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Aixtron: Bedroht das Unternehmen die Sicherheitslage der USA?

21.11.16 / 12:13

Was ist los bei Aixtron (WKN: A0WMPJ)? Die Papiere des Maschinenbauers verlieren heute weitere sieben Prozent. In den letzten Tagen wurde der Wert sogar rund 25% abgestraft. Hintergrund ist der, dass die zur US-Regierung gehörende Behörde, das Committee on Foreign Investment in the United States (CFIUS), eine Übernahme von Aixtron ablehnend bewertet, weil es die Sicherheitslage der USA bedrohe.

Zuletzt war Aixtron Gegenstand einer Übernahmeofferte. Diese könnte jetzt von der US-Regierung blockiert werden. Um es vorwegzunehmen. Die Einwände der US-Behörde wirken auf uns voreilig und äußerst schnell zusammengeschustert. Trotzdem ist deren Bewertung sehr ernst zu nehmen, da sie dem US-Präsidenten nur noch 15 Tage Zeit für eine Kehrtwende lässt. Unter gewöhnlichen Umständen, ohne Donald Trump als nächsten US-Präsidenten, wäre die Übernahme nun fast sicher gescheitert. Doch so leicht wird es diesmal nicht.

Es wäre zu schön gewesen. Aixtron sollte ursprünglich für 6 € je Aktie von der chinesischen Fujian Grand Chip Investment Fund übernommen werden. Dies stellt eine 100% Aufschlag auf die Kurse zu Jahresbeginn dar.

Obgleich bei Aixtron in der Vergangenheit auch immer wieder einmal zyklische Höchstkurse von >20 € bezahlt wurden, lag der Durchschnittspreis in den letzten 15 Jahren eher zwischen 5 und 10 €. Insofern mutet das bestehende Übernahmeangebot relativ fair an.

Basistechnologie für LEDs

Ausschlaggebend für die Übernahmeofferte war wohl, dass sich Aixtron mit seiner MOCVD-Technologie als weltweiter Player bei den auf Galliumnitrid (GaN) basierenden Halbleitern etabliert hat. Diese werden für die Herstellung von roten, blauen, grünen und weißen LEDs benötigt und weisen aufgrund des wachsenden Einsatzes in der Lichttechnik auf markante Wachstumsraten und ein interessantes Zukunftspotenzial auf. Der Gesamtmarkt für helle LEDs besitzt, laut Angaben des chinesischen Branchenexperten LEDinside, eine Größe von rund 15 Mrd. US$ und wächst mit einer Jahresrate von 3%. Wobei LED-Licht mit >10% p.a. wächst und heute etwa die Hälfte des LED-Gesamtmarktes einnimmt.

Trotzdem leidet der LED-Markt unter einem starken Überangebot. China war in den letzten Jahren für über 70% des globalen Neuinstallationen von MOCVD-Anlagen verantwortlich, wobei die Preise kollabieren.

Der Großhandelspreis für eine LED-Röhre, die Leuchtstoffröhren ersetzt, beträgt nur noch rund 1,50 €.

Aixtron Langfristchart:

Quelle: comdirect.de

Quelle: comdirect.de

Licht und Schatten bei den Zahlen zum 3. Quartal

Dass sich Aixtron allein nicht mehr auf Erfolgskurs befindet, demonstrierten einmal mehr die durchwachsenen 9-Monatsergebnisse. Das 3. Quartal zeigte zwar einen hohen Umsatz von 51 Mio. im Vergleich zu 34 Mio. Euro im 2. Quartal und auch die Auftragseingänge von 69 Mio. Euro bestätigten eine positive Tendenz. Gleichwohl lagen die Umsätze für den Neunmonatszeitraum bei lediglich 106,6 Mio. Euro und somit rund 20% unter den Vorjahresergebnissen.

