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Daimler und die E-Mobilität: Mehr Risiko als Chance?

Marc Rendenbach / 11.10.19 / 7:00

Im September hat die Daimler AG (WKN: 710000) mit starken Absatzzahlen und 223.838 verkauften Mercedes-Benz-Fahrzeugen klare Verhältnisse im Premium-Segment gegenüber dem BMW-Konzern (WKN: 519000) geschaffen, der 215.413 Wagen inklusive der Marken MINI und Rolls-Royce an den Kunden brachte. 

Bernstein Research hatte zuletzt den Daumen für Daimler-Aktien gesenkt, das Kursziel auf 50 Euro herabgesetzt und sich fragend über die großen Herausforderungen betreffend der E-Mobilität geäußert. So muss sich noch zeigen, welche Fortschritte Daimler in diesem Bereich macht. Es gibt auch Marktbeobachter, von diesen werden Daimler nur geringe Chancen in dem Zukunftsfeld eingeräumt.

Tradition verpflichtet

Ein Blick zurück: 1890 konstituierte sich "unter der Beteiligung finanzkräftiger Unterstützer die Daimler-Motoren-Gesellschaft", so die offizielle Version - mit Gottlieb Daimler als Co-Gründer der Unternehmung und Wilhelm Maybach als Chefkonstrukteur. Sechs Jahre zuvor gelang es beiden, mit der Konstruktion eines kompakten Verbrennungsmotors die Grundlagen für das Automobil, wie wir es heute kennen, zu schaffen. Die Leistung in der ersten Ausführung: 1 PS.

1926 schließlich ging die von Carl Benz gegründete Benz & Cie, die davor zur zweitgrößten Motorenfabrik Deutschlands und bis zur Jahrhundertwende zum weltweit führenden Automobilhersteller aufstieg, und die Daimler-Motoren-Gesellschaft in der neuformierten Daimler-Benz AG auf, die bis 1998 Bestand hatte. Auf Carl Benz geht die Erfindung des ersten Benzinautos zurück, ein Fahrzeug mit drei Rädern.

Droht Daimler gar die Götterdämmerung?

Der Pioniergeist, der Daimler einst von allen anderen abhob, scheint abhanden gekommen. Die Bestseller-Autoren Marc Friedrich und Matthias Weik vertreten sogar die Meinung, dass Daimler die Götterdämmerung drohen könnte. Aktuell schreiben sie:

Sollte sich das Elektroauto, wieso auch immer nicht durchsetzen, dann hätten die [...] Stuttgarter Autobauer ein gravierendes, voraussichtlich sogar existentielles Problem.

Fest steht: Elektromobilität bedeutet für den Daimler-Konzern transformierende Veränderungen im Produktionsaufbau und auch der Vertrieb/Kundenmanagement dürfte in absehbarer Zeit nicht wiederzuerkennen sein. Im Grund genommen muss Daimler sein Kerngeschäft im nächsten Jahrzehnt auf den Kopf stellen.

Das globale Produktionsnetzwerk werde, so heißt es von Daimler, konsequent auf die Elektromobilität ausgerichtet und "zielgerichtet weiterentwickelt". So seien "umfangreiche Mittel" für die "Neuausrichtung unserer deutschen Produktionsstandorte, den Ausbau unseres internationalen Produktionsnetzwerks sowie das weltweite Produktionsnetzwerk für die Elektromobilität vorgesehen".

Bis zum Jahr 2025 sollen, abhängig vom Ausbau der öffentlichen Infrastruktur und von den Kundenpräferenzen, 15% bis 25 % unserer verkauften Pkw rein elektrisch sein. Dafür planen wir mehr als zehn reine Elektro-Pkw auf den Markt zu bringen.

Daimler hat für seine elektrische Vision eine eigene Marke für "intelligente Elektromobilität" namens EQ eingeführt. Die Hybridisierung von Autos, sprich die Kombination eines Verbrennungs- und Elektromotors, stellt nur die Übergangslösung auf dem Weg zum ganzheitlich batterieelektrischen Antrieb dar. Die Elektrifizierungsstrategie von Daimler macht auch vor der Bus-Sparte nicht Halt. Mit dem vollelektrischen eCitaro-Stadtbus gelang Daimler hier nur der letzte Streich.

In Kürze, am 24. Oktober, wird Daimler den Zwischenbericht zum 3. Quartal vorlegen. Im Mittelpunkt dann stehen die Cashflow-Zahlen, wie Aktienanalyst Jose Asumendi von J.P. Morgan zuletzt mitteilte. Diese Kennzahlen dürften für Anlageexperten auch über die kommenden Jahre bei der Beurteilung der Daimler-Aktie von entscheidender Bedeutung sein.

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