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Siemens Energy: Anleger müssen weiterhin aufpassen

Simon Ruić / 30.10.23 / 8:40

Nach der Panikreaktion der Anleger am Donnerstag hat sich die Siemens Energy-Aktie (WKN: ENER6Y) wieder ein Stück weit erholt. Weitere Kurssprünge nach oben sind in nächster Zeit zu erwarten. Für Anleger ist der kurzfristige Einstieg beim DAX-Titel dennoch ein gefährliches Spiel.

stock.adobe.com/Tobias Arhelger

ℹ️ Siemens Energy vorgestellt

Die in München ansässige Siemens Energy AG ist ein Strom- und Gaskonzern im Bereich der konventionellen und erneuerbaren Energien. Der Konzern fertigt Systeme im Bereich der Energieerzeugung und -übertragung wie Windkraftturbinen, Dampf- und Gasturbinen, Generatoren, Transformatoren und sonstige Kraftwerkstechnik. Siemens Energy entstand 2020 durch eine Abspaltung aus dem Siemens-Konzern. Die Aktie ist Mitglied im deutschen Leitindex DAX. Die Marktkapitalisierung beträgt derzeit rund 6 Milliarden €.

„Kein Geld vom Staat benötigt“

Nachdem die Siemens-Energy-Aktie aufgrund von Verhandlungen über staatliche Unterstützungen vergangene Woche massiv eingebrochen ist, hat das Unternehmen versucht, den Markt zu beruhigen. So sprachen am Wochenende Aufsichtsratschef Joe Kaesar und mehrere nicht genannte Insider mit der Presse.

„Wenn man als Anleger ‚Staatshilfen‘ liest, dann sei Panik vorprogrammiert“, sagte Kaesar der Welt am Sonntag. Bei den Gesprächen mit der Bundesregierung ginge es jedoch nur um Garantien, die den DAX-Konzern beim Wachstum unterstützen. „Das Unternehmen benötigt erkennbar kein Geld vom Staat“, betonte er.

Banken verweigern Garantien

Insbesondere sei dies keine staatliche Rettungsaktion, erklärte eine mit der Angelegenheit vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters. Solche Bürgschaften, die so gut wie nie in Anspruch genommen würden, müssten alle großen Industrieunternehmen vorweisen.

Normalerweise würden Banken an dieser Stelle einspringen. Im Fall von Siemens Energy zierten die Geldhäuser sich jedoch aufgrund der hohen Zinsen, der Probleme des Unternehmens im Wind-Geschäft und der Herabstufung des S&P-Kreditratings auf BBB-.

Absicherung für riesigen Auftragsbestand

Weiteren Insider-Angaben zufolge bittet Siemens Energy um die Garantien, um seine Pipeline an großen Industrieprojekten zu realisieren. Dabei ginge es hauptsächlich um Projekte aus der Gas- und Energiesparte, die Gasturbinen und Umwandlungsanlagen herstellt. 20-30% von dem auf 109 Milliarden € angeschwollenen Auftragsbestand entfielen auf Anzahlungen. Etwa die Hälfte davon, also etwa 15 Milliarden €, müssten durch entsprechende Sicherheiten gedeckt sein.

Bund und Mutterkonzern können einspringen

Mit Problemen bei der Bilanz und im Windkraft-Geschäft ist Siemens Energy im derzeit schwierigen Finanzierungsumfeld in eine herausfordernde Lage gekommen. Die jüngsten Äußerungen des Wirtschaftsministeriums deuten jedoch darauf hin, dass es hinsichtlich der Garantien zu einer raschen Einigung kommen wird.

Darüber hinaus werden sich die Münchener wohl auch auf die Rückendeckung des ehemaligen Mutterkonzerns Siemens verlassen können, der 25,1% der Siemens-Energy-Anteile hält. Seit der Abspaltung vor drei Jahren hat Siemens die Leistungsgarantieren für die Tochtergesellschaft von 40 auf 7 Milliarden € reduziert, und könnte diese nun wieder aufstocken.

Der Mutterkonzern hat ein ureigenes Interesse an der Stabilität von Siemens Energy – allein deshalb, weil er nach deutschen Recht noch fünf Jahren nach der Trennung für die ehemalige Sparte haftet.

Darüber hinaus prüft Siemens Energy eigenen Angaben nach derzeit „verschiedene Maßnahmen zur Stärkung der Bilanz“. Neben Kapitalerhöhungen kann dabei auch der Verkauf von kleineren Geschäftsbereichen nicht ausgeschlossen werden.

Ein gefährliches Spiel

Aus meiner Sicht hat der Markt auf die Verhandlungen der Münchener mit der Bundesregierung vollkommen überreagiert. Kurzfristig dürfte sich die Aktie kräftig erholen – insbesondere, wenn die Lösung in der Garantiefrage schnell präsentiert wird.

Dennoch ist das Risiko-Gewinn-Profil des DAX-Titels weiterhin nicht günstig. Anleger, die nicht ins fallende Messer greifen wollen, warten außerdem das für November angekündigte Update zur Windkrafttochter Gamesa ab.

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