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Exasol: Zu hoch bewertet – Finger weg!

Marco Messina / 20.05.20 / 10:30

Die Exasol-Aktie (WKN: A0LR9G) scheint ein neuer Highflyer an der Börse zu werden. Aber Vorsicht, ein Kursdebakel könnte vorprogrammiert sein.

Die Exasol AG aus Nürnberg geht fulminant an die Börse. Das nach eigenen Angaben globale Technologieunternehmen und Anbieter einer softwarebasierten "Daten-Engine der nächsten Generation" wurde scheinbar von Zeichnungsaufträgen überrannt und musste seine Aktien zuteilen.

Exasols Enterprise-Datenbank-Edition ist als hochstandardisierte und sofort einsatzbereite Softwareversion im Handel erhältlich. Das heißt, sie ist ohne oder mit nur wenigen Anpassungen einsatzbereit, bevor sie in der IT-Umgebung des Kunden in Produktion geht. Das Produkt ist nach Unternehmensangaben sehr einfach zu installieren, betreiben und erweitern, was die Einführung, den Betrieb und die Skalierung sehr einfach macht, wie Du später in meinen Ausführungen zur "Operating Gross Profit Margin" sehen wirst.

Oberflächlich gesehen mag der Ansturm auf die Papiere des Unternehmens daher verständlich sein. Die Gesellschaft besitzt eine über zwanzigjährige Historie, hat mehrere Hundert, teilweise namhafte Kunden und ist in dem zukunftsweisenden Megatrend Big Data aktiv.

Mit dem frischen Geld möchte Exasol natürlich weiter wachsen. Geplant sind stärkere Aktivitäten in der DACH-Region, in Großbritannien und den USA. Natürlich wollen die Verantwortlichen auch Geld in die Forschung stecken. Somit haben wir auch hier die Standardsätze bei einem IPO lesen dürfen.

Geschäftszahlen geben keinen Anlass für hohe Bewertung

Das Softwareunternehmen durfte gestern die vorzeitige Schließung des Orderbuchs bekannt geben und hat den IPO-Preis mit 9,50 Euro festgesetzt. Damit wurde die Preisspanne nicht vollständig ausgereizt. Kleinanleger mit Miniaufträgen kamen nicht zum Zuge, sodass Zeichnungsaufträge unter 50 Aktien nicht berücksichtigt wurden.

Alles wie immer, wenn eine Firma den Sprung auf das Börsenparkett wagt und die Papiere an den Investor bringen möchte. Zu stattlichen 9,50 Euro je Aktie könnten inklusive Erhöhungsoption und Greenshoe-Position rund 9,20 Millionen angebotene Aktien an den Mann oder die Frau gebracht werden. So weit so schön, aber nun solltest Du genau hinschauen, denn hier fängt das Dilemma an.

Nur rund 5,1 Millionen Aktien stammen aus einer Kapitalerhöhung und es gibt 285.000 eigene Aktien, die platziert werden. Von den eingesammelten Millionen landet demnach nur ein Bruchteil in der eigenen Kriegskasse. Altaktionäre machen wieder einmal Kasse, behalten aber dennoch einen hohen Batzen, den sie später noch unters Volk bringen können.

Erfolgreiche Börsenstories beginnen anders

Bei rund 22,2 Millionen möglichen neuen ausstehenden Aktien liegt die Bewertung bei satten 211 Millionen Euro. Auch wenn die Vermögenswerte von 20,6 Millionen Euro auf 31,5 Millionen Euro angewachsen sind, ist diese Bewertung extrem sportlich.

Obwohl Exasol eine lange Historie von über zwei Jahrzehnten besitzt, sind die geschäftlichen Erfolge nämlich leider überschaubar. Im Jahr 2019 wurde bei Umsätzen in Höhe von nur 21,6 Millionen Euro ein negatives EBITDA nach Einmaleffekten in Höhe von fast 11 Millionen Euro eingefahren.

Vorher, in 2018 wurden immerhin 1,7 Millionen Euro EBITDA bei einem Umsatz in Höhe von 17,7 Millionen Euro erwirtschaftet. Die "Operating Gross Profit Margin" hat in den letzten Jahren kontinuierlich bei über 90 Prozent gelegen und genau dieser gut skalierbare Ansatz scheint Anleger jetzt in Ekstase zu versetzen.

Ich befürchte, dass diese Party in einem starken Kater enden wird. Das Unternehmen ist in einem spannenden Trendfeld aufgestellt, aber die Bewertung zum IPO ist einfach zu hoch, um hier auf attraktive Zeichnungsgewinne zu setzen. Desweiteren stört es mich sehr, dass das Unternehmen nur in den Freiverkehr Scale in Frankfurt an die Börse geht und nicht zumindest in den Prime Standard mit höheren Transparenzrichtlinien.

Vor dem IPO von Vapiano hatte ich Dich auch gewarnt und vor einem großen Vermögensverlust bewahrt. Ich glaube, auch diesmal wieder richtig zu liegen. Du kannst Dir diese Aktie auf die Watchlist legen und zunächst die Kursentwicklung in den ersten Handelswochen abwarten. Bei einem attraktiveren Bewertungsniveau könnte die Aktie dann interessant werden.

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