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Siemens Energy-Aktie: Nächste Gewinnwarnung voraus?

Simon Ruić / 20.04.22 / 10:49

Das Management von Siemens Energy (WKN: ENER6Y) ist mal wieder wegen Gamesa in der Bredouille. Die spanische Windkraft-Tochter hat weiterhin große operative Probleme und meldete zum wiederholten Mal hohe Betriebsverluste. Jetzt müssen auch die Jahresziele des Münchener Mutterkonzerns auf den Prüfstand. Kann der neue Gamesa-CEO noch im laufenden Geschäftsjahr (per Ende September) das Ruder rumreißen?

Quelle: shutterstock.com

Die in München ansässige Siemens Energy AG ist ein Strom- und Gaskonzern im Bereich der konventionellen und erneuerbaren Energien. Das Unternehmen hält zwei Drittel der Anteile an Siemens Gamesa Renewable Energy, die 2017 durch die Fusion des damaligen Siemens-Windkraftbereichs und der spanischen Gamesa Corporación entstand. An der Börse ist Siemens Energy derzeit 14 Milliarden € wert.

Weiterhin Probleme bei Gamesa

Siemens Energy muss seine Jahresziele mal wieder auf den Prüfstand stellen. Wie man das mittlerweile gewohnt ist, sind Probleme der spanischen Windkrafttochter Gamesa für die Verlegenheit des Mutterkonzerns verantwortlich. So hat der Turbinenbauer zum wiederholten Mal große operative Probleme und steigende Kosten gemeldet, die zu einem hohen Quartalsverlust führten.

So hatten die Spanier Anlaufschwierigkeiten ihrer Onshore-Turbinen der nächsten Generation angeführt, die komplexer als bisher angenommen seien. Verantwortlich für den Betriebsverlust von -304 Millionen € im zweiten Geschäftsquartal (per Ende März) machte Gamesa zudem „weiteren Druck auf Energie-, Rohstoff- und Transportkosten, die Verfügbarkeit wichtiger Turbinenkomponenten, die Überlastung der Häfen und verzögerte Investitionsentscheidungen der Kunden“.

Siemens Gamesa-Chef Jochen Eickholt erklärte, das Management arbeite nun an einem Turnaround-Programm. Eickholt ist Ex-Vorstandsmitglied von Siemens Energy und hatte die Leitung des Windturbinenherstellers im März übernommen, um das Unternehmen auf Kurs zu bringen.

Schwache Q2-Zahlen auch beim Mutterkonzern

Bislang rechnete Siemens Energy für 2022 mit einer Marge auf das bereinigte Ergebnis (EBITA) vor Sondereffekten in einer Bandbreite von 2 bis 4%. Der Umsatz sollte sich in einer Spanne von -2 bis +3% entwickeln.

Der Auftragseingang von Siemens Energy fiel im zweiten Quartal um 27,5% auf 7,9 Milliarden €. Unter dem Strich fiel ein bereinigter Verlust (angepasstes EBITA vor Sondereffekten) von 21 Millionen € an, nach einem Gewinn von 288 Millionen € im Vorjahr.

Vorerst wohl keine Komplettübernahme

Der einstige Hoffnungsträger Gamesa bleibt das Sorgenkind im Siemens-Energy-Konzern. Der neue CEO der Spanier Eickholt wird eine Menge leisten müssen, um die Windkraft-Tochter unter widrigsten Bedingungen wieder auf Kurs zu bringen.

Auf dem Markt wurde bereits viel darüber spekuliert, wie man das Ruder bei der unrentablen Tochter rumreißen könnte. Aus meiner Sicht bleibt eine Komplettübernahme durch den Mutterkonzern der konsequenteste Weg, um wirklich durchzugreifen und das Geschäft schnell umstrukturieren zu können.

Mit der Ernennung von Ex-Siemens-Energy-Vorstand Eickholt zum Gamesa-Chef signalisierte der Mutterkonzern im Februar jedoch, den Turnaround im Windkraft-Geschäft zunächst ohne eine vollständige Übernahme zu probieren. Vor zwei Monaten berichtete die Nachrichtenagentur Reuters zwar, dass das MDAX-Unternehmen den Gamesa-Kauf erwäge. Zu dem Thema wollen sich die Münchener derzeit jedoch nicht offiziell äußern.

So gelingt die Trendwende

Mit jeder weiteren Gewinnwarnung aus dem Hause Gamesa wird deutlicher, dass sich das Geschäft der Spanier ohne eine vollständige Eingliederung nicht unter Kontrolle bringen lässt. Nur auf diese Weise ließen sich synergetische Effekte erzielen, um nachhaltig Kosten einzusparen. Stattdessen spielt Gamesa offenbar mit dem Gedanken, sich von seiner Windanlagen-Pipeline in Südeuropa zu trennen. Derartige Maßnahmen schaden aus meiner Sicht der Unternehmensentwicklung und dienen einzig dazu, die Bilanz kurzfristig aufzupolieren.

Die Rentabilitätssituation in der Windkraftbranche ist derzeit mies, doch die Perspektiven verbessern sich immer weiter. Damit die EU ihre neuen Klimaziele erreichen kann, sind laut Branchenverband Wind Europe in den nächsten 10 Jahren 450 Gigawatt an neuen Windkraftkapazitäten erforderlich. Aktuell kommen jährlich etwa 15 Gigawatt hinzu, somit gibt es viel Aufwärtspotenzial – auch für üppige Förderprogramme.

Um die Trendwende zu schaffen, wäre es jedoch allmählich geboten, das unrentable Eigenleben von Gamesa zu beenden. Allzu viel Zeit bleibt dafür nicht mehr.

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