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IBM: Dauerbaustelle - ein bisschen wie der BER!

17.04.19 / 19:00

IBM (WKN: 851399) – dieses Technologie-Unternehmen kennt wohl nahezu jeder. Allerdings wissen wohl nur die wenigsten Menschen für was die Abkürzung IBM überhaupt steht. Auch dürften die wenigsten Menschen die teilweise sehr bewegte Geschichte dieses Unternehmens kennen. Ich halte dies jedoch für sehr wichtig. Denn nur dann können Sie als Anleger nachvollziehen warum IBM heute so dasteht, wie man eben dasteht.

Fangen wir also an! IBM ist die Abkürzung für International Business Machines. Der heutige Konzern geht zurück auf die am 3. Dezember 1896 von Herman Hollerith gegründete Tabulating Machine Company. Dieses Unternehmen stellte seinerzeit die von Hollerith entwickelten Maschinen zur Erfassung und Auswertung von per Lochkarten eingegebener Daten her, u.a. waren das auch Maschinen zur Auszählung von Stimmzetteln bei Wahlen in den USA.

Aufgrund von gesetzlichen Verschärfungen bzgl. der Haftbarkeit von nicht gezählten Stimmen stellte man jedoch die Produktion dieser Maschinen ein. 1911 erfolgte dann ein Zusammenschluss mit der Computing Scale Corporation sowie der International Time Recording Company zur Computing-Tabulating-Recording Company. Die so neu entstandene Gesellschaft spezialisierte sich fortan auf die Produktion und die Vermarktung von Uhren, Waagen und Lochkarten.

Watson, übernehmen Sie!

Wenn man so will, war dies schon das erste Mal, dass sich das Unternehmen neu erfinden musste. Schon damals ging man eher weg von der Hardwareproduktion (Maschinen) und mehr in Richtung Software (Lochkarten). 1914 übernahm schließlich Thomas J. Watson die Führung des Unternehmens. Er blieb schließlich bis 1955, so dass in seine legendäre Amtszeit auch die Namensänderung in IBM (zum 14. Februar 1924) fiel.

In dieser Phase konzentrierte sich das Unternehmen auf viele Produkte, die in Büros gebraucht werden, bspw. Locher, Lochkartensortierer, Lochkartenmischer, Prüfer oder Tabelliermaschinen. Der Clou war jedoch, dass IBM diese nicht verkaufte, sondern vermietete. Leider wurden solche Produkte jedoch auch in Nazi-Deutschland zur Organisation/Verwaltung des Holocaust genutzt, zumal man hier zwischenzeitlich die Firma DEHOMAG übernommen hatte.

Dank eines Quasi-Monopols im Bereich der Lochkarten galt IBM phasenweise als bestes Unternehmen der Welt. Grund hierfür war jedoch, dass die eingangs schon mal thematisierte Neuerfindung des Unternehmens eine stete Konstante blieb. So prägte IBM die Entwicklung moderner Büros beispielsweise durch die Erfindung des PCs. Leider war man jedoch oftmals nicht in der Lage seine eigenen Erfindungen auch erfolgreich zu monetarisieren.

Arbeit in einem Server-Raum

Bill Gates ist IBM zu ewiger Dankbarkeit verpflichtet

So erfand IBM zwar den PC. Allerdings sah das damalige Management mehr Potenzial in der Produktion und dem Verkauf von Hardware und ignorierte daher das Software-Business. Nur dadurch gelang es Bill Gates und Paul Allen mit Microsoft erfolgreich zu werden. Heute ist Microsoft der größte Software-Konzern der Welt – und an der Börse deutlich mehr wert als IBM. Kein Wunder, da sich IBM erst sehr spät von seinem Hardware-Business verabschiedet hat.

Allerdings konzentrierte man sich fortan immer noch nicht voll auf das Software-Business. Vielmehr sah man seine Zukunft als Dienstleister, weshalb der Abschied aus dem Hardwaregeschäft mit dem Aufbau eines starken Servicegeschäfts einher ging. Völlig falsch lag man damit zwar nicht. Allerdings ist das Beratungsgeschäft eben ein „people's business“ – und somit deutlich weniger skalierbar als das Softwaregeschäft. Doch es gibt endlich wieder Hoffnung!

Erneute Neuerfindung ist die letzte Chance für CEO Virginia Rometty

Denn unter dem massivem Druck der Anteilseigner scheint CEO Virginia Rometty, in vielleicht letzter Sekunde, doch noch einmal die Kurve zu bekommen. So setzt man im Hause IBM schon seit einiger Zeit stark auf die Blockchain-Technologie, die mittel- bis langfristig die gesamte Technologiebranche revolutionieren könnte. Da kann es nicht schaden, wenn man hier zu den führenden Unternehmen zählt, auch wenn das noch eher eine Graswurzelbewegung ist.

