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Gazprom & Co: Was tun nach dem Ausverkauf?

Andreas Lambrou / 28.02.22 / 18:05

Der Absturz russischer Aktien versetzt die meisten Anleger in eine Schockstarre. Doch es gibt erste Schnäppchenjäger, die auf Kaufkurse setzen. Ob Gazprom (WKN: 903276), Lukoil (WKN: A1420E) oder Rosneft (WKN: A0J3N5), Sberbank (WKN: A1JB8N), oder Nornickel (WKN: A140M9), alle notieren auch am heutigen Handelstag ausnahmslos deutlich schwächer.

Ende letzter Woche wurde wegen des Ukraine-Kriegs zunächst heftig über Sanktionen debattiert, aber noch wenig unternommen. Nach schweren Kämpfen um Kiew am Wochenende, die schreckliche und zermürbende Bilder einer Schlacht lieferten, wie sie die Welt seit dem deutschen Angriffskrieg von 1941 nicht mehr auf europäischem Boden erlebte, reagierten die Länder der EU sowie der Schweiz nun deutlich entschlossener.

Ausschluss aus SWIFT bringt Hürden bei der Geldüberweisung

Die meisten russischen Banken wurden am Wochenende aus dem SWIFT-System ausgeschlossen. Damit werden Devisentransfers erheblich erschwert.

Russland hat jedoch mit SPFS seit 2019 noch ein alternatives System zur Abwicklung in- und ausländischer Überweisungen, das sogar mit dem chinesischen Pendant CIPS (Cross-Border Interbank Payment System) verbunden ist. Diesem System sind jedoch noch nicht alle Banken angeschlossen und betriebsbereit. Es dürfte allerdings gerade für die Abwicklung dringender Exportgeschäfte mit China sehr wichtig werden und Russland weiterhin hoch bleibende Öl- und Gas-Exporteinnahmen bescheren.

Kurssturz bei russischen Aktien hält an

Am heutigen Montag reagieren Anleger empfindlich auf die Sanktionen mit Verkäufen bei russischen Aktien, die als ADR und GDR an den Börsen wie London, Frankfurt oder New York notieren.

Kurse gibt es zurzeit bei russischen Aktien nur eingeschränkt. Zumal die Kurse der russischen Börse am Montag als Referenz ausfielen. Der Handel dort wurde komplett eingestellt. Es ist noch völlig unklar, ob die Moskauer Börse MOEX in den kommenden Tagen wiedereröffnen wird.

Kursverluste verbuchen darum Gazprom mit aktuell -24% bei 3,54 €, Nornickel in London bei 14,23 US$ mit -41% oder Polymetal, deren Stammaktien ebenfalls in London notieren, mit aktuell 345,90 Pence und einem Verlust von -57%.

Die russische Sberbank war in London sowie im deutschen Parketthandel heute gar nicht mehr handelbar. Heute Morgen wurde sie aber beim Makler Lang & Schwarz mit -36% bei 2,50 € taxiert. Die Aktien des Ölkonzerns Rosneft notieren in London -42% bei 2,71 US$.

Um den Kapitalabfluss zu stoppen, beschloss die russische Regierung kurzerhand ein Veräußerungsverbot für russische Aktien bei Ausländern beziehungsweise für alle Nicht-Residenten. Wie lange dieses gilt, ist zur Stunde noch unklar.

Die russische Investmentbank Renaissance Capital befürchtet, dass diese Handelsbeschränkungen, die einem effektiven Einfrieren russischer Stammaktien an der Börse Moskau gleichkommen, für lange Zeit Bestand haben könnten.

Es ist davon auszugehen, dass der Handel mit ADRs und GDRs nun relativ unüberschaubar bleibt und letztlich erhebliche Risiken einer mehrmonatigen Handels-Aussetzung bestehen. Wobei das längst in den Kursen eingepreist scheint, wenn wir von einer temporären Phase ausgehen und keiner anhaltenden Kursaussetzung.

Der Rubel geht auf Tauchstation

Anleger müssen in der Historie fast drei Jahrzehnte zurückblicken. Anfang der 90er Jahre gab es einen ähnlich stringenten Wechselkursmechanismus für den Rubel, einen florierenden Schwarzmarkt und dramatische Inflationsraten.

Gemäß Berechnungen des US-Ökonomen Steve Hanke werde die Inflation in Russland nun auf schätzungsweise 70% steigen. Eine enorme Herausforderung für die russische Wirtschaft, die sich gerade erst langsam von der Pandemie erholte.

Die Ratingagentur S&P senkte am späten Freitag die Bonitätsnote Russlands von BBB- auf BB+, im Börsenjargon als Junk oder Schrottanleihen bezeichnet, also unter Investment Grade, und warnte vor weiteren Einschnitten.

