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BASF: Was der Milliarden-Deal für Anleger bedeutet

Simon Ruić / 22.12.23 / 8:02

Die BASF (WKN: BASF11) hat ihre Such nach einem Käufer für die teils in Russland basierte Öl- und Gastochter Wintershall Dea beendet. Laut Analysten ist ein Deal über den Markterwartungen gelungen. Was bedeutet das für Aktionäre des DAX-Konzerns? Vor allem: Ist die Dividende im nächsten Jahr damit gesichert?

stock.adobe.com/Firn

ℹ️ BASF vorgestellt

Die BASF SE mit Sitz in Ludwigshafen ist gemessen am Umsatz (2022: 87,3 Milliarden €) der größte Chemie-Konzern der Welt. BASF betreibt weltweit über 230 Produktionsstandorte in mehr als 90 Ländern.

Der 1865 gegründete Traditionskonzern ist Mitglied im DAX und aktuell an der Börse mit 43,5 Milliarden € bewertet.

Wintershall Dea soll für 11,2 Milliarden US$ verkauft werden

BASF ist der erste Schritt gelungen, um sich von ihrer ungeliebten Tochter zu trennen, dem in Russland verankerten Öl- und Gaskonzern Wintershall Dea.

So gab der Chemieriese am Donnerstag bekannt, das Explorations- und Produktionsgeschäft (E&P) des Unternehmens für 11,2 Milliarden US$ in bar und Aktien an den britischen Konzern Harbour Energy zu verkaufen. Die Aktivitäten mit Russland-Bezug sind von der Transaktion jedoch ausgenommen, wie es heißt.

Für ihren Anteil von 72,7% an Wintershall Dea erhalten die Ludwigshafener demnach 1,56 Milliarden US$ sowie Harbour-Aktien, die einem Anteil von 39,6% entsprechen. Letztere sollen zu einem späteren Zeitpunkt ebenfalls verkauft werden. Der Rest der Erlöse geht an den Minderheitsaktionär, die russische Investorengruppe Letter One, die die übrigen Wintershall-Dea-Anteile hält.

Rund 921,1 Millionen neue Harbour-Aktien werden demnach zu einem Preis von 360 Pence pro Stück an die Wintershall-Aktionäre ausgegeben, was einem Wert von 4,15 Milliarden US$ entspricht. Damit erhält BASF eine Prämie von rund 60% auf den gewichteten 30-Tage-Durchschnitt des Harbour-Papiers.

Die Übernahme steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Harbour-Aktionäre und muss den Angaben nach noch von den Wettbewerbsbehörden geprüft werden. Der Abschluss ist für das vierte Quartal 2024 geplant.

Sitze in Kassel und Hamburg machen dicht

Schon länger hatte die BASF Wintershall Dea im Schaufenster stehen, nachdem ein Börsengang unter anderem am Veto von Letter One gescheitert war.

Das nun veräußerte E&P-Geschäft umfasst den Angaben nach Produktions- und Entwicklungs-Assets – etwa eine Beteiligung an der Gaspipeline Nord Stream –, Explorationsrechte in Norwegen, Argentinien, Deutschland, Mexiko, Algerien, Libyen (ohne Wintershall AG), Ägypten und Dänemark (ohne Ravn) sowie Lizenzen zur Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid.

Der Deal werde darüber hinaus zu weiteren Umstrukturierungen führen sowie zur Schließung der Hauptverwaltungssitze in Kassel und Hamburg mit derzeit rund 850 Mitarbeitenden, wie es heißt. Harbour beabsichtigt allerdings, einen Teil der Belegschaft zu übernehmen.

Weitere Einzelheiten sollen nach einer detaillierteren Prüfung zwischen der Unterzeichnung und dem Closing vereinbart werden.

Putin beschlagnahmt Beteiligungen

Tags zuvor hat der Kreml für Aufsehen gesorgt mit einem Dekret, das effektiv die Beschlagnahmung von Anteilen der Wintershell Dea an Gasförderprojekten in Russland vorsieht.

Die Beteiligungen von Wintershall Dea und der österreichischen OMV am Erdgasfeld Juschno Russkoje und an der Achimov-Formation in Sibirien sollen auf neu gegründete russische Gesellschaften übertragen werden, wie aus den von Präsident Wladimir Putin unterzeichneten Dekreten hervorging.

„Der Präsidialerlass ist eine weitere Bestätigung: Russland ist kein verlässlicher Wirtschaftspartner mehr und unberechenbar – in jeder Hinsicht“, erklärte Wintershall Dea am Mittwoch.

Analysten: Deal über Markterwartung

Mit der geplanten Transaktion hätte BASF einen großen Klotz vom Bein und Cash-Einnahmen, die der Konzern gut gebrauchen kann – dahingehend sind sich die ersten Analystenstimmen einig.

So hat die schweizerische Großbank UBS ihre BASF-Einstufung nach der Bekanntgabe des Deals auf „Buy“ belassen mit einem Kursziel von 55 €. Das Analysehaus Jefferies ändert ebenfalls nichts an ihrer bisherigen Einschätzung und belässt den DAX-Titel auf „Unterperform“ mit Kursziel 39 €.

Die Transaktion sei eindeutig positiv und stehe im Einklang mit der seit langem kommunizierten Strategie des Chemiekonzerns, sich aus dem Öl- und Gasgeschäft zurückzuziehen, schrieb UBS-Analyst Samuel Perry in einer ersten Reaktion am Donnerstag.

Beide Experten betonen, dass die implizite Bewertung des Deals über der Markterwartung liege. Bei einem Harbour-Aktienkurs von 300 Pence läge die Wintershall-Dea-Gesamtbewertung bei 10,6 Milliarden US$, was den BASF-Anteil auf etwa 7 Milliarden US$ beziffert.

Die Wahrscheinlichkeit einer Dividendenkürzung beim Chemieriesen würde nun verringert werden, da er mit den Barmitteln aus der Transaktion die im Jahr 2024 ansonsten schuldenfinanzierte Dividende finanzieren kann.

Lage bleibt herausfordernd

Aus meiner Sicht ist der erste Schritt hin zu einer Abstoßung von Wintershall Dea für BASF-Aktionäre eine gute Nachricht – insbesondere vor dem Hintergrund der Provokationen aus dem Kreml.

Die Geschäftsaussichten für den DAX-Konzern bleiben im Umfeld hoher Energiekosten und dringend benötigter Investitionen jedoch weiterhin gedämpft. Hinzu kommt: Die Dividende bietet derzeit eine stattliche Rendite von 7%, könnte jedoch trotz des Harbour-Deals gekürzt oder teilweise aus der Substanz gezahlt werden.

Für mich bleibt die BASF-Aktie aber eine Halte-Position, da ich Vertrauen in das Krisen-Management des Vorstands habe.

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