Darüber hinaus ist das Management jedoch ausnahmsweise mal bei einer Übernahme richtig ins Risiko gegangen – und hat ein Gebot zum Kauf des Linux-Spezialisten Red Hat abgegeben. Damit möchte IBM auch eine große Nummer im boomenden Cloudgeschäft werden, weshalb man sich diese Akquisition auch mehr als 33 Mrd. US-Dollar kosten lässt. Mit Blockchain und Red Hat könnte IBM sich somit wieder einmal neu erfinden und an alte Erfolge anknüpfen.

Umsatz- und Gewinnentwicklung zuletzt

Wirft man einen kurzen Blick in die Bilanz, so stellt man fest, dass IBM einen Schuldenstand in Höhe von rund 106 Mrd. US-Dollar aufweist. Davon sind ca. 1/3 langfristige Verbindlichkeiten. Demgegenüber stehen jedoch auch Assets in Höhe von über 120 Mrd. US-Dollar, alleine mehr als 11 Mrd. US-Dollar an Cash/Cash-äquivalenten Mitteln. Die Bilanz sah sicherlich schon mal stärker aus, aber nicht mal der teure Zukauf von Red Hat wird IBM in größere Probleme stürzen.

Problematischer ist da schon, dass IBM schon seit geraumer Zeit kein Wachstumsunternehmen mehr ist. So stagniert die Umsatzentwicklung schon seit rund drei Jahren. Verzeichnete IBM noch 2015 einen Jahresumsatz von ca. 81,74 Mrd. US-Dollar, waren es 2016 nur noch ca. 79,92 Mrd. US-Dollar und 2017 dann sogar nur noch ca. 79,14 Mrd. US-Dollar. Immerhin gab es im vergangenen Geschäftsjahr 2018 wieder ein kleines Plus von +0,57% auf ca. 79,59 Mrd. US-Dollar.

IBM setzt nach der Übernahme von Red hat verstärkt auf die Cloud

Die Gewinnentwicklung sah dementsprechend natürlich auch nicht viel besser aus. Hatte IBM noch in 2015 einen Nettogewinn von 13,19 Mrd. US-Dollar ausgewiesen, waren es nur zwei Jahre später mit ca. 5,75 Mrd. US-Dollar weniger als die Hälfte. Immerhin gelang hier jedoch zuletzt die Trendwende, so dass man im Geschäftsjahr 2018 einen Nettogewinn von ca. 8,73 Mrd. US-Dollar (ca. +51,7%) ausweisen konnte.

Fazit: IBM war und ist eine Dauerbaustelle, aber ein Ende ist endlich absehbar

Ich habe ja eingangs ein wenig die Geschichte des Unternehmens beleuchtet, weil diese aus meiner Sicht essentiell für das Verständnis ist. IBM hat, als ältestes Technologie-Unternehmen überhaupt, die Wirtschaftsgeschichte weltweit sehr stark mitgeprägt. Leider war jedoch die Forschungsabteilung des Konzerns oftmals besser als das Management, so dass hier viele Fehler gemacht worden. Ohne diese Fehler wäre heute vielleicht IBM – und nicht Apple – das wertvollste Unternehmen der Welt.

Allerdings hat es IBM letztlich doch immer wieder geschafft sich neu zu erfinden und versucht es gerade mal wieder. Insofern war, ist und bleibt der Konzern eine Dauerbaustelle, ähnlich wie hier in Deutschland unser Hauptstadtflughafen BER. Allerdings stehen die Manager bei IBM unter dem Druck der Aktionäre, so dass hier ein erfolgreiches Ende der Umbaumaßnahmen absehbar ist. Dies ist letztlich der entscheidende Unterschied, weshalb ich für IBM eine positive Zukunft sehe und für den BER leider eher nicht.

Mit anderen Worten: Die gestern vorgelegten Quartalszahlen (Quartalsumsatz: 18,2 Mrd. US-Dollar (-4,7% gegenüber Q1/2018), Quartals-Nettogewinn: 1,59 Mrd. US-Dollar (-5% gegenüber Q1/2018) waren nicht berauschend, aber noch im Rahmen der Erwartungen. Der Ausblick war etwas schwach, bietet dafür aber nun Potenzial diese selbstgesetzten Ziele zu übertreffen. Virginia Rometty muss nun liefern – oder gehen! Ich würde daher aktuell nicht mehr gegen IBM wetten wollen. Zu Kursen zwischen unter 140,00 US-Dollar kann man den Titel mit Kursziel 170,00 US-Dollar (auf Sicht eines Jahres) einsammeln.

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