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Siemens-Energy-Aktie mit dieser Zusicherung ein Kauf?

Simon Ruić / 07.08.23 / 12:36

Die Aktien von Siemens Energy (WKN: ENER6Y) notieren am Montagmittag knapp -4% tiefer, nachdem das DAX-Unternehmen aufgrund seines unrentablen Windkraftgeschäfts mehrere Milliarden € Jahresverlust angekündigt hat. Es gab im Rahmen der Q3-Zahlenvorlage allerdings auch eine Neuigkeit, die Anleger kräftig aufatmen ließ.

stock.adobe.com/Tobias Arhelger

ℹ️ Siemens Energy vorgestellt

Die in München ansässige Siemens Energy AG ist ein Strom- und Gaskonzern im Bereich der konventionellen und erneuerbaren Energien. Das Unternehmen hält knapp 98% der Anteile an Siemens Gamesa Renewable Energy, nachdem die Windkraft-Tochter im Zuge eines Übernahmeangebots im Februar von den spanischen Börsen genommen wurde.

Mehrere Milliarden Verlust durch Windgeschäft

Die Siemens-Energy-Aktie ist am Montagmorgen zunächst um mehr als -5% auf 14,70 € abgerutscht, nachdem das Unternehmen im Rahmen seines Q3-Finanz-Updates mehrere Milliarden € Verlust durch sein Windkraftgeschäft angekündigt hat.

Demnach erwarten die Münchener für das Geschäftsjahr 2022/23 (per Ende September) Einbußen nach Steuern von rund 4,5 Milliarden € – nach einem Minus von 712 Millionen € im Vorjahr. Im Juni-Quartal vervielfachte sich der Verlust gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 0,5 auf 2,9 Milliarden €.

Zusicherung des Vorstands: Keine Kapitalerhöhung notwendig

Am Vormittag drehte der DAX-Titel jedoch eindrucksvoll ins Plus, nur um bis zum Mittag auf bis zu -4% zurück ins Minus zu schwenken. Den zwischenzeitlichen Auftrieb gaben offenbar Aussagen aus der Telefonkonferenz des Vorstands, wonach der Konzern bis auf weiteres keine Kapitalerhöhung plane.

2,2 Milliarden € Kosten für Windturbinen-Probleme

Die Aussichten – insbesondere bei der spanischen Windkraft-Tochter – sind nichtsdestotrotz ernüchternd: 4,3 Milliarden € des erwarteten Jahresverlusts dürften den Angaben nach allein bei Gamesa anfallen. Ursache für das riesige Defizit: Die Qualitätsprobleme an den Landturbinen zu beseitigen und die Offshore-Anlagen hochzufahren, kostet den DAX-Konzern deutlich mehr als ursprünglich erwartet.

Die Reparaturkosten an Rotorblättern und Hauptlagern von 4.X- und 5.X-Windräder beziffert der Siemens-Energy-Vorstand nun auf 1,6 Milliarden €. Von einigen Teile-Lieferanten will sich der Münchener Konzern daher nun trennen. Für die Material- und Beschaffungskosten sowie den Hochlauf neuer Offshore-Anlagen veranschlagt das Unternehmen hingegen 600 Millionen €.

Umsatzschwund trotz Auftragsbestand auf Rekordniveau

Beim Umsatz rechnet Siemens Energy nun ebenfalls vorsichtiger: Das Erlösplus für das Gesamtjahr soll nur noch zwischen 9 und 11% liegen, nachdem zuvor 10-12% in Aussicht gestellt wurden.

Auch für diese Entwicklung ist die spanische Windkrafttochter verantwortlich, deren Einnahmen trotz eines enormen Auftragseingangs im laufenden Geschäftsjahr laut dem Finanzbericht allenfalls stagnieren werden. So ist der Q3-Umsatz bei Gamesa um 12% eingebrochen, obwohl sich der Auftragseingang mit 7,5 Milliarden € mehr als verdoppelt und damit einen Rekordwert erreicht hat.

Belastende Steuereffekte

Zu allem Überfluss belasten den Konzern auch negative Steuereffekte. Da noch nicht absehbar ist, wann die Münchener wieder schwarze Zahlen schreiben, können sie Verlustvorträge in Höhe von 700 Millionen € vorerst nicht nutzen. So geht das Management auch für das September-Quartal von operativen Verlusten von mindestens 600 Millionen € aus.

CEO Bruch optimistisch angesichts starkem Kerngeschäft

Das übrige Geschäft der Münchener zeigt sich hingegen wie erwartet robust: Im Gaskraftwerkbereich stiegen die Einnahmen im Juni-Quartal um ein Fünftel, der Gewinn vervielfachte sich auf 291 Millionen €. Die Netzsparte legte beim Umsatz fast genauso stark zu (19%) und drehte operativ ins Plus. Beide Sparten waren im vergangenen Jahr durch ihren Russland-Rückzug in Mitleidenschaft gezogen worden.

Konzernchef Christian Bruch zieht für die neuen Geschäftszahlen ein kämpferisches Fazit:

Unsere Ergebnisse des dritten Quartals zeigen die Herausforderungen beim Turnaround von Siemens Gamesa. Die starke Leistung der übrigen Geschäftsbereiche gibt mir aber das Vertrauen in die Fähigkeit unseres Unternehmens, Geschäfte wieder wirtschaftlich erfolgreich aufzustellen.

Details der firmeninternen Windgeschäft-Analyse im November

Angesichts der Tatsache, dass Siemens Energy vorerst nicht plant, den Kapitalmarkt anzuzapfen, herrscht bei Anleger die Erleichterung. Dass der Konzern nun endlich die Kosten für die Gamesa-Probleme beziffern kann, wirkt sich ebenfalls beruhigend auf den Markt aus.

Insgesamt überwiegen jedoch die miesen Ergebnisaussichten der Münchener. Hinzu kommt: Einzelheiten dazu, wie der Vorstand um CEO Bruch den „aktuellen Strategie- und Maßnahmenplan im Windgeschäft“ bewertet, sollen erst im November vorgestellt werden.

Siemens-Energy-Aktie: Chancenreiches Risiko-Asset

Die Qualitätsprobleme bei Gamesa bleiben für Investoren vorerst rätselhaft. Klar ist bislang nur: Einerseits macht der Konzern offenbar Zulieferer verantwortlich; andererseits hat Konzernchef Bruch gegenüber CNBC zugegeben, dass die neuen Plattformen einfach zu schnell auf den Markt gebracht wurden.

Die derzeitige Kursschwäche der Siemens-Energy-Aktie für (Nach-)Käufe nutzen, sollten entsprechend nur Anleger, die sich den damit verbundenen Risiken aussetzen können. Mit der Zusicherung, vorerst keine Kapitalerhöhung zu benötigen, ist eine kurzfristige Gefahr jedoch vom Tisch.

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