Zalando: Heute feiern die Bullen, aber...

28.02.19

Eine der volatilsten Aktien im MDAX ist sicherlich das Papier der Berliner Zalando SE (WKN: ZAL111). Oftmals wird Zalando ja als die "deutsche Antwort auf Amazon" bezeichnet. Dies ist jedoch nur bedingt richtig. Denn das Vorbild bei der Gründung von Zalando war seinerzeit nicht etwa Amazon, sondern Zappos.com. Zappos.com (der Name wurde abgeleitet vom spanischen Wort für Schuhe, zapatos) wurde allerdings im Jahr 2009 von Amazon übernommen, so dass sich der Kreis wieder schließt.

Aber lassen wir Amazon Amazon und Zappos.com mal Zappos.com sein und konzentrieren uns auf Zalando. Die Aktie war bis vor wenigen Monaten im Prinzip noch ein Kandidat für eine Aufnahme in den deutschen Leitindex DAX. Denn seinerzeit lag der Börsenwert noch bei über 12 Mrd. Euro. Damit wäre der Titel hinter Wirecard, die es ja letztlich geschafft haben, sowie United Internet von Seiten der Marktkapitalisierung her ein DAX-Kandidat gewesen.

Im Zuge der Korrektur am Gesamtmarkt Ende vergangenen Jahres, sowie infolge einer leichten Gewinnwarnung, ging es mit der Aktie stark bergab. So fiel sie von einem Allzeithoch knapp unter 50,00 Euro im Juli auf ein Tief bei 22,00 Euro eine Woche vor Heiligabend. Konkret waren das Kursverluste in Höhe von knapp -56% innerhalb von nur gut fünf Monaten. Damit sollte das Tief jetzt aber auch so langsam gefunden worden sein.

Zalando mit starkem Weihnachtsgeschäft

Was Zalando genau tut, brauche ich an dieser Stelle wohl nicht zu thematisieren. Spätestens seit dem TV-Werbesport "Schrei vor Glück" kennt wohl fast jeder die Gesellschaft. Schauen wir uns daher lieber einmal das aktuelle Zahlenwerk des Unternehmens an. Denn Zalando hat erst heute früh seine aktuellen Quartalszahlen (für Q4/2018 sowie das Gesamtjahr 2018) vorgelegt. Demnach erzielte der Konzern im Weihnachtsquartal einen Umsatz in Höhe von 1,7 Mrd. Euro (+24,6%) sowie ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) in Höhe von 117,8 Mio. Euro.

Im Gesamtjahr reichte es somit zu einem Jahresumsatz in Höhe von 5,4 Mrd. Euro (+20%) sowie einem bereinigten EBIT in Höhe von 173,4 Mio. Euro. Die EBIT-Marge lag somit in Q4 bei gut 7% sowie im Gesamtjahr 2018 bei knapp über 3%. Man kann also sehr gut erkennen, wie wichtig das Weihnachtsgeschäft für einen solchen Online-Einzelhändler ist. Die sehr guten Quartalszahlen basierten dabei einerseits auf einer deutlich gesteigerten Kundenzahl und andererseits darauf, dass die Kunden auch noch mehr bestellt haben, was auf eine hohe Kundenzufriedenheit hindeutet.

Zukünftige Berichterstattung: Bruttowarenvolumen im Mittelpunkt

Wie Zalando weiter mitteilte, wird man ab sofort quartalsweise über die Kennzahl Bruttowarenvolumen (Gross Merchandise Volume, GMV) berichten. Dabei handelt es sich um die Gesamtausgaben von Kunden auf der Zalando-Plattform und zwar sowohl für Waren aus dem eigenen Bestand als auch aus dem Partnerprogramm. Im Geschäftsjahr 2018 gelang es dem Unternehmen das GMV um +21,1% auf 6,6 Mrd. Euro zu steigern.

Für das Geschäftsjahr 2019e kalkuliert Zalando mit einem GMV-Wachstum zwischen +20% und +25% sowie einem Umsatzwachstum am unteren Ende der genannten Spanne und somit um +20%. Dabei möchte der Konzern weiterhin profitabel wachsen und ein bereinigtes EBIT zwischen 175 und 225 Mio. Euro einfahren. Die Investitionen in Logistik und Technologie sollen 300 Mio. Euro betragen.

Fundamentale Bewertung der Aktie: (zu) günstig oder (zu) teuer?

Auf Basis der Umsatz- und Gewinnprognosen für 2019e wird die Aktie, nach dem heutigen Kurssprung um mehr als +20%, mit einem KUV 2019e von knapp unter 1,25 sowie einem KGV 2019e von ca. 57 bewertet. Die große Frage ist nun, ob das als (zu) günstig oder (zu) teuer eingestuft werden muss. Schaut man auf das KUV, wäre es eher günstig. Zumal in den Umsätzen ja das Partnerprogramm nicht mit drin ist. Wobei man jedoch anmerken muss, dass mit Hilfe dieses Partnerprogramms zwar das Umsatzwachstum befeuert, das Gewinnwachstum jedoch eher etwas gebremst wird.

Schaut man dagegen auf das KGV, müsste man die Aktie wohl eher als (zu) teuer klassifizieren. So wird ein Umsatzwachstum von gut +20% sowie ein leicht unterproportionales Gewinnwachstum mit einem KGV von 57 belegt, was weit über einem Price-Earnings-Growth Ratio (PEG) von zwei liegt. Allerdings war die Bewertung der Aktie in der Vergangenheit noch höher, zum Teil lag sie bei 80 und mehr. Alles in allem würde ich die aktuelle Bewertung der Aktie somit insgesamt als fair bezeichnen, super günstig aber ist sie nicht.

Fazit: Nach dem heutigen Kurssprung erscheint die Aktie fair bewertet!

Alles in allem komme ich daher zu dem Schluss, dass die Aktie zu Kursen von fast 50,00 Euro zu teuer und eine Korrektur dringend notwendig war. Zu den Ausverkaufskursen von 22,00 Euro jedoch war sie dann recht günstig. Auf Basis der heute vorgelegten Geschäftszahlen, die ja etwas besser als erwartet ausfielen, ist zwar ein Kurssprung der Aktie nachvollziehbar. Die mehr als +20% erscheinen mir jedoch schon wieder ein etwas zu kräftiger Schluck aus der Pulle zu sein.

Lange Rede, kurzer Sinn: Der fundamental faire Wert der Aktie liegt meines Erachtens zwischen 30,00 und 32,00 Euro. In einem positiven Marktumfeld mag sie es auch bis 35,00 Euro schaffen, alles darüber hinaus muss man als Überbewertung ansehen. Die Kaufbasis für den Titel würde ich zwischen 26,00 und 28,00 Euro sehen, den Stoppkurs dann leicht unter 25,00 Euro setzen. Es gibt schlechtere Unternehmen und damit Aktien als Zalando, aber spätestens nach dem heutigen Kurssprung wirkt die Aktie erst einmal ein wenig ausgereizt. Es ist somit derzeit leider nur eine Aktie für die Watchlist.

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