Neue Wachstumsimpulse fehlen

Die stärkste Wachstumsphase hat der LED-Markt zur Mitte des Jahrzehnts bereits hinter sich. Die Volumina wachsen weiter, doch die fallenden Preise können dies umsatzseitig nicht mehr ausgleichen. Neue Anwendungsfelder wie der Einsatz von künstlichem Licht in Gewächshäusern oder die kabellose Datenübertragung mittels Licht (Li-Fi) bieten eventuell neue Wachstumsmöglichkeiten.

Die Aktionäre von Aixtron warten nun schon seit dem Ende der 90er Jahre auf den großen Durchbruch und die nächste Technologie, welche ihrem Investment Traumrenditen verspricht.

Am Ende konnte das Unternehmen leider nie nachhaltig und langfristig von den Pioniergewinnen und seiner intensiven Forschungsarbeit profitieren. Die Entwicklungszyklen sind viel zu kurz dafür und Patente bieten offenbar auch nur einen begrenzten Schutz vor den großindustriellen Nachahmern aus Asien.

Commerzbank senkt Kursziel fast 50% auf 3,30 €

Bleibt die Übernahme aus, fehlt der Aktie darum die Wachstums- und Kursfantasie. Die Commerzbank, bzw. deren Analyst Thomas Becker, hat darum Aixtron heute früh von immerhin „Halten“ auf „Reduzieren“ abgestuft sowie das Kursziel drastisch gesenkt, von 6 auf lediglich 3,30 €.

Er sehe bei Obama keinen Grund dafür, dass dieser der Empfehlung seiner Behörde widersprechen solle und die Übernahme eigenhändig genehmigen würde.

Das Bundeswirtschaftsministerium hatte seine zunächst erteilte Übernahmegenehmigung ebenfalls überraschend zurückgezogen und eine intensive Prüfung angeordnet.

Bürokratiehürden sind ein reines Politikum

Glück in letzter Sekunde könnten die Aixtron-Aktionäre dennoch haben. Die plötzlichen Hürden in Richtung China und Deutschland sehen eher nach einem willkürlichen Politikum aus. Schlussendlich ist China heute schon der größte LED-Produzent weltweit und chinesische Halbleiterproduzenten haben in ihren Fabriken hunderte solcher MOVCD-Anlagen wie von Aixtron installiert. Sogar der US-Konkurrent Veeco Instruments (WKN: 896007) erzielt ein Viertel seiner Umsätze in China.

Es wäre ausnahmsweise möglich, dass die Übernahme bald unter Präsident Trump durchgeht.

Aixtron wird jedenfalls so lange wie möglich auf Zeit spielen und darauf hoffen, dass sich die politischen Probleme klären lassen. «Wir haben sachliche Argumente, um die Bedenken auszuräumen», äußerte sich ein Firmensprecher gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters am Montag.

Die Erholung im 3. Quartal war sichtbar und wurde im Zahlenwerk von Wettbewerbern ebenfalls bestätigt, so dass man von einer industrieweiten Verbesserung der Umsatzzahlen ausgehen kann. Zumindest dieser zyklische Aufschwung dürfte die Kurse langsam eher stabilisieren als belasten.

Mit einem urplötzlichen Ende des Übernahmeinteresseses aus China ist eher nicht zu rechnen, doch besteht ein Kursrisiko von 3,00 € bzw. 25%. Würde die Übernahme bei 6 € durchgehen, wären 35% Kurspotenzial gegeben. Letzteres scheint nach wie vor wahrscheinlicher zu sein. Für die Aktionäre dürfte es jedenfalls zu früh bzw. schon wieder einige Wochen zu spät sein, um jetzt noch zu verkaufen.

Für einen Kauf eignet sich die Aktie nicht. So dürfte das Kurspotenzial für technologisch und fundamental aussichtsreichere Werte – wie sie auf sharedeals.de regelmäßig besprochen werden –  deutlich höher liegen. Dem Bangen bei Aixtron muss man nicht unbedingt ausgesetzt sein.

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