Die Rating-Agentur China Chengxin International äußerte sich bisher nicht zu Russland, gab aber am Freitag bekannt, dass sie das Länderrating der Ukraine um zwei Stufen auf die nicht investierbare Bewertung CCCg gesenkt hat, da das Land nach der russischen Invasion in diesem Jahr in eine tiefe Rezession fallen könnte.

Insgesamt könnten die internationale Zahlungsfähigkeit und die Zahlungsbereitschaft Russlands gegenüber dem Westen nun deutlich eingeschränkt werden, wobei ich selbst selbst im Falle eines technischen „Defaults“, bei dem Zins- und Tilgungsraten ausgesetzt würden, noch keinen Totalverlust erwarten würde.

Russland reagiert mit Kapitalverkehrskontrollen

Um den Rubelabsturz zu bremsen, erhöhte die russische Zentralbank ihren Zinssatz von knapp 10% auf 20% und führte außerdem erste Maßnahmen in Richtung von Kapitalverkehrskontrollen ein.

Zurzeit baut die politische Führung aber darauf, dass ein Pflichtumtausch für Exporteinnahmen die Abflüsse aus dem Finanzmarkt stoppen und dazu beitragen sollte, den Vertrauensverlust zu stoppen.

Elvira Nabiullina, Gouverneurin der russischen Zentralbank, sagte in einer kurzen Mitteilung:

Die Bank von Russland wird sehr flexibel alle notwendigen Instrumente einsetzen.

Das klingt erst einmal nicht besonders vertrauensfördernd, zumal es Jahrzehnte brauchte, um internationale Investoren von der Werthaltigkeit russischer Wertpapiere zu überzeugen.

Russische Aktien mit historischen Ausverkaufskursen?

Es ist sehr wahrscheinlich, dass Anleger in den kommenden Tagen und Wochen nun die zweite Chance seit zwei Jahrzehnten zum langfristigen Kauf russischer Aktien bekommen werden.

Im Zuge seiner letzten großen Finanzkrise 1998 konnte Russland seine Zinsen temporär ebenfalls begleichen. Gleichzeitig wertete der Rubel drastisch ab. Russische Bürger verloren ihr Erspartes nahezu vollständig. Trotzdem konnten risikobereite Anleger die Schnäppchenkurse ihres Lebens machen.

Den russischen RTS Index, das Pendant zum deutschen DAX 40 Index, der traditionell in der Hartwährung US-Dollar denomiert wird, konnte man im Sommer 1998 unter 100 Punkten und beim Allzeittief im Oktober 1998 zu Kursen um 39 Punkten kaufen. Seit dem vorangegangenen Hoch verlor der Index allerdings -92%.

Im Zuge der starken Energiepreise zur Jahrtausendwende erreichte der RTS Index nach einer phantastischen jahrelangen Aufholjagd im Herbst 2005 erstmals die Marke von 1.000 Punkten oder +2.500% vom Tief.

Wird sich die Erfolgsgeschichte von russischen Aktien wiederholen?

Ich meine: Ja, die Wahrscheinlichkeit für exorbitante Kursgewinne mit russischen Aktien ist hoch. Nur müssen Sie dabei berücksichtigen, dass Sie als Anleger das absolute Tief praktisch nie genau treffen.

Persönlich erinnere ich mich gut daran, wie ich im Frühsommer 1998 mit ersten Käufen in das fallende Messer begann und im Herbst zeitweise mehr als -50% Buchverlust im Depot stehen hatte. Nur ein energischer Nachkauf und eine Engelsgeduld führten dann doch innerhalb von sieben Jahren zu den erwünschten Rekordrenditen. Während sich die Aktien von Unternehmen wie Sberbank, Lukoil oder Gazprom leicht mehr als verzehnfachten, wurde die damals bestgeführte und günstigste Ölaktie mit Namen Yukos zerschlagen, die größten Förderfelder im Rahmen einer umstrittenen Auktion wurden zum Liquidationswert von Rosneft übernommen.

Am Ende gewinnt der schlaue Investor

Hochaktuell kommt zudem eine besondere Schwierigkeit für die Bewertung von russischen Aktien hinzu. Durch die Kapitalverkehrskontrollen sind russische Wertpapiere nicht mehr so frei wie anno 1998 in US-Dollar konvertierbar.

Es gibt stets große Hürden auf dem Weg zum Depotmillionär. Und russische Aktien bieten Ihnen sicher keine Garantie, um über Nacht reich zu werden. Wenn Sie sich mit den speziellen Risiken von russischen Aktien anfreunden können und an eine Welt nach dem Ukraine-Krieg glauben, bieten sich russische Aktien dennoch zur Beimischung in einem starken Rohstoffwerte-Depot an.

Kurzfristig sollten Sie aber bedenken, dass jederzeit die ADR- und GDR-Notierungen ausgesetzt oder beendet werden könnten. Ob ein unregulierter Handel der bestehenden Aktien noch möglich sein würde, steht noch in den Sternen.

Was auch geschieht: Ich informiere Sie über die aktuellen Entwicklungen.

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