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Tesla-Aktie +12%: Wer glaubt diesen Versprechen noch?

Peter Wolf-Karnitschnig / 24.04.24 / 10:48

Das haben Tesla-Aktionäre schon länger nicht mehr erlebt. Die Aktie von Elon Musks Autobauer schießt am Mittwochmorgen um über +12% in die Höhe. Konnte Musk bei der Präsentation der Quartalszahlen endlich das Ruder herumreißen und wird die Tesla-Aktie (WKN: A1CX3T) nun wieder auf die Überholspur wechseln?

stock.adobe.com/Brandon_Woyshnis

ℹ️ Tesla vorgestellt

  • Der 2003 gegründete US-Autohersteller mit Hauptsitz in Austin im US-Bundesstaat Texas ist derzeit der weltweit zweitgrößte Hersteller von Elektroautos. Neben Fahrzeugen stellt Tesla auch Batteriespeicher und Photovoltaikanlagen her.
  • Die Fahrzeuge und teilweise auch die Batterien werden in Gigafactories genannten Großfabriken produziert. Derzeit betreibt Tesla Gigafactories in den USA, Deutschland und China.
  • Tesla ist Mitglied in den US-Leitindizes Nasdaq 100 und S&P 500 und ist ca. 450 Milliarden US$ wert.

Es könnte kaum schlechter sein

Zuerst einmal die nackten Zahlen. Spoiler-Alarm: Sie sind eine Katastrophe und fielen noch miserabler aus als ohnehin schon erwartet.

Zum ersten Mal seit vier Jahren musste Tesla in einem Quartal einen rückläufigen Umsatz hinnehmen. Die Erlöse gingen im Jahresvergleich um 9% auf 21,3 Milliarden US$ zurück. Analysten hatten im Schnitt mit 22,2 Milliarden US$ gerechnet.

Der Umsatzrückgang hatte sich bereits angedeutet. Im Auftaktquartal des Jahres lieferte Tesla mit ca. 387.000 Autos gut 9% weniger Fahrzeuge aus als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.

Doch es wird noch schlimmer. Das operative Ergebnis stürzte um 56% auf 1,2 Milliarden US$ ab. Die operative Marge sank im letzten Quartal auf desaströse 5,5% - ein Wert, der sogar unter dem Niveau deutscher Autobauer liegt. Um die katastrophale Gewinnentwicklung noch besser zu illustrieren: Vor zwei Jahren lag die operative Marge von Tesla noch bei knapp 20%.

Und zu guter Letzt noch eine üble Finanzkennzahl: Der Free Cashflow war mit -2,5 Milliarden US$ im ersten Quartal tiefrot.

Der kleine Tesla soll kommen

Aber Elon Musk wäre nicht Elon Musk, wenn er nicht mit neuen Versprechen seine Aktionäre bei Laune halten würde. Diesmal gab es zwei Versprechen, die eigentlich gar keinen Neuigkeitswert haben.

Erstens: In einem Brief an Investoren teilte der Fahrzeugbauer mit, dass die Entwicklung neuer Modelle beschleunigt werde, damit diese bereits in der zweiten Jahreshälfte 2025 produziert werden können. Elon Musk setzte natürlich mal wieder einen drauf und stellte eine Markteinführung sogar bis Anfang 2025 in Aussicht.

Mehr Neuigkeiten gab es allerdings nicht zu den neuen Tesla-Fahrzeugen. Keine Modellnamen, keine Preise, nichts. Nachfragen von Analysten, ob es sich bei den neuen Fahrzeugen um komplett neue Modelle oder nur um Verbesserungen an bestehenden Fahrzeugen handeln würde, beantwortete Elon Musk nicht.

Zukuft Robotaxis?

Zweitens: Die eigentliche Zukunft von Tesla sieht Elon Musks offenbar als Hersteller bzw. Betreiber einer Robotaxiflotte. Vollmundig kündigte der Tesla-Boss an, dass diese wie eine Kombination aus Airbnb und Uber sei.

Auch zu diesem Thema wurden keine weiteren Details bekanntgegeben. Sie sollen auf einem „Robotaxi Day“ im August folgen.

Ein großer Blender

Elon Musk ist in meinen Augen ein großer Blender. Seit Jahren macht er Anlegern große Versprechungen, die er am Ende nicht halten kann.

Musk bat Analysten bei der Vorstellung der Quartalszahlen, sein Unternehmen als „KI-Robotik-Firma“ zu sehen und nicht als Autobauer. Was tut man nicht alles, um ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 40 für einen Autobauer zu rechtfertigen, der nicht mehr wächst und auch kaum Geld mehr verdient.

Seitdem ich über die Tesla-Aktie schreibe, warne ich vor einem Kauf. Und ich tue es auch diesmal. Die Reaktion der Börse zeigt, dass viele Anleger (auch professionelle) nach wie vor auf Musks nebulöse Versprechen hereinfallen.

Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: Tesla ist kein Wachstumsunternehmen mehr und die Rabattschlachten auf den Weltmärkten setzen den Amerikanern genauso zu wie allen anderen Autobauern auch.

Zwischen den Zeilen lesen

Zudem sollten Anleger zwischen den Zeilen lesen. Dass Musk keine Details zur Vorstellung neuer Modelle im Niedrigpreissegment macht, lässt folgende Rückschlüsse zu:

Der Zeitplan ist viel zu ambitioniert. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass in weniger als einem Jahr ein Tesla-Kleinwagen auf den Markt kommt.

Es wird auch kein revolutionär neues Auto. Musk traute sich natürlich nicht zuzugeben, dass das „Model 2“ oder wie auch immer der Kleinwagen heißen wird, ein stinknormales Auto sein wird, das auch von jedem anderen Hersteller kommen könnte. Tesla hat weder die Zeit noch das Geld, eine völlig neue Fahrzeugarchitektur zu entwickeln und die dafür notwendigen Produktionsanlagen zu bauen. Diese Mammutaufgabe würde Jahre in Anspruch nehmen.

Der Traum ist ausgeträumt

Zu guter Letzt noch ein Wort zur Robotaxi-Vision von Elon Musk. Ich kann sie nicht mehr hören. Bereits vor mehr als fünf Jahren sprach der Tesla-Chef davon, wie selbstfahrende Taxis Menschen bequem durch die Gegend kutschieren sollte. Ursprünglich sollten die Tesla-Taxis bereits 2020 auf den Straßen unterwegs sein.

Wir schreiben das Jahr 2024 und ich glaube auch heute nicht, dass in absehbarer Zeit große Robotaxi-Flotten zu erwarten sind. Selbst wenn, wird Tesla niemals ein Monopol auf diesen Markt haben. Auch andere Autohersteller und Tech-Konzerne wie Alphabet und Uber werden kräftig im Mobilitätsmarkt zur Zukunft mitmischen. Am Ende wird er wahrscheinlich genauso geringe Margen abwerfen wie die Massenproduktion von Autos.

In diesem Sinne: Nicht auf Elon Musks Märchengeschichten hereinfallen und die Tesla-Aktie weiter shorten. Auch wenn es viele Anleger nicht wahrhaben wollen: Der Tesla-Traum ist ausgeträumt.

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