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Amarin: Crash – wegen fragwürdiger Gerichtsentscheidung!

Sascha / 31.03.20 / 9:20

Gestern Abend, nachbörslich, verlor die Aktie von Amarin (WKN: A0NBNG) zeitweise mehr als -70%. Grund hierfür waren Gerüchte auf Twitter, dass das Unternehmen einen wichtigen Rechtsstreit verloren habe – Gerüchte, die sich leider bestätigten.

In dem Gerichtsverfahren vor dem District Court for the District of Nevada ging es um insgesamt sechs Patente des Unternehmens in Bezug auf sein wichtigstes Produkt Vascepa. Bei Vascepa handelt es sich um eine auf Fischöl basierende Pille, die bei zu hohen Blutfettwerten (Stichwort: LDL-Cholesterin) zum Einsatz kommt. Die US-amerikanische Arzneimittelaufsicht FDA hatte dieses Medikament grundsätzlich bereits vor einigen Jahren zugelassen, wobei man jedoch den Anwendungsbereich zunächst noch eng begrenzte.

Amarin verliert Patentrechtsstreit in erster Instanz...

Erst nachdem weitere jahrelange klinische Studien zu einem positiven Abschluss gebracht werden konnten, kam es dann zu einer sogenannten Label-Ausweitung. Dadurch war Vascepa zuletzt auf dem besten Weg ein Blockbuster-Medikament zu werden. Als Blockbuster werden dabei in der Branche Medikamente bezeichnet, die einen Jahresumsatz in Höhe von mindestens einer Milliarde US-Dollar einspielen. Angesichts solcher Aussichten also kein Wunder, dass sich auch andere Biopharma-Unternehmen grundsätzlich für diesen Markt interessieren.

Daher hatten die britische Hikma Pharmaceuticals sowie die indische Dr. Reddy's Laboratories gegen Patente von Amarin zum Schutz von Vascepa geklagt. Experten hatten diesen Klagen jedoch wenig Chancen eingeräumt. So empfahlen beispielsweise die Analysten von Goldman Sachs die Aktie noch vor rund zwei Wochen mit Kursziel 28 USD zum Kauf. Doch gestern urteilte die Richterin Miranda Du, dass die Ungültigkeit von Amarins Vascepa-Patenten „offensichtlich“ sei.

Aktie crasht, Unternehmen kündigt Ausschöpfung aller Rechtsmittel an!

Heute Nacht bestätigte Amarin dann in einer Pressemitteilung die Meldungen, kündigte jedoch zugleich an alle Rechtsmittel gegen diese Entscheidung der Richterin ausschöpfen zu wollen. So plane man nicht nur in Berufung zu gehen, sondern zum Schutz von Unternehmen und Medikament auch eine einstweilige Verfügung zur Aussetzung des Urteils bis zu einer Entscheidung des Berufungsgerichts zu beantragen.

Ferner habe man in der Datenbank der FDA geprüft, ob es dort einen Antrag auf Zulassung eines Generikums (ANDA) gebe, was jedoch bis dato nicht der Fall sei. Daher gehe man derzeit nicht davon aus, dass irgendein anderes Unternehmen kurzfristig ein solches Generikum auf den Markt bringen wird. Denn bevor dies möglich sei, müsse zunächst einmal ein Antrag auf Zulassung bei der FDA eingereicht und positiv von dieser beschieden werden.

„Vor Gericht und auf hoher See immer in Gottes Hand“

Wie ist diese ganze Entwicklung nun zu bewerten? Nun, zunächst einmal ist diese Entscheidung der Richterin eine negative Überraschung, weshalb der heftige Ausverkauf der Aktie logisch erscheint. Die Kernfrage ist jedoch gar nicht mal so sehr, ob ein Berufungsgericht diese Entscheidung kippt. Die Kernfrage ist, ob es einem anderen Unternehmen gelingt ein Generikum zu Vascepa möglichst kurzfristig auf den Markt zu bringen.

Solange der Rechtsstreit um die Patente noch nicht abschließend entschieden ist, halte ich diese Gefahr jedoch für recht gering. Denn kein Unternehmen wird sich der Gefahr aussetzen wollen hinterher dann möglicherweise Schadenersatz in Millionenhöhe leisten zu müssen. Zumal man ja gerade erst wieder gezeigt bekommen hat, dass man „vor Gericht und auf hoher See in Gottes Hand ist“.

Fazit: Sehr mutige Anleger greifen zu, aber...

US-amerikanische Trader kommentierten das Urteil der Richterin im Internet mit den Worten, dass „es wieder einmal zeige wie eine Frau ganze Leben zerstören könne“ beziehungsweise das „diese Richterin wohl auf fallende Kurse bei Amarin gewettet habe“. In der Tat halte auch ich diese Entscheidung für äußerst fragwürdig. Denn das US-Patentamt mag durchaus mal bei der Vergabe eines einzelnen Patents eine Fehlentscheidung treffen. Aber bei gleich sechs Patenten?

Da es jedoch kurzfristig ohnehin noch kein Generikum gibt, Amarin die Zeit bis zur Markteinführung eines solchen sicherlich noch hinauszögern kann und letztlich durchaus gute Chancen bestehen, dass ein Berufungsgericht diese Entscheidung der Richterin Miranda Du noch kippt, können sehr mutige Anleger die Aktie in den aktuellen Crash hinein durchaus kaufen. Optimalerweise bezahlt man dabei weniger als 4,50 USD für die Aktie.

Denn schon kurzfristig halte ich eine deutliche Kurserholung in Richtung sechs bis sieben USD für möglich. Sollte Amarin seine Patente vor Gericht doch noch verteidigen können, wären mittelfristig auch wieder zweistellige Kursziele möglich. Aber selbst wenn nicht, dürfte sich Vascepa im Laufe der nächsten zwei, drei Jahre zu einem Blockbuster entwickeln. Konkurrenz muss nicht immer schlecht sein, sondern kann schließlich auch das Geschäft beleben!

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