OSRAM Licht: Völlig verrückter Bieterkampf

Marc Rendenbach
27.09.19

Erinnern Sie sich womöglich noch an das Jahr 2010 und das Chipunternehmen 3PAR? Wenn nicht, lassen Sie mich Ihnen etwas auf die Sprünge helfen. Seinerzeit wollten sowohl Dell als auch Hewlett-Packard (HP) den Chipkonzern 3PAR übernehmen, was letzten Endes in einer monumentalen Schlacht endete. So überboten sich die beiden Technologiekonzerne mehrfach, was die Aktionäre von 3PAR freute. Warum ich das an dieser Stelle erwähne? Weil sich derzeit etwas ähnliches bei OSRAM Licht (WKN: LED400) abzuspielen scheint.

So legten die beiden Finanzinvestoren Bain und Carlyle vor einigen Wochen ein Übernahmeangebot über 35 Euro je OSRAM-Aktie vor. Das Management von OSRAM um CEO Olaf Berlien zeigte sich damit zufrieden und empfahl seinen Aktionären daher die Annahme dieses Übernahmeangebots. Dies jedoch rief dann den österreichischen Wettbewerber AMS auf den Plan. So boten die Österreicher, nach einigem Hin und Her, plötzlich 38,50 Euro je OSRAM-Aktie und stachen damit die beiden Finanzinvestoren aus.

Zuletzt hieß es dann, dass sich Bain Capital nun mit dem Finanzinvestor Advent zusammen getan habe und ein neues, höheres Übernahmeangebot prüfe. Dem jedoch kamen heute die Österreicher erneut zuvor und erhöhten ihr eigenes Übernahmeangebot vorzeitig auf nun 41 Euro je OSRAM-Aktie. Interessant dabei war vor allen Dingen die Begründung von AMS, dass man zuletzt ohnehin bereits über 41 Euro je OSRAM-Aktie bezahlt hätte. Denn an der Börse gab es so hohe Kurse nicht, was zu entsprechenden Spekulationen führte.

Hat sich AMS bereits mit dem Großaktionär Allianz Global Investors geeinigt?

So sind einige Marktbeobachter der Ansicht, dass sich AMS hinter den Kulissen womöglich mit dem OSRAM-Großaktionär, nämlich Allianz Global Investors, auf eine Übernahme von OSRAM Licht zu 41 Euro je Aktie geeinigt haben könnte. Ganz abwegig erscheinen solche Spekulationen dabei nicht. Denn immerhin hält Allianz Global Investors 9,28% des Aktienkapitals und hatte das Übernahmeangebot von Bain und Carlyle über 35 Euro je Aktie als zu niedrig abgelehnt.

Generell gilt jedoch, dass sich bei OSRAM Licht nahezu die Hälfte der ausstehenden Aktien in den Händen diverser Großaktionäre befinden. So halten neben Allianz Global Investors auch die UBS (5,44%), Goldman Sachs (4,85%), Credit Suisse (3,05%), AQR Capital Management (2,99%), Oddo BHF Asset Management (2,97%), FMR (2,96%), das Emirat Katar (2,91%), die DWS (2,78%), die Norwegische Zentralbank (Norges Bank) (2,46%), Schroders (2,36%), die Société Générale (2,20%) sowie BlackRock (1,76%) entsprechende Anteile.

Ein Schnaps mehr ist noch drin, aber...

Mit der heutigen, vorzeitigen Erhöhung des Übernahmeangebots durch AMS haben die Österreicher die beiden Finanzinvestoren Bain und Advent natürlich erst einmal unter Druck gesetzt. Dennoch scheint es möglich, dass die beiden Finanzinvestoren nochmal nachlegen. So habe ich bereits im Februar in einem Artikel hier bei sharedeals.de einen Übernahmepreis zwischen 42 und 45 Euro als angemessen erachtet.

Dies habe ich dann, mit dem Hinweis auf einen durchaus noch möglichen Bieterkampf – wie wir ihn jetzt sehen – Anfang Juli in diesem Artikel hier bei sharedeals.de noch einmal untermauert. Insofern glaube ich, dass Bain und Advent sich eventuell noch dazu durchringen und 42 oder 42,50 Euro je OSRAM-Aktie bieten könnten. Sicher ist das aber leider nicht. Und sollte es dazu kommen, dürfte AMS wohl die Waffen strecken. Ein Schnaps mehr mag daher noch drin sein. Darauf wetten würde ich aber jetzt nicht mehr und die Aktie zu den aktuellen Kursen von knapp 41 Euro verkaufen!

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