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3U Holding +50%: Was ist bei der Aktie noch drin?

Simon Ruić / 05.09.22 / 15:05

Sensationsmeldung der 3U Holding (WKN: 516790) am Wochenende: Statt ihre „Wachstumslokomotive“ Weclapp an die Börse zu bringen, verkauft die Holding-Gesellschaft die Softwarefirma – und kassiert dafür mal eben fast das Doppelte ihres eigenen Börsenwerts. Wenig überraschend schießt die Aktie heute durch die Decke: mit knapp +50% auf 3,78 €. Wohin rennt der Titel noch?

Die 3U Holding AG mit Sitz in Marburg erwirbt, betreibt und veräußert Unternehmen in drei Segmenten: Informations- und Telekommunikationstechnik (ITK), Erneuerbare Energien sowie Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (SHK). Dabei konzentriert sich das 1997 gegründete Unternehmen insbesondere auf die Geschäftsmodelle Cloud Computing und E-Commerce.

Aktie mit Riesensprung nach Überraschungsverkauf von Weclapp

Kursexplosion zum Wochenstart: Die 3U-Aktie ist am Montagmorgen um knapp +50% auf 3,78 € hochgeschossen. Grund dafür ist eine Unternehmensmeldung vom Wochenende, mit der das Unternehmen für eine faustdicke Überraschung gesorgt hat.

So haben die Marburger den Verkauf ihrer 71%-Beteiligung an Weclapp vereinbart. Das auf ERP-Software spezialisierte Unternehmen war ursprünglich für einen eigenen Börsengang vorgesehen, der im März jedoch vorerst auf Eis gelegt wurde. Der Käufer ist den Angaben nach die niederländische Exact Group, die zur Beteiligungsgesellschaft KKR gehört. Der Deal soll den Angaben nach bis Ende September durch sein.

Das Erstaunliche daran: Der Transaktion erfolgt laut Meldung mit einem angenommenen Firmenwert für Weclapp von 227 Millionen € – deutlich mehr als der faire Preis der jüngsten Analystenschätzungen, obwohl sich das generelle Umfeld für Tech-Werte in den vergangenen Monaten eher nochmals verschlechtert hat. Die veräußerte Softwarefirma hat im abgelaufenen Jahr Erlöse von rund 12 Millionen € erzielt sowie ein bereinigtes Ergebnis (EBITDA) von ca. 3 Millionen €. Auch das spricht dafür, dass die Marburger einen äußerst attraktiven Preis erzielt haben.

Für 3U führt der Verkauf laut eigener Einschätzung zu einem Ergebniszuwachs „im unteren dreistelligen Millionen-Euro-Bereich“. Die Holding, die vor dem Kurssprung einen Börsenwert von knapp 90 Millionen € aufwies, hätte somit durch den Deal mal eben fast die doppelte Marktkapitalisierung in die Kasse gespült.

Aktionäre können mit üppiger Dividende rechnen

Was Anleger insbesondere hellhörig werden ließ: Ein „angemessener Teil“ der Verkaufserlöse soll als Dividende ausgeschüttet werden, wie das Unternehmen betont. Bei gut 35 Millionen ausstehenden Aktien könnte das durchaus zu einer Bonuszahlung von einem Euro je Anteilschein oder mehr führen.

Im Rahmen der bisherigen Dividendenpolitik erhielten Aktionäre sogar die Hälfte der Gewinne. Davon möchte das Unternehmen nicht abweichen, will die Sondersituation jedoch zunächst mit dem Aufsichtsrat abstimmen, heißt es.

Weclapp-Entwicklung ohne IPO nicht realisierbar

3U mag mit dem Verkauf von Weclapp einen potenziellen Wachstumsträger aus der Hand gegeben haben – inklusive der Option auf eine potenzielle Wertsteigerung mit einem IPO. Doch die Entschädigung, die die Marburger dafür ausgehandelt haben, scheint mehr als angemessen.

Hinzu kommt, dass ein Börsengang im derzeitigen Umfeld auf absehbare Zeit vermutlich gar nicht umsetzbar wäre – zumal der Holding schlicht die Mittel fehlen, um mehr Wachstum bei Weclapp zu finanzieren. Insofern scheint die Softwarefirma im Ökosystem der Exact Group ohnehin besser aufgehoben.

So spricht der 3U-Vorstand nun von Glück, dass das IPO Anfang des Jahres nicht geklappt hat. Dabei verrieten die Unternehmenslenker, dass am Freitagmittag die Wahrscheinlichkeit noch groß war, dass der Deal platzen würde.

3U präsentiert sich kerngesund

Darüber hinaus präsentierte sich 3U zum Halbjahr als gut differenzierte Holding auf einem starken Wachstumspfad: Die Umsätze stiegen zwischen Januar und Juni gegenüber dem Vorjahreszeitraum um +22% auf 33,4 Millionen €, wobei aller drei Segmente ihren Beitrag leisteten.

Das EBITDA kletterte in der ersten Jahreshälfte um mehr als ein Viertel auf 5,81 Millionen €, obwohl der sprunghafte Aufbau von Weclapp den Personalaufwand um über die Hälfte auf gut 10 Millionen € ansteigen ließ. Die entsprechende Marge verbesserte sich damit von 16,8 auf 17,4%.

Seine Geschäftszahlen sowie Einzelheiten zum Weclapp-Deal hat der 3U-Vorstand heute Nachmittag auf der Herbstkonferenz des Equity Forums vorgestellt. Die sharedeals-Redaktion ist selbstverständlich vor Ort, um von dem Event zu berichten.

In den nächsten Stunden veröffentlicht das Unternehmen die brandneue Präsentation unter Berücksichtigung des Weclapp-Verkaufs.

3U Präsentation Equity Forum

3U präsentiert bei der Herbstkonferenz des Equity Forum. Foto: Marco Messina

3U-Management kann mit Geld umgehen

Im Frühjahr hatte 3U noch viel über seine „Wachstumslokomotive“ Weclapp gesprochen. Diese Story entfällt jedoch nun. Man darf gespannt darauf sein, wie das Management die üppigen Mittel aus dem Verkauf der Software-Tochter – abgesehen von der Dividendenzahlung – verwenden wird.

Bislang ist es den Unternehmenslenkern jedoch immer gelungen, ihre Liquidität profitabel einzusetzen – insbesondere im Bauträgergeschäft und neuerdings auch bei erneuerbaren Energien. Wer auf der Suche ist nach interessanten deutschen Nebenwerten, kann mit der 3U-Aktie mit ihrem prallen Cash-Polster auch auf mittelfristig starke Aussichten wetten.

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