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Peloton Interactive: Ein weiterer total verrückter US-Börsengang!

Sascha / 26.09.19 / 19:40

Heute feiert die Aktie von Peloton Interactive (WKN: A2PR0M) ihr Debüt an der NASDAQ. Der Ausgabepreis der Aktie des erst 2012 in New York gegründeten Unternehmens wurde dabei am oberen Ende der Bookbuildingspanne von 26 bis 29 US-Dollar festgelegt. Platziert wurden im Rahmen des IPOs 40 Mio. Aktien, so dass der Gesellschaft ein Bruttoemissionserlös in Höhe von 1,16 Mrd. US-Dollar zufließen dürfte.

Die Market Cap. insgesamt beträgt jedoch sage und schreibe mehr als acht Milliarden US-Dollar. Demgegenüber stand zuletzt, im vierten Quartal des Geschäftsjahres 2019/2020 ein Quartalsumsatz von 223,4 Mio. US-Dollar sowie ein Nettoverlust in Höhe von 47,4 Mio. US-Dollar. Im gesamten Geschäftsjahr 2019/2020 wurde so ein Jahresumsatz von 915,0 Mio. (+110,3%) bei einem Nettoverlust von 195,6 Mio. US-Dollar eingefahren.

Bei Peloton Interactive handelt es sich um ein Unternehmen, das spezielle Fitnessgeräte herstellt. Das derzeitige Vorzeigeprodukt ist dabei ein Luxus-Heimfahrrad, es gibt jedoch auch bereits ein Luxus-Laufband. Doch Peloton Interactive bräuchte nicht Interactive im Namen zu tragen, wenn das alles wäre. Denn neben dem Verkauf solcher „Hardware“ bietet man seinen Kunden auch bestimmte Services an.

Hardware-Verkäufe sind aktuell noch entscheidend...

So gibt es mit Peloton Digital einen monatlichen Abonnement-Dienst, über den Kunden die Kurse des Unternehmens auf Apple iOS-Geräten (wie beispielsweise dem iPhone) streamen können. Bei diesen Kursen handelt es sich letztlich um Videos übers Laufen (sowohl auf dem Laufband wie auch Outdoor), Meditation, Radfahren oder auch Yoga. Grundsätzlich ist es jedoch, ähnlich wie bei Apple, wohl so, dass die Hardwareverkäufe (wie ein 4.000 US-Dollar teures Luxus-Laufband) für einen großen Teil des Umsatzes verantwortlich sind.

Dafür ist der Bereich Software & Services, schon dank der hohen Skalierbarkeit, deutlich profitabler. Letzten Endes befindet sich Peloton Interactive heute jedoch wohl da, wo sich Apple mit seinem iPhone einst im Jahr 2008 befand. So sind die Hardwareverkäufe für das Umsatzwachstum sowie den Aufbau eines eigenen Fitness-Universums essentiell. Später mal kann man dann jedoch vielleicht, bei deutlich niedrigeren Umsätzen, hohe Gewinnmargen erzielen und dadurch hohe Gewinne einfahren.

Das Luxus-Heimfahrrad von Peloton Interactive ist stylisch genug, so dass man es auch in sein Wohnzimmer stellen kann.

Geschäftsmodell ist leicht angreifbar

Grundsätzlich scheint Peloton Interactive also im Fitnessbereich etwas ähnliches aufbauen zu wollen, wie es Apple seinerzeit im Smartphone-Business geschafft hat. Das ist daher auch die Phantasie, die in dieser Aktie steckt. Angefeuert wird diese dann auch noch von einem regelrechten Fitness-Boom, der schon eine Aktie wie das Papier von Planet in den vergangenen Monaten durch die Decke gehen ließ. Ich sehe allerdings letzten Endes doch gewaltige Unterschiede zwischen Apple und Peloton Interactive.

So halte ich beispielsweise die Markteintrittsbarrieren im Markt für Fitnessgeräte für deutlich niedriger als im Smartphonegeschäft. Ohnehin kann man sich die Frage stellen, wer für ein Luxus-Heimfahrrad oder ein Luxus-Laufband dauerhaft solch hohen Preise akzeptieren wird. Entweder kann Peloton Interactive letzten Endes nur eine kleine Marktnische, nämlich der Reichen und Superreichen, adressieren. Oder aber man muss früher oder später die aufgerufenen Preise deutlich absenken, was jedoch die Gewinnmargen entsprechend dahin schmelzen lassen wird.

Fundamentale Bewertung der Aktie absurd hoch!

Angesichts dieser mittel- bis langfristigen Aussichten halte ich die fundamentale Bewertung der Aktie zum heutigen IPO für absurd hoch. So wies die Aktie beim Ausgabepreis von 29 US-Dollar bekanntlich eine Marktkapitalisierung von über acht Milliarden US-Dollar auf. Demgegenüber stand zuletzt bekanntlich ein Jahresumsatz von 915 Mio. US-Dollar, so dass sich ein KUV 2019e von knapp neun errechnet.

Ein KGV 2019e gibt es, aufgrund der nach wie vor anfallenden Verluste, natürlich nicht. In 2020e dürfte der Jahresumsatz dann auf knapp unter 1,5 Mrd. US-Dollar steigen, wobei unverändert rote Zahlen geschrieben werden sollten. Demnach würde das KUV 2020e auf gut 5,5 sinken, was für einen Hersteller von Fitnessgeräten immer noch hoch erscheint. Kein Wunder also, dass die Aktie heute, an ihrem ersten Handelstag, erst einmal unter Abgabedruck steht.

Meines Erachtens dürfte die Aktie eines solchen unprofitablen Unternehmens maximal mit einem KUV 2020e zwischen eins und zwei habdeln. Dies würde einem Börsenwert von maximal knapp drei Milliarden US-Dollar und einem Aktienkurs von etwa 10,75 US-Dollar entsprechen. Zu 29 US-Dollar, dem IPO-Preis, war die Bewertung daher völlig absurd, zu den aktuellen Kursen um 26 US-Dollar ist sie immer noch viel zu hoch. Halten Sie sich daher von dieser Aktie besser fern!

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