Alibaba & Co.: Werden Aktionäre ausgeplündert?

Marc Rendenbach
22.09.14

china_aktienDer chinesische Amazon-Konkurrent Alibaba (WKN: A117ME) feierte vergangenen Freitag ein spektakuläres Börsendebüt an der New Yorker Wallstreet. Die Aktien des Online-Händlers explodierten unter gigantischer Nachfrage zeitweise um knapp 50% über den bereits hoch angesetzten Erstausgabepreis von 68 Dollar. Schlussendlich ging das Papier mit einem Kurs von 93,89 Dollar aus dem Handel - ein Plus von 38%. Fakt ist: Mit einem Emissionsvolumen von 25 Milliarden Dollar stellt der Alibaba-IPO den größten Börsengang aller Zeiten dar! Der Börsenwert des Unternehmens liegt nun bei über 230 Milliarden Dollar, was Alibaba nah an die Top 10 der wertvollsten Konzerne der Welt platziert. High-Tech-Riesen wie Samsung oder IBM sind damit schon überholt und selbst Google ist nicht mehr allzu weit entfernt. Facebook beispielsweise kämpft trotz einer beeindruckenden Kursrallye immer noch mit der Marke von 200 Milliarden Dollar Marktkapitalisierung. Was also rechtfertigt diese enormen Vorschusslorbeeren?

Rasantes Wachstum und riesige Gewinnmargen

Im abgelaufenen Geschäftsjahr erwirtschafteten die Chinesen zwar noch vergleichsweise moderate Umsätze in Höhe von 45,13 Milliarden Yuan (ca. 5,72 Millarden Euro), zeigten dafür aber eine beeindruckende Rentabilität: Mit 23,08 Milliarden Yuan (ca. 2,9 Millarden Euro) konnte man den Gewinn im Vergleich zum Vorjahr fast verdreifachen. Und es geht weiter: Allein im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres, das im April begann, wurden umgerechnet 1,9 Milliarden Euro erlöst und dabei unglaubliche 1,5 Milliarden Euro verdient. Zahlen, die vor allem Amazon alarmieren dürften, denn die Amerikaner machten im gleichen Zeitraum 126 Millionen Dollar Miese. Die Alibaba Group, zu der auch der Marktplatz Taobao und der Online-Shop Tmall gehören, bläst spätestens nach ihrem Börsengang zur globalen Attacke.

Sichere Sache?

Die riesige PR-Maschinerie, die im Vorfeld des Alibaba-IPOs angeworfen wurde, hat sich insbesondere für Altaktionäre gelohnt: Der Internetkonzern Yahoo verkaufte mehr als 120 Millionen Alibaba-Aktien und nahm damit mehr als 8 Milliarden Dollar ein. Gründer und CEO Jack Ma veräußerte 0,5% Firmenanteil für mindestens 867 Millionen Dollar. Sein verbliebener 7,8%-Anteil ist aktuell über 18 Milliarden Dollar wert. Ma, der Alibaba vor 15 Jahren mit wenig Startkapital in einer kleinen Wohnung im chinesischen Hangzhou gründete, ist mal eben zum reichsten Menschen seines Landes geworden. Größter Aktionär bleibt die japanische Softbank, die vor dem Börsengang 34,4% der Anteile hielt und diese eigenenen Angaben zufolge auch behalten wollte. Neueinsteiger sollten sich dem Umstand bewusst sein, dass eine Alibaba-Aktie trotz aller - größtenteils sicher berechtigten Euphorie - auf dem aktuellen Niveau eine Investition in die Zukunft darstellt und kurzfristig möglicherweise - ähnlich wie bei Facebook - herbe Rückschläge drohen.

Aufpassen!

Dass Alibabas Zahlenwerk im Vorfeld des Listings auf Hochglanz poliert wurde, liegt auf der Hand. Mit dem enormen Barmittelbestand dürfte Alibaba jetzt international attackieren. Das kostet Geld und der Weg könnte sich als steiniger als von manch einem gedacht erweisen. Während die Altaktionäre also schon jetzt Gewinner sind, müssten vor allem neue Investoren die Zeche einer möglicherweise schwieriger als erwartet verlaufenden Expansion zahlen. Es verwundert wenig, dass die teilweise extrem hohen Preise, die am ersten Börsentag für Alibaba-Aktien gezahlt wurden, Börsenkreisen zufolge überwiegend von Privatanlegern kommen. Institutionelle Adressen scheinen sich des Risikos sehr wohl bewusst und warten offensichtlich auf eine Marktberuhigung, um ihre Positionen auf- beziehungsweise auszubauen.

Eine neue Chance für China-Aktien

Insbesondere der Cashflow des Konzerns sollte in den nächsten Reportings von Interesse sein. Nicht selten erleben wir in diesen Zeiten versickernde Gelder und spurlos verschwundene Firmenbosse bei in Deutschland gelisteten China-Unternehmen. Das Wall Street Journal titelte kürzlich: «Ultrasonic ruiniert das Image von China-Aktien endgültig». Der Chef des Bekleidungsherstellers war zuvor untergetaucht - und mit ihm eine dreistellige Millionensumme. Vor wenigen Jahren erschütterten reihenweise Bilanzskandale chinesicher Börsenunternehmen die Finanzwelt. Mit Sino-Forest traf es auch einen milliardenschweren Holzproduzenten. Das Unternehmen wird mittlerweile abgewickelt. Ist eine ähnliche Situation auch bei Alibaba zu befürchten? Angesichts der Größe Alibabas nicht wirklich, zumal hier andere Transparenzstandards greifen. Trotzdem: Ein skeptischer Blick schadet auch bei Alibaba sicher nicht.

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