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ThyssenKrupp – hart wie Kruppstahl gilt nicht mehr!

27.03.19 / 11:13

Schaut man sich aktuell den DAX an, sieht man leider nur noch ein Bild des Jammerns. So standen zuletzt zahlreiche Aktien aus der ersten deutschen Börsenliga unter erheblichem Abgabedruck. Die Gründer hierfür reichen von politischen Fehlentscheidungen bis hin zu schweren Managementfehlern. Aktuell muss man leider feststellen, dass unsere Bundesregierung, auch dank ihres sturen Festhalten an der europäischen Einheitswährung, die deutsche Wirtschaft zerstört. ThyssenKrupp (WKN: 750000) ist dabei nur ein Beispiel dafür.

Fakt ist nämlich, dass die „Euro Krise“ nie vorbei war und es noch immer nicht ist. Anfangs profitierten die schwachen Euroländer wie Griechenland von – durch den Euro – nie dagewesenen Niedrigzinsen. Das viele billige Geld, dass so in diese Länder floss, wurde jedoch nicht sinnvoll investiert, sondern mehr oder weniger verprasst. Ohne die Hilfen von Deutschland und anderen starken Euroländer wäre der Euro in diesen Ländern daher auch schon längst Geschichte.

Weil man diese Länder jedoch nicht aus dem Euro raus lassen würde – wofür es durchaus sehr gute Gründe gab, denn sonst wäre er wohl schon längst komplett geplatzt – vegetieren sie nun vor sich hin. Dies ist jedoch nur möglich, weil die EZB die Zinsen und somit indirekt auch den Wechselkurs der Euros künstlich niedrig hält. De facto profitiert die deutsche Wirtschaft daher zurzeit immer noch stark von der europäischen Einheitswährung. Aber...

Profiteure sind in erster Linie die Unternehmen, aber...

Erstens muss man festhalten, dass in erster Linie nicht die Arbeiter und Angestellten von dieser Situation profitieren, sondern die Unternehmen. Denn diese können sich zu Nullzinsen Geld leihen und dies investieren. Da sie jedoch keine geeigneten Investitionsmöglichkeiten finden, sind mittlerweile auch bei uns Aktienrückkaufprogramme en vogue. Diese stützen jedoch in erster Linie die Aktienkurse, was gut für die Aktionäre sowie die Boni der Manager ist.

Zweitens handelt es sich jedoch um eine Scheinblüte, denn die Unternehmen sind nur aufgrund einer künstlich geschwächten Währung noch auf den Weltmärkten konkurrenzfähig. Da die Spitzenmanager dies jedoch entweder nicht erkennen oder keinen schnellen Wandel dieser Situation vorhersehen, ruhen sie sich aus und tätigen dringend notwendige Investitionen nur in geringem Umfang, was sich später rächen kann und auch wird. Ein gutes Beispiel ist dabei sicherlich ThyssenKrupp.

Zunächst hat der Konzern viel Geld in Brasilien versenkt, zuletzt gab es dann zunächst Querelen um die geplante Zusammenlegung der Stahlproduktion mit der indischen Tata. Schließlich folgte der Abgang zahlreicher hochrangiger Manager, der den Konzern an den Rand der Führungslosigkeit brachte. Inzwischen sind die Positionen zwar neu besetzt, aber nicht unbedingt mit überzeugendem Personal. Daher redet hier die Politik stark mit, was weitere dringend notwendige Restrukturierungsschritte schwierig bis unmöglich erscheinen lässt.

Umsatz- und Gewinnentwicklung zuletzt – ein Desaster!

Ein kurzer Blick in die Bilanz genügt, um zu verstehen, dass ThyssenKrupp hochverschuldet ist. Ja, diese Verschuldung wäre in normalen Zeiten durchaus existenzbedrohend, so dass der Konzern als das Griechenland des DAX bezeichnet werden kann. Doch angesichts der Nullzinspolitik brechen diese Schulden dem Konzern zurzeit noch nicht das Genick. Deutlich steigen sollten die Zinsen aber besser nicht. Dies gilt umso mehr, wenn man sich dann noch die Umsatz- und Gewinnentwicklung des Konzerns anschaut.

So erzielte ThyssenKrupp seit 2014 – mit Ausnahme des Jahres 2016 – stets einen Jahresumsatz von etwas über 40 Mrd. Euro. Dabei gab es leichte Schwankungen nach oben und unten, von Wachstum kann man jedoch nicht sprechen. Zugleich erzielte man in dieser Zeit in der Regel Gewinne zwischen gut 200 und etwas über 300 Mio. Euro. 2017 jedoch rutschte man in die Verlustzone und 2018 stand am Ende im Prinzip eine schwarze Null. Umso unverständlicher, dass man trotzdem an der Ausschüttung einer Dividende (in Höhe von 0,15 Euro je Aktie) festhielt.

Schnelle Trendwende oder Kapitalerhöhung notwendig

An der Börse wird der Jahresumsatz von zuletzt 42,7 Mrd. Euro sowie der Gewinn in Form einer schwarzen Null – trotz der massiven Kursverluste zuletzt – noch immer mit ca. 7,56 Mrd. Euro bewertet. Das erscheint zunächst günstig, liegt das KUV somit doch bei nur ca. 0,18. Das KGV liegt hingegen, angesichts des kaum noch vorhandenen Gewinns, eigentlich im astronomischen Bereich, womit es jedoch nicht sehr aussagekräftig ist.

Wenn man sich jedoch mal vor Augen hält, dass der Konzern Schulden in Höhe von zuletzt sage und schreibe gut 31 Mrd. Euro vor sich herschiebt, ist die Situation eigentlich katastrophal. Kein Wunder also, dass zuletzt auch die Eigenkapitalquote wieder stark auf nur noch 8,3% sank. Im Klartext bedeutet dies: Wäre ThyssenKrupp eine Bank, käme man wohl an einer Kapitalerhöhung kaum noch vorbei. Eine solche würde ich daher durchaus in den nächsten Monaten erwarten.

Fazit: Diese Aktie sollte man weiterhin strikt meiden oder sogar shorten

Da der Aktienkurs jedoch nur noch knapp über 12,00 Euro notiert, würde eine solche Kapitalerhöhung die Altaktionäre massiv verwässern, sofern sie bei dieser nicht mitziehen. Denn wegen des niedrigen Aktienkurses müsste das Unternehmen ja entsprechend viele neue Aktien ausgeben, um auch genügend Kapital einsammeln zu können. Vor diesem Hintergrund sehe ich zurzeit nicht, wo hier eine Trendwende, die zuletzt einige Charttechniker für möglich hielten, herkommen soll.

Alles in allem kann man, auch wenn die Aktie zuletzt bereits stark ausverkauft wurde, derzeit nur dringend vom Kauf dieser Aktie abraten. Zwar ist mit Erreichung der 12,00 Euro Marke charttechnisch zuletzt ein weiteres Kursziel auf der Unterseite abgearbeitet worden – und in den vergangenen Jahren lag auch das zyklische Tief dieser Aktie stets um diese Marke herum. Dieses Mal steht jedoch zu befürchten, dass es noch mindestens eine Etage tiefer geht. Ob mit oder ohne Kapitalerhöhung, ich sehe hier weiteres Abwärtspotenzial und das nächste Kursziel bei 9,00 Euro!

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