme und Integration von Cutanea, die Erweiterung der Forschungskooperation mit der japanischen Maruho zur Weiterentwicklung von Marken-Generika inklusive der Absichtserklärung zur Indikationserweiterung von Ameluz(R) für Akne sowie zur Vermarktung von Ameluz(R) in Teilen Ostasiens und Ozeaniens und – last but not least – die positiven Phase III-Ergebnisse zur Wirksamkeit und Sicherheit von Ameluz(R) in Kombination mit Biofronteras Rotlichtlampe BF-RhodoLED(R) zur Behandlung von aktinischen Keratosen auf den Extremitäten sowie auf Hals oder Rumpf auf.

Einen Rückschlag gab es zuletzt jedoch auch. So musste die Gesellschaft nämlich die Vermarktung von Aktipak(R) aufgrund kurzfristig nicht zu behebender Qualitätsprobleme in der Produktion durch den von Cutanea beauftragten Auftragsproduzenten sowie der vergleichsweise geringen zukünftigen Marktchancen einstellen. Allerdings spricht diese harte Entscheidung durchaus für die Entscheidungsfreudigkeit und Entscheidungsfähigkeit des Vorstands um CEO Prof. Dr. Hermann Lübbert, ähnlich wie bei der Stellungnahme gegen das unerwünschte Übernahmeangebot.

Fundamentale Bewertung der Aktie

Auf Basis des aktuellen Aktienkurs um 6,50 Euro weist das Unternehmen eine Market Cap. von ca. 290 Mio. Euro auf. Demgegenüber stand zuletzt ein Jahresumsatz von 21,1 Mio. Euro, der jedoch im laufenden Geschäftsjahr 2019e auf über 35 Mio. Euro (ca. 67%) steigen sollte. Zugleich dürfte das Unternehmen seinen Verlust deutlich reduzieren. Ich kalkuliere hier zum Jahresende mit einem EBIT von unter -10 Mio. Euro.

Im Geschäftsjahr 2020e dürfte der Jahresumsatz dann weiter auf ca. 56,5 Mio. Euro (ca. +60,5%) steigen sowie das EBIT in den positiven Bereich drehen. Ich kalkuliere hier mit einem EBIT von mehr als 5,2 Mio. Euro. Demnach weist die Aktie ein KUV 2019e von knapp 8,3 sowie ein KUV 2020e von ca. 5,15 und ein KGV 2020e von knapp 83 auf. Diese Kennzahlen deuten dabei zwar auf eine sehr hohe Bewertung, nicht jedoch auf eine massive Überbewertung der Aktie hin.

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Übernahmeangebote lagen, aus guten Gründen, bei jeweils acht Euro je Aktie!

Wie die konkurrierenden Übernahmeangebote der Deutschen Balaton Biotech AG/DELPHI Unternehmensberatung AG sowie Maruho über jeweils acht Euro je Aktie gezeigt haben, bewerten institutionelle Anleger diese deutlich höher als es die Anleger an der Börse gegenwärtig noch tun. Auch die heute vorgelegten und im großen und ganzen im Rahmen der Erwartungen liegenden Geschäftszahlen haben daran nichts geändert.

Dennoch halte ich den aktuellen Aktienkurs für fundamental fair. Denn man darf nicht vergessen, dass die Großaktionäre ein strategisches Interesse verfolgten und verfolgen, so dass der gebotene Übernahmepreis eher am oberen Ende dessen, was fundamental fair erscheint, lag. Daher bewerte ich die Aktie von Biofrontera aktuell auch nur als gute Halteposition und würde sie erst zu Kursen unter sechs Euro als spekulativen Kaufkandidaten bewerten.

Wobei die Aktie, wenn sie mal anspringt, sicherlich zügig wieder Kursziele von acht Euro und mehr ansteuern könnte. Denn schließlich befinden sich aktuell sage und schreibe knapp 63,2% der ausstehenden Aktien in festen Händen (DELPHI 29,72%; Maruho 28,14%; LLB Invest 2,94% und Universal Investment 2,93%) und somit nur noch knapp 37% im Streubesitz. Ergo sind an der Börse nur noch knapp 16,5 Mio. der insgesamt 44,76 Mio. Aktien handelbar, so dass man die Aktie wohl durchaus als "marktengen Titel" bezeichnen kann.

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