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IBM: Analyst bezeichnet Konzern als "Zombie"-Unternehmen

19.07.19 / 19:08

Obwohl IBM (WKN: 851399) gestern besser als erwartete Quartalszahlen vorlegen und die Aktie in der Folge deutlich zulegen konnte, bezeichnet der Analyst Keith Fitz-Gerald den Konzern als "Zombie"-Unternehmen. Als "Zombies" werden dabei in der Finanzbranche Firmen bezeichnet, die eigentlich schon tot sind und nur durch besondere Umstände noch am Leben gehalten werden. So gesehen könnte man also die Commerzbank als "Zombie"-Bank bezeichnen.

Denn ohne die entsprechende Staatshilfen wäre die Bank wohl längst pleite und somit vom Markt verschwunden. Besonders viele "Zombies" gibt es dabei in Japan, da die dortige Regierung keine Insolvenzen von Banken und/oder Großkonzernen akzeptieren wollte. Wie aber kommt der Analyst Keith Fitz-Gerald dann darauf, dass ausgerechnet IBM ein solch "wandelnder Toter" sein könnte? Schauen wir uns das doch einmal selbst an!

Zunächst einmal stellen wir dann fest, dass IBM zwar den vierten Umsatzrückgang in Folge verzeichnen musste. Zugleich vermeldete "Big Blue" jedoch auch den ersten Gewinnanstieg seit drei Quartalen. Dies genügte den leidgeprüften Anteilseignern schon, um die Aktie letztlich um mehr als +6% hoch zu kaufen. Dies sollte jedoch nicht darüber hinweg täuschen, dass die Aktie in den vergangenen fünf Jahren -23% an Wert verloren hat.

Dividenden federn Kursverluste deutlich ab

Zur Wahrheit gehört jedoch ebenfalls, dass IBM im gleichen Zeitraum 28 US-Dollar je Aktie an Dividenden ausgeschüttet hat. Dadurch wurden die Kursverluste natürlich deutlich abgefedert. Bereinigt um diese Ausschüttungen reduziert sich das Minus für die Anteilseigner nämlich von -23% auf nur noch -9,1%. Auch das ist natürlich keine gute Performance, zumal der Gesamtmarkt im gleichen Zeitraum deutlich steigen konnte. Aber es ist schon deutlich erträglicher.

Trotzdem sind sowohl die geschäftliche Performance (Umsatz- und Gewinnentwicklung) als auch die Performance der Aktie zwei gute Argumente für Analyst Keith Fitz-Gerald und dessen Einschätzung, dass IBM ein "Zombie" sei. Aber er hat noch mehr! So führt er bspw. an, dass IBM in den letzten Jahren zahlreiche wichtige Trends in der Technologiebranche schlicht und einfach verschlafen habe, insbesondere den Trend zum Cloud Computing.

Selbst IBM ist inzwischen im Cloud-Business angekommen...

Cloud-Business von IBM ist tatsächlich zu schwach!

Um dies zu belegen, vergleicht er die Wachstumsraten des Cloudgeschäfts von IBM (von zuletzt gerade einmal +5%) mit denen von Marktführer Amazon (mit AWS) von +41% in Q1/2019 bzw. der Nummer 2, Microsoft (mit Azure) von +64% in Q4/2018-2019. Er sieht IBM daher als "zu spät auf der Party angekommen", weshalb der Konzern den Rückstand auf Konkurrenten wie Amazon und Microsoft nicht mehr aufholen könne.

Ja, daran ändere letztlich selbst der Kauf von Red Hat, den CEO Virginia "Ginni" Rometty als "Gamechanger" bezeichnete, nichts. Dabei war diese Übernahme im Gesamtwert von 34 Mrd. US-Dollar die größte Akquisition in der mehr als 100jährigen Geschichte von IBM. Alle genannten Punkte führen schließlich letztendlich dazu, dass er IBM als "Zombie"-Unternehmen betrachtet und von einem Kauf der Aktie abrät.

Analyst hat teilweise Recht, aber...

Eins ist klar: Mit allen genannten Punkten hat Analyst Keith Fitz-Gerald absolut Recht. Tatsächlich hat IBM in den vergangenen Jahren zahlreiche Trends verschlafen, woran alleine der Kauf von Red Hat noch nichts ändert. Dementsprechend schwach war denn auch die geschäftliche Entwicklung sowie in der Folge auch die Kursentwicklung. Trotzdem würde ich dem Analysten bei seinem negativen Fazit widersprechen.

Denn in der schnelllebigen Technologiebranche gibt es immer wieder neue Trends, ein aktueller Trend ist sicherlich die Blockchain. Hier aber ist IBM eines der führenden Unternehmen und liegt mindestens gleichauf mit Microsoft. Zudem sind in Bereichen wie Big Data, CyberSecurity oder Künstliche Intelligenz die Märkte noch längst nicht verteilt. IBM mag daher in den letzten Jahren einen schlechten Job gemacht haben, weshalb die Aktie auch eher ein Rohrkrepierer war.

Dabei war IBM früher ein Vorreiter und hat bspw. den PC "erfunden"

Fazit: Aktie stellt an schwachen Tagen eine Kaufgelegenheit dar

Allerdings ist IBM noch weit davon entfernt zu sterben und somit kein "Zombie"-Unternehmen. Allerdings muss CEO Virginia Rometty nun auch abliefern. Der Kauf von Red Hat sowie der Aufbau einer starken Position im Bereich der Blockchain-Technologie, lassen hoffen. Die Anleger an der Börse waren daher sicherlich nicht von Blindheit geschlagen, als sie die Aktie infolge der aktuellen Quartalszahlen kauften.

Aus fundamentaler Sicht scheint die Aktie um 150 US-Dollar fair bewertet zu sein, d.h. weder über- noch unterbewertet. Charttechnisch dagegen würde ein Kursanstieg über die runde Marke von 150 US-Dollar ein Kaufsignal mit Kursziel 180 US-Dollar triggern. IBM ist über 100 Jahre alt und schon seit den 1970er Jahren im Dow Jones gelistet. Der Konzern hat also schon viele Höhen und Tiefen erlebt und wurde schon mehrfach totgesagt. Auch dieses Mal könnte das zu früh sein